Schopfheimer Nachtumzug Kontrolle Jugendlicher eskaliert

Anja Bertsch
Die Bundespolizisten beruhigten die Lage. Foto: Anja Bertsch

Eine Gruppe bedrängte Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes.

Unschöne Szenen spielten sich am Montagabend unmittelbar nach dem Nachtumzug in der Schopfheimer Innenstadt ab. Der letzte Frosch der gleichnamigen Höllsteiner Clique, „Schlusslicht“ des Umzugs, war kaum am Marktplatz vorübergezogen, als es in unmittelbarer Nähe, beim Schmuck- und Brillengeschäft E+V, offenbar eine Unstimmigkeit zwischen Ordnungskräften und einigen Jugendlichen gab, die sich innerhalb weniger Momente hochschaukelte.

Ordnungskraft bricht sich den Daumen

Laut Thomas Batzel, Pressesprecher der Polizei, war der Gemeindevollzugsdienst auf eine größere Personengruppe aufmerksam geworden, die sich provokant verhielt. Ein Jugendlicher habe sich dabei einer Kontrolle entziehen wollen. Vermutlich beim Versuch, ihn festzuhalten, brach sich eine Mitarbeiterin des Gemeindevollzugsdienstes den Daumen.

Aufgebrachte Jugendliche

Daraufhin soll sich eine größere Gruppe Jugendlicher mit dem Kontrollierten solidarisiert und die vier Kräfte des Ordnungsamts bedrängt haben. Diese sahen sich in eine Nische zwischen Schaufenster und Hauseingang gedrängt, die Gruppe aufgebrachter Jugendlicher vor sich. Die Situation schaukelte sich in wenigen Momenten hoch. Schnell wurde die Lage vor Ort noch unübersichtlicher: Zahllose Menschen, gerade frisch vom Umzug kommend, wurden Zeugen des Geschehens; im Nu bildete sich ein Pulk an Schaulustigen um den Kern des Geschehens. Menschen versuchten, einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen, stiegen für einen besseren Blick auf die Stadtmöbel, fotografierten und filmten die Szenerie. Eigenständig griffen mehrere Einsatzkräfte der Bundespolizei, die wegen des Nachtumzugs am Bahnhof positioniert waren, ins Geschehen ein, teilt die Polizei mit. Sie kamen in hohem Tempo mit Blaulicht und Martinshorn über die Scheffelstraße in die Hauptstraße. Ein ganzer Pulk Jugendlicher stob sofort in die Gegenrichtung davon und flüchtete die Hebelstraße hinauf.

Im Nu bildete sich ein Pulk. Foto: Anja Bertsch

Bundespolizei greift ein

Schaulustige abgeblockt

Vor Ort beruhigten die Beamten die Lage, blockten die Schaulustigen ab und legten jemanden in Handschellen. Der Hauptverdächtige wurde laut Ralf Uehlin, Leiter des Schopfheimer Polizeireviers und Einsatzleiter vor Ort, vorläufig festgenommen. In einer ersten Stellungnahme ordnete dieser das Geschehen betont unaufgeregt ein. Laut Pressestelle der Polizei wurde der betroffene Jugendliche später seiner Mutter übergeben.

Mit Blaulicht im Einsatz Foto: Anja Bertsch

Noch vor der Polizei vor Ort war das DRK, das während des Umzugs Bereitschaftsdienst schob. Die Rettungskräfte beobachteten das Geschehen aus der Distanz, um sich dann, als nach Eintreffen der Polizei ein sicheres Eingreifen möglich war, um mögliche Verletzte zu kümmern.

Polizei dementiert Gerüchte

Gerüchten, dass der Jugendliche ein Messer bei sich gehabt haben soll, widersprach die Polizei im Gespräch mit unserer Zeitung. Von einem Vorfall, dass jemand, der am Boden lag, getreten worden sei, wie manche Umstehende behaupteten, war bei der Pressestelle der Polizei nichts bekannt. Die Staatsanwaltschaft ermittle nun gegen den Jugendlichen wegen des Verdachts auf Beleidigung, fahrlässige Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Laut Pressemitteilung der Stadt Schopfheim habe es sich um eine Jugendschutzkontrolle gehandelt. Bei dem Vorfall seien drei Mitarbeiter verletzt worden.

„Ich bin entsetzt und schockiert über die Gewaltbereitschaft gegen meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, wird Bürgermeister Dirk Harscher darin zitiert.

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