Schopfheimer Markt Mit Gerhard Brombacher geht ein Urgestein

Maximilian Müller
Gerhard Brombacher aus Holzen bietet am Samstag, 23. Dezember, zum letzten Mal seine Waren auf dem Markt in Schopfheim an. Foto: Maximilian Müller

Seit 56 Jahren hat er seinen Stand auf dem Marktplatz und verkauft dort Eier, Geflügel, Äpfel, Spirituosen und Honig, doch am Samstag, 23. Dezember, wird es Gerhard Brombachers letzter Tag als Beschicker auf dem Marktplatz sein.

Er habe Glück gehabt mit seinem Stand, berichtet Brombacher aus Kandern-Holzen. Der damalige Bürgermeister von Bürchau habe ihm den Platz angeboten, als dieser sich zurückzog – und auch gleich Teile der Ausstattung überlassen. Zu dieser Zeit hielt Brombacher noch selbst Hühner. Den Mist brachte der Landwirt aufs Feld aus, wo der Mais dank des Düngers besonders gut gedieh. Mit der Ernte fütterte der heute 85-Jährige seine Hühner aber nicht direkt, sondern er brachte sie zum Tierfuttermischwerk zur Weiterverarbeitung.

Unter den Linden

Der Stand erwies sich als Glückstreffer, insbesondere im Sommer. Unter den Linden auf dem Platz blieben Fleisch und Eier gut kühl und auch ihm wurde es nicht zu warm. Erst als er schon mehrere Jahre den Markt beschickt hatte, kam auch ein Kühlschrank für das Fleisch hinzu.

Im Winter sehe es schon wieder anders aus, berichtet Brombacher. Minus zehn Grad auf dem Marktplatz sei das härteste, was er bisher erlebt habe. Dabei müsse man schauen, dass man die Finger wärme. Und auch die Eier dürften letztlich nicht zu kalt werden. Ihm selbst als Landwirt, der immer viel draußen war, mache das Wetter aber nicht viel aus.

Morgens gegen sechs Uhr an Markttagen belädt Brombacher seinen Transporter mit Fleisch, bevor er nach Schopfheim aufbricht.

Landwirtschaft aufgegeben

Die Eier hat er da bereits am Vorabend ins Auto verfrachtet, denn die Garage habe die richtige Temperatur dafür. Am Stand steht oft eine Schlange, viele nutzen den Besuch auch zu einem kleinen Schwätzchen, decken sich mit Geflügel und Äpfeln ein. Dabei kommt keine digitale Waage zum Einsatz, sondern ganz klassisch eine mit Gegengewichten. Schon vor einigen Jahren hat Brombacher die Landwirtschaft, die er von seinen Eltern übernommen hatte, aufgegeben. Seine Produkte bezog er dann von einem „Kompagnon“, wie er es gegenüber unserer Zeitung ausdrückte. Einen Nachfolger für seinen Stand habe er nicht in Sicht. Er habe auch keine Rückmeldung von der Stadt erhalten, als er mitteilte, dass er nach Weihnachten nicht mehr zu den Beschickern zählt.

Kunden sammeln Geld

Immer noch gerührt ist Brombacher von der Reaktion seiner Kunden, als er ein Bußgeld wegen des Verstoßes gegen die Corona-Vorschriften zahlen musste. Er hatte beim Abräumen seines Standes wegen der Anstrengung die Maske abgenommen, berichtet er. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamts habe dies angezeigt und er habe eine Strafe von knapp 130 Euro zahlen müssen. Kunden seien dabei nicht in der Nähe gewesen. Als der Vorfall bekannt wurde, sammelten Kunden Geld, mit dem Brombacher die Strafe zahlen konnte.

Wachsweich

Und wie isst Brombacher sein Ei am liebsten? Wachsweich, so wie seine frühere Frau ihm gezeigt hat, wie man es kochen soll. Das erreiche man, indem man das Ei in einen Topf mit kaltem Wasser gibt, das Wasser auf einem Elektroherd zum Kochen bringt, den Herd dann ausschaltet und das Ei vier Minuten ziehen lässt. Mit der Restwärme erreiche es dann die ideale Konsistenz. Wichtig sei aber, dass das Ei vorher nicht im Kühlschrank war. Wenn doch, müsse man es am Abend zuvor herausholen, damit es Zimmertemperatur hat.

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