Sportmix Die Sache mit dem Schweinehund

Die Oberbadische
Physio Thomas Wasmer macht eine Übung vor, die zur Stabilisation des Rumpfes beiträgt: Seitlicher Unterarm-Stütz mit Abspreizung des oberen Beines.Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Allgemein Sportler dürfen in der Lockdown-Phase nun nicht auf Null zurückfahren / Bewegung ist wichtig

Wer kennt sie nicht, die Redensart: „Wer rastet, der rostet!“ Und doch fällt es dem einen oder anderen in der aktuellen Corona-Zeit nicht einfach, sich aufzuraffen, sich zu bewegen statt gemütlich auf der Couch seiner Lieblingsserie zu frönen. Auch Sportlerinnen und Sportler, die sonst im Team ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen, müssen jetzt, da der Lockdown gemeinsame Einheiten verbietet, alleine aus den Puschen kommen.

Von Mirko Bähr

Lörrach. Einer, der seit Jahren im Mannschaftssport zuhause ist, liebend gerne gegen das runde Leder tritt und seine Erfahrungen nun auch im Trainerstab des Oberligisten FV Lörrach-Brombach sammelt, ist Thomas Wasmer. Als Torhüter aber auch als Stürmer war er jahrelang auf der Brombacher Hugenmatt und im Grütt aktiv. Und weil er es als Physiotherapeut tagtäglich mit Verletzungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen seiner Patienten zu tun hat, weiß er, wie wichtig Bewegung gerade in dieser Lockdown-Zeit ist.

Aufgrund der Corona-Einschränkungen ist für die vielen Hobbysportler kein gemeinsames Training möglich. Weder auf dem Fußballplatz noch in der Handballhalle, unter dem Basketballkorb oder an der Tischtennisplatte geht es zur Sache. Die Bälle, egal, ob groß oder klein, ruhen.

Auch das Wettkampfgeschehen wurde ausgesetzt. Zumindest einmal bis Ende November. Wobei es aus derzeitiger Sicht kaum möglich erscheint, dass in diesem Jahr überhaupt nochmals im Amateurbereich auf Punktejagd gegangen wird.

„Beim FVLB trainieren wir mit der Oberligamannschaft dreimal die Woche, dazu kommt ein Spiel am Wochenende. Zwei Einheiten werden mit sehr hoher Intensität absolviert. Nun gilt es, dieses Programm für zuhause zu adaptieren.“

Das sei indes nur schwer möglich. „Fußballspezifisches geht beispielsweise gar nicht. Ein Zweikampf alleine im Wohnzimmer ist nur bedingt durchführbar“, lässt Wasmer augenzwinkernd wissen. Aber: „Auch alleine und ohne Teamkollegen kann der Fitnesszustand aufrecht erhalten werden.“ Dafür müssten drei, vier Trainingseinheiten absolviert werden, die unterschiedliche Pulsbereiche umfassten.

Wasmer, der im Rehazentrum Lörrach-Haagen seiner beruflichen Leidenschaft nachgeht, weiß um die Verletzungsanfälligkeit der Fußballer. „Zerrungen im Leistenbereich stehen da ganz oben auf der Hitliste“, meint er und empfiehlt den Kickern Stabilitätsübungen für den Rumpf. „Fußballer haben gute Muskulatur an den Beinen, aber nach oben hin wird es dann immer weniger. Da entstehen Disbalancen. Der Rumpf ist instabil.“

Bauchmuskulatur und unterer Rückenmuskel rücken in den Fokus

Gerade in dieser Phase gelte es nun, sich die Zeit zu nehmen, exakt diesen Körperbereich intensiver in den Fokus zu rücken. „Bauchmuskulatur und unteren Rückenmuskel gilt es zu kräftigen.“

Für Handballer beispielsweise, die viele Wurfbewegungen ausführen und damit häufig den oberen Rückenmuskel beanspruchen, gelte es, ebenfalls etwas für die gesamte Stabilisation zu tun.

Jetzt sollte der Fitnesszustand, der vor der Zwangspause an den Tag gelegt wurde, unbedingt gehalten werden. „Wenn jetzt drei Monate von 100 auf Null runtergefahren wird, dann steigt bei der Rückkehr die Verletzungsgefahr auf ein Vielfaches an. „Es ist sauwichtig, dass man mit Intervallläufen für die Ausdauer etwas macht und zwei, dreimal wöchentlich ein Krafttraining absolviert. Nach zwei Wochen Pause baut ein nicht beanspruