^ Schopfheim: Kirchengebäude auf der „roten Liste“ - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Schopfheim Kirchengebäude auf der „roten Liste“

Anja Bertsch
Die Fahrnauer Matthäuskirche Foto: Anja Bertsch

Im Rahmen des Strategie- und Sparprozessess der Evangelischen Landeskirche kommen auch die Gebäude auf den Prüfstand. Etliche Kirchen und Gemeindehäuser in Langenau, Wiechs, Gersbach und Fahrnau stehen auf auf „rot“. Was heißt das?

Es bedeutet zumindest nicht, dass die betroffenen Gebäude zwangsläufig verkauft werden müssen. Sehr wohl aber, dass es von der Landeskirche für die Gebäude künftig kein Geld mehr gibt, zum Beispiel für Baumaßnahmen. Heißt: Die Kirchengemeinden vor Ort müssen überlegen, wie sie allfällige Maßnahmen in Zukunft selbst stemmen und ob das überhaupt gewünscht ist – oder ob sie sich langfristig eben doch von Objekten trennen wollen oder müssen.

Auf der anderen Seite des für die Einordnung eingeführten Ampelsystems finden sich die „grünen Gebäude: Für diese können die Kirchengemeinden auch künftig Baufördermittel erhalten. „Über die Kategorisierung gelber Gebäude wird zu einem späteren Zeitpunkt in Abhängigkeit von der Finanzentwicklung entschieden“, teilt der Kirchenbezirk mit.

Die evangelische Kirche in Gersbach. Foto: Archivfoto: Gerd Sutter

In der evangelischen Kirchengemeinde Fahrnau-Gersbach stehen mit der Matthäuskirche, der Kirche St. Agathe (beide in Fahrnau) und dem Gersbacher Gemeindehaus gleich drei Gebäude auf der „roten Liste“.

Gersbach: „Keine großen Bauchschmerzen“

Das Fahrnauer Gemeindehaus hingegen ist grün markiert, das Gersbacher Gotteshaus ein aus Kirchensicht glücklicher Sonderfall: Aufgrund der Historie ist dieses in staatlichem Besitz, wodurch bei Bauarbeiten vor allem das Land in der Pflicht ist, wie Pfarrerin Ulrike Krumm im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert.

Das rot markierte Pfarr- und Gemeindehaus in Gersbach hingegen gehört allein der Kirchengemeinde. Genutzt wird es als Büro und als Veranstaltungsraum für die Gemeinde; die frühere Pfarrwohnung ist vermietet. Das wiederum bringe Einnahmen, aus denen die Kirchengemeinde Rücklagen bilden kann – auf dass man bei fälligen Baumaßnahmen auch ohne Zuschuss der Landeskirche auskommen könnte, legt Krumm dar: „Das muss uns in den nächsten Jahren keine großen Bauchschmerzen bereiten.“

Zwei Kirchen in Fahrnau – und beide rot

In Fahrnau liegen mit Matthäus- und St. Agathen-Kirche gleich zwei evangelische Kirchen in unmittelbarer Nachbarschaft; im Ampelsystem stehen nun beide auf rot. Dass es diese beiden Kirchen gibt, „hat historisch gute Gründe“, schildert Krumm: Als die Matthäuskirche nach langer Vorgeschichte in den 1960er Jahren gebaut wurde, sei das angesichts des immensen Wachstums von Fahrnau insgesamt und der Kirchengemeinde im Besonderen eine klare Notwendigkeit gewesen. Allerdings: Kaum ein Jahrzehnt später ging die Zahl der Gemeindeglieder wieder nach unten.

St. Agathe in Fahrnau Foto: Anja Bertsch

Heute gilt: „Eine Gemeinde unserer Größe braucht keine zwei Kirchen, das ist schlicht überdimensioniert“, wie Krumm mit Blick auf die 1300 Mitglieder nüchtern feststellt – und sich damit im Einklang mit dem Kirchengemeinderat weiß, wo das das Thema intensiv besprochen wurde.

