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Sportmix Die EM zum Abschluss

Die Oberbadische
Die Niederländerin Iris Tabeling bereit sich in Weil am Rhein auf ihr letztes großes Turnier vor.Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Badminton Iris Tabeling aus Weil verschiedet sich von der großen Bühne

Ein letztes Mal greift Iris Tabeling nächste Woche bei einem Großereignis zum Schläger. Die Niederländerin verabschiedet sich bei der Badminton-Europameisterschaft in Kiew endgültig vom Leistungssport. In Weil am Rhein bereitete sich die Doppelspezialistin still und heimlich darauf vor.

Von Mirko Bähr

Weil am Rhein. Kinderstimmen im Hintergrund. Die Tagesmutter ist wenige Tage vor der EM noch voll in ihrem Element. Die Arbeit mit den kleinen Rackern mache ihr einfach sehr viel Spaß, lacht sie. Sie wirkt alles andere als angespannt. Warum auch?

Das Großereignis in der ukrainischen Hauptstadt wird ihr Schlusspunkt sein. In wenigen Tagen tritt sie ab von der internationalen Badminton-Bühne. 14 Jahre lang war sie Profi. Ein letztes Mal steht sie zusammen mit ihrer Schweizer Doppelpartnerin Nadja Fankhauser nochmals im Rampenlicht.

Die Prioritäten haben sich geändert. Badminton spielt nicht mehr die Hauptrolle. Seit einem Jahr wohnt die ehemalige Nationalspielerin der Niederlande in Haltingen. Der Liebe wegen zog sie in die Grenzecke. Hier arbeitet sie und fühlt sich wohl. Beim ESV Weil geht sie weiterhin ihrer Leidenschaft nach. Aber: Statt zweimal täglich steht sie nur noch zweimal die Woche auf der Platte.

Seit jedoch klar ist, dass sie nochmals bei der EM dabei ist, wurde der Trainingsumfang etwas erhöht. Eine Ausnahmegenehmigung macht es möglich, dass die 29-Jährige in der Realschulturnhalle schmettern durfte. Gestern ging es nun mit dem Flieger nach Kiew. Auf eigene Kosten. Flug, Hotel, Einschreibegebühr und die Corona-Tests muss sie selbst berappen. Gut, dass ein Sponsor sie dabei unterstützt.

Eigentlich hatte Tabeling vergangenes Jahr schon ihre Karriere beendet. Die Corona-Pandemie ließ auch die Badminton-Welt still stehen. Die EM 2020 wurde wie viele andere Turniere erst verschoben und dann abgesagt. Kein Abschied, kein Schlussakkord: „Ich sagte mir, es ist, wie es ist. Ich konnte es ja eh nicht ändern“, erklärt Tabeling.

Weil aber die Weltrangliste eingefroren wurde und die Paarung im Februar erneut in der Quali-Rangliste auftauchte, gibt es nun den unverhofften Nachschlag. „Wir sind nicht gesetzt, es kommt auch auf die Auslosung an. Wir könnten gleich auf die beste Paarung treffen. Der Einzug unter die besten 16 wäre aber ein guter Abschluss“, sagt die Niederländerin, die weiterhin für den BC Zürich in der Schweizer Meisterschaft aktiv sein wird.

Zum Badminton kam sie sehr früh. „Ich habe in der Halle laufen gelernt und gleich einen Schläger in den Händen gehalten“, grinst Tabeling. Ihre Eltern spielten selbst, und mit sechs Jahren trat sie in einen Verein ein. Zehn Jahre später ging sie auf ein Sportinternat. Bei den Junioren holte sie 2009 zwei EM-Silbermedaillen, gewann weitere große Turniere.

Auch bei den Aktiven konnte sie immer wieder von sich reden machen. 2012 sahnte sie bei der Team-EM unter anderem die Bronzemedaille ab. Der Sieg bei den Dutch Open war ebenso ein Höhepunkt wie der Sprung unter die besten 16 bei der WM 2014. Dieses Ergebnis sicherte ihr dann sogar ein monatliches Einkommen durch das nationale olympische Komitee der Niederlande. „So konnte ich den Fokus voll auf das Training und den Sport legen“, erinnert sich die Rechtshänderin.

Aber es gab auch Rückschläge. Vor vier Jahren wurde sie aus der Nationalmannschaft geworfen. „Ich musste quasi von vorne anfangen“, lässt sie wissen. Um so dankbarer ist sie, dass die CBA – eine Institution, die weltweit Badminton-Camps organisiert – bei ihr anklopfte. Mit dieser Unterstützung und an der Seite von Fankhauser konnte es schließlich weitergehen. In der kommenden Woche geht dieser Weg aber nun endgültig zu Ende.

Beim ESV Weil am Rhein freuen sie sich über das prominente Mitglied, das nach der Corona-Pause auch wieder dem ambitionierten Nachwuchs seine Erfahrung weitergeben wird.

  Die EM-Auslosung hat ergeben, dass Tabeling und Fankhauser am kommenden Dienstag in Runde eins auf die deutsche Paarung Efler/Herttrich (an Position acht gesetzt) treffen.

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