Spielbühne Schopfheim Im Fahrstuhl zwischen Leben und Tod

Jürgen Scharf
Im „Hotel zu den zwei Welten“: Stephanie Boehringer, Boris Heilscher und SusanneKita in dem neuen Stück der Spielbühne Schopfheim. Foto: Jürgen Scharf

Die Spielbühne Schopfheim beschäftigt sich im neuen Theaterstück „Hotel zu den zwei Welten“ im Museumskeller mit der spannenden Auseinandersetzung um die Fragen des Lebens.

Fahrstuhl zum Schafott: An den berühmten Filmtitel von Louis Malle erinnert die Ausgangssituation in dem Stück „Hotel zu den zwei Welten“. Dieses dubiose Hotel kennt nur einen Ausgang: den Aufzug. Die Frage ist nur: Ist es ein Fahrstuhl ins Jenseits (nach oben) oder ins Diesseits, auf die Erde (nach unten)?

Das Publikum ist Zaungast in diesem Hotel zwischen Leben und Tod. Es ist keine Klinik und kein Motel, sondern eine geschlossene Anstalt und eine Art Gefängnis, in das die Seelen von Komapatienten kommen, die hier keine Schmerzen mehr kennen und darauf warten, ob die Operation glückt und sie aus dem Koma erwachen.

Ein zutiefst nachdenkliches Stück

Das Stück stammt von Eric-Emmanuel Schmitt, der neben Yasmina Reza zu den interessantesten und erfolgreichsten französischen Theaterautoren der Gegenwart gehört. Er hat diesen inneren seelischen Konflikt zwischen Tod und Leben bühnenwirksam in einer Zwischenwelt angesiedelt, die Geschichte mit Hotelgästen dramaturgisch virtuos konstruiert und diskutiert dieses Thema ernsthaft und ehrlich. Der Autor stellt die unbequeme Frage, wohin der Fahrstuhl des Lebens am Ende fährt. Ein zutiefst nachdenkliches Stück, auch traurig in gewissen zwischenmenschlichen Ereignissen und ein Thema, das jeden Menschen betrifft: alte Leute wie ganz junge, Personen, die im wahren Leben Macht hatten, andere, die untergeben waren, aber auch ein junges Liebespaar, das sich an diesem sphärischen Ort erst kennen- und lieben lernt.

Die Zuschauer blicken gespannt auf den Anzeigenpfeil des Aufzugs, wenn ein dramatischer Warnton und Lichtflackern darauf hinweisen, dass es wieder soweit ist: Geht es zurück ins Leben oder in den Himmel? Für die Inszenierung wurde keine filmische Lösung gewählt, sondern eine reale mit einem Vorhang und stimmungsfördernden Licht- und Geräuscheffekten.

Regisseur Wolfgang Künzel lässt ein Baugerüst im Eingangsbereich des Kellers als Bühnenbild bespielen.

Er versucht auch, eine gewisse Leichtigkeit in dieses existenzialistische Drama hinein zu bringen. So haben die eingestreuten Gedichte und schwarzgalligen Songs einen gewissen Unterhaltungswert. Auch manche Figuren sind etwas überspitzt dargestellt. Die Fragen, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, werden immer wieder philosophisch hinterleuchtet und an den Figuren aufgehängt, die vom Ensemble treffend charakterisiert werden.

Existenzialistisches Drama mit einer Prise Leichtigkeit

Da wäre der selbstgefällige Präsident (Gerhard Abt), der um Ansehen und Geld besorgt ist, aber noch eine zweite Chance bekommt. Da ist die Wahrsagerin (gekleidet als glamouröse Magierin: Susanne Kita), deren Geräte „abgeschaltet“ werden sollen, und die zur Organspenderin wird. Da ist die Putzfrau Marie (Magda Brase), die gern über ihr Leben philosophiert und sich über die Missachtung ihrer Person beklagt, weshalb ihr Herz eingerostet ist. Da ist der junge Julien, ein Medienmacher (Boris Heilscher), der mit dem Auto gegen einen Baum gekracht ist. Und da ist die junge Laura (Nele Hoge), die dringend ein neues Herz braucht, schon eine gute Bekannte in diesem „Hotel“ ist und sich in Julien verliebt. Sie alle können sich frei bewegen, hängen nicht an Kabeln und Schläuchen, und bisweilen ist die Theatersituation um das Koma auch komisch.

Als Reiseleiter durch dieses Jenseits fungiert ein gewisser Dr. S., der aber eigentlich nicht in die Schicksale eingreifen kann (Marianne Tittel erfüllt diese zwielichtige Rolle mit sarkastischem Lachen). Ein Blindgänger (Hermann Tittel) macht einen Kurzbesuch und singt „Wenn ich mal tot bin“.

Immerhin: Die Hoffnung bleibt

In drei (nicht ganz stummen) Rollen pusten die Engel Stephanie Boehringer, Tina und Michael Musolt ständig Seifenblasen in die Empfangshalle. Das Ende von Julien bleibt offen. Immerhin gibt es noch eine Illusion und eine Hoffnung.

Hotel zu den zwei Welten

Vorstellungen
bis 21. Mai, Freitag, Samstag, Sonntag, 20 Uhr, Museumskeller.

Vorverkauf
in der Regio-Buchhandlung

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