Klare Entscheidung für Agathe

Zugleich ist man aber entschlossen, zumindest eine Kirche auf lange Frist zu halten – und das soll St. Agathe sein. „Sie ist das Herzstück des ehemaligen Dorfs Fahrnau und macht seine Identität aus.“ Und sie hat gute Substanz und Strahlkraft auch in heutiger Zeit: Wurde von einem engagierten Freundeskreis umfassend saniert, wird für zahlreiche Veranstaltungen genutzt, ist als Kulturkirche etabliert. „Agathe hat viele Freunde“, fasst Krumm zusammen – und ist optimistisch, dass sich diese Basis zu einem auch finanziell tragenden Fundament erweitern lässt. Künftig könnte ein eigens gegründeter Beirat aus Kirchengemeinderat und Stadt die Kirche unter seine Fittiche – so, wie es bei St. Michael in der Schopfheimer Altstadt bereits der Fall ist. Entsprechende Gespräch liefen bereits.

Matthäuskirche mit großem Minuspunkt

Während St. Agathe also etliche Pluspunkte auf ihrer Seite hat, hat die Matthäuskirche einen großen Minuspunkt: Sie ist ein Kind ihrer Zeit – und das bedeutet für die 1960er Jahre: Ein Betonbau, der nach heutigen Kriterien in Sachen Energieeffizienz und Dämmung „unglaublich schlecht abschneidet“, wie Krumm bedauert. Das wiederum verträgt sich absolut nicht mit der zweiten großen Zielvorgabe der Landeskirche: Bis 2040 müssen alle ihre Gebäude klimaneutral sein. „Das dafür nötige Geld haben wir nie und nimmer“, sagt die Pfarrerin. Was also wird aus der Matthäuskirche auf längere Sicht? „Ich weiß es nicht“, bekennt Krumm.

Wiechser Kirche im Zweifel zurück an die Stadt

In der Kirchengemeinde Schopfheim gibt es für das Gemeindehaus in Langenau sowie die Kirche und das Pfarrhaus mit Gemeinderäumen in Wiechs ab sofort kein Geld mehr von der Landeskirche. Ohne diese Zuschüsse könne die Kirchengemeinde die Gebäude auf Dauer nicht halten, hatte Pfarrer Martin Schmitthenner schon im Herbst deutlich gemacht, es sei denn, man finde einen Weg, die Gebäude zu finanzieren. „Die Zukunft ist ungewiss“, sagte Schmitthenner damals.

„Momentan ist nicht daran gedacht, die Kirche in Wiechs zu verkaufen“, betont Schmitthenner auf Nachfrage dieser Tage. Viel mehr versuche die Kirchengemeinde, sie ohne Zuschüsse in kirchlichem Gebrauch zu erhalten. Falls das irgendwann einmal nicht mehr gehen sollte, falle die Wiechser Kirche vertragsgemäß an die Stadt Schopfheim zurück.

Die Gemeindehäuser in Langenau und Wiechs werden aktuell zu unterschiedlichen Zwecken genutzt – in Langenau beispielsweise für Gottesdienste und sonstige Gemeindeveranstaltungen, in Wiechs auch für die Kernzeitbetreuung; auch als Flüchtlingsunterkunft diente es schon.

Gemeindehaus auf grün, drei Kirchen auf hellgrün

Das Gemeindehaus in Schopfheim steht im Ampelsystem auf Grün. „Hier wird es irgendwann einen Um- oder Neubau geben“, erläutert Schmitthenner. Die drei übrigen Kirchen der Kirchengemeinde Schopfheim – Stadtkirche, Alte Kirche St. Michael und Kirche Eichen – stehen auf hellgrün.  Die  Baulast liegt bei den „hellgrünen“ Gebäuden zu mindestens 70 Prozent bei  Dritten  (etwa Land oder politischer Gemeinde), sodass die Kirche mit vergleichsweise wenigen Eigenmitteln beteiligt ist –  und sich aus dieser Beteiligung auch nicht zurückzieht.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading