Schopfheimer Zauberkünstler „Betrug“ mit Charme und Spaßgarantie

Gudrun Gehr
Sorgt für faszinierenden Bühnenzauber: Hans Klinger alias „Der große Hansini“ Foto: Gudrun Gehr

Zauberkünstler Hans Klinger alias „Der große Hansini“ verrät im Pressegespräch Überraschendes: „Zaubern ist unnötig wie ein Kropf – aber ein Prickeln für die Seele, genauso wie Champagner“. Er ist realistisch genug um festzustellen: „Zauberei ist Betrug“.

Mit eben dieser Bekenntnis leitet er auch jeden seiner Auftritte ein, sei es bei Seniorennachmittagen, Firmenfeiern oder Vereinstreffen. Auslöser war ein Auftritt in einem evangelischen Gemeindehaus, erinnert sich Klinger schmunzelnd: Dort habe sich jemand ernsthaft beim Pfarrer beschwert, wie man so einen Zauber unter dem Kreuz zulassen könne. Seitdem schickt Klinger seinen Auftritten eine Warnung voraus: „Ich bin kein Zauberer, sondern ein Betrüger.“

„Hauptsache, es macht Spaß“

Der Faszination allerdings tut das keinen Abbruch, im Gegenteil, eben darum geht es ja bei den Zaubertricks: „Ich versuche, die sieben Sinne der Menschen zu täuschen und sie dabei zu unterhalten und zu erstaunen“, sagt Klinger lachend: „Hauptsache, es macht Spaß.“ Gelingen die magischen „Täuschungsmanöver“, sei das für ihn mindestens genauso schön wie für die auf diese Weise Beschenkten.

Der 72-Jährige wohnt seit Jahrzehnten in Langenau, aufgewachsen ist er in Lörrach-Haagen. Erlernt hat er den Beruf des Bilanzbuchhalters, den er denn auch über 40 Jahre hinweg ausübte. Die Zauberei scheint vor diesem auf harte Fakten fokussierten beruflichen Hintergrund als willkommener Kontrapunkt: „Als Gegensatz zieht sich die Wahrheitsliebe und das Betrügen wohl an, hierzu passt die Tätigkeit eines Zauberers bestens.“

Bereits als Junge besaß Hans Klinger einen Zauberkasten, aus dem er die ersten Kartentricks erlernte. Später unterhielt er als Lehrling auf der Firmen-Weihnachtsfeier, weil ihm der Krabbelsack zu langweilig war, und als Wehrpflichtiger unterhielt er im Bundeswehr-Casino seine Kameraden.

Zauberutensilien aus eigener Herstellung

Aus seiner Zeit bei der Bundeswehr stammt auch eine rote, martialisch aussehende Munitionskiste mit vielen eisernen Beschlägen, die ihm lange als authentisch aussehende Zauberkiste für sein langsam anwachsendes Equipment diente. Die Zauberutensilien stellte er oft in eigener Bastelarbeit her. Zum Künstlernamen „Großer Hansini“ hat er sich vom Klang inspirieren lassen: „Es sollte italienisch klingen.“

Seine Eheschließung erfolgte 1974, genau vor 50 Jahren; die „goldene Hochzeitsreise“ wird das Ehepaar im Sommer an den Ringköbing-Fjord in Dänemark führen. Zwei Kinder wurden geboren und gingen in die Schopfheimer Waldorfschule. In dieser Zeit wurden seine Bastelaktivitäten noch intensiver: Für den alljährlichen Martini-Basar stellte er gemeinsam mit seiner Ehefrau viel Spielzeug her, und auch in der Herstellung der benötigten Zauberartikel erwarb er noch mehr Routine. Auch die ersten Zauber-Workshops führte er in dieser Zeit durch.

Trotz seiner mittlerweile jahrzehntelangen Erfahrung, zahlloser Auftritte und vieler begeisterter Zuschauer bleibt Hans Klinger in seiner Selbsteinschätzung bescheiden: „Eigentlich bin ich nur ein kleiner Hobby-Zauberer“, sagt er über sich selbst.

Gedankenlesen und Tischzauber

Auf eine bestimmte „Zauber-Disziplin“ spezialisiert hat er sich nicht; eine ausgeprägte Fingerfertigkeit etwa, die er beispielsweise bei Kartentricks anwenden könnte, besitze er nicht. Viel mehr präsentiert er ein Rundum-Programm mit Gedankenlesen und Tischzauberei. Inspiration holt er sich dabei auch von großen Zauberkollegen wie den „Ehrlich-Brothers“.

Die Zaubertricks entwickelt er selbst und führt sie zunächst unter dem strengen Blick seiner Frau und Tochter Nora. Diese unterstützt ihren Vater denn auch bei den Auftritten mit dem Auf- und Abbau der Requisiten.

Wichtig für einen gelungenen Auftritt sei, die eigentlichen Zaubertricks „mit Geschichten zu unterlegen“, verrät Klinger. Die Präsentationen seien auch immer als Entertainment gedacht. Als Beispiel nennt „Hansini“ den verblüffenden Zaubertrick mit sogenannten „Perpetual Puzzles“: Ein rechteckiges Puzzle aus fünf Einzelteilen passt exakt in einen schmalen Rahmen. Wird dieser entfernt und ein weiteres Puzzleteil hinzugefügt, können alle Einzelteile erneut so arrangiert werden, dass der Rahmen genau ausgefüllt wird – ein Faszinosum, das, so verrät der Zauberer, auf einem mathematischen Paradoxon beruht.

„Gelegentlich geht etwas schief“

Gerne präsentiert er auch sogenannte „Aufsitzertricks“, in denen ein (Stoff-)Kaninchen in überraschend verschiedenfarbigen Zylindern auftaucht.

Er schmunzelt: „Gelegentlich geht auch mal was schief.“ So etwa bei einer Aufführung des Zaubertricks „Wasser in Zeitung“, wo das Wasser dann nicht verschwand, sondern über die Bühne lief. Ein Drama indes war auch das nicht: „Ich hatte die Lacher auf meiner Seite“.

Bei allem Vergnügen, das „Der große Hansini“ seinen Zuschauern und auch sich selbst mit seinen Tricks bereitet, ist das Ganze doch auch ein Stück harte Arbeit: „Nach etwa eineinhalb Stunden reicht es mir, dann bin ich geschafft“, bekennt der Bühnenkünstler. Ein passender Ausgleich ist da das ganz und gar nicht extrovertierte zweite Hobby von Hans Klinger: Das Angeln.

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