Freilich sei Naturverjüngung der Königsweg“, präzisierte Niefenthaler. Junge Bäume, die durch natürliche Aussaat wachsen, sind besser verwurzelt als nachgepflanzte.
Doch dann zog Kollege Schirmer ganz oben am Entegast eine Karte hervor, die zeigte, dass selbst der am weitesten verbreitete Baum Mitteleuropas, die Buche, hier in 80 Jahren kaum eine Chance mehr hat, wenn es mit der Erderwärmung so weitergeht. Also müssen die Förster nachhelfen, auch dort, wo junge Buchen schön dicht nachwachsen. Buchen, die das Jahr 2100 erleben - hoffentlich! Um das Risiko zu minimieren, will Niefenthaler dazwischen auch Eichen und Kirschen und Kastanien setzen.
Vielfalt und Mischung heißt die Devise jetzt im Wald. Für ihn ist klar: „Weg vom Nadelholz!“ Schirmer zog eine andere Szenariokarte hervor, die die Fichte betrifft. Sie habe hier im Klimawandel überhaupt keine Berechtigung mehr, auch wenn er privaten Waldbesitzern das Pflanzen dieses Auslaufmodells nicht verbieten kann. „Aber eine Förderung gibt es für die Fichte nicht.“ Wenn Nadelholz, dann Douglasie, so der Expertenrat: „Die Douglasie hat noch eine gute Chance, weil sie trockenresistenter ist.“ Noch eine Hiobsbotschaft: Abgeschrieben werden auch die Eschen, von denen nur ein bis zwei Prozent gegen das Eschentriebsterben gefeit seien.
„Irrationale Preise“
Irgendwann im Wald machten die Gemeinderäte auf das Missverhältnis zwischen Rohstoffpreisen, die wegen des Borkenkäfers im Keller waren, und den Baumarktpreisen für Holz aufmerksam. „Die Preisentwicklungen sind bisweilen irrational“, befand Schirmer.
Der Höhenflug der Holzpreise sei vor eineinhalb Jahren durch eine unerwartete Nachfrage aus Amerika zustande gekommen. Sie bescherte Großsägereien volle Kassen, und die heimischen Waldbesitzer gingen praktisch leer aus. Jetzt sei zu erwarten, dass auch „unten“ etwas ankomme. „Der Brennholzpreis wird im kommenden Winter deutlich ansteigen“, so die Prognose Schirmers. „Ich habe schon ganz erstaunliche Kurse gehört.“ Auch beim Rundholz steigen die Preise, profitieren also die Waldbesitzer.
Hoher Erholungswert
In Gersbach schauten sich die Lokalpolitiker auch noch die Bedeutung des Waldes für Freizeit und Erholung an. Am Ende war klar, dass der Wert des Waldes nicht mehr nur nach Erträgen aus dem Verkauf des Holzes berechnet werden kann. „Der Wald hat eine hohe Bedeutung für Klima und Gesellschaft. Wir versuchen, die verschiedenen Wald-Funktionen unter einen Hut zu bekommen“, schloss Schirmer.
Info
- Schopfheim verfügt über rund 3600 Hektar Waldfläche, was einem Anteil von 53 Prozent entspricht.
- Der Anteil der Laubbäume beträgt 54 Prozent. Der 46-prozentige Anteil der Nadelgehölze nimmt weiter ab. In einer guten Durchmischung sind viele Baumarten vertreten.
- Die wichtigsten Arten sind Buche (33 Prozent), Fichte (23) und Tanne (17). Im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung werden pro Jahr und Hektar 7,6 Festmeter geerntet, während in derselben Zeit 9,3 Festmeter nachwachsen.
- Der Wald erfüllt gleichzeitig eine wichtige Funktion, indem er Boden, Wasser und Klima schützt und Lebensraum für seltene Tiere bietet. Den Menschen dient er zur Freizeit und Erholung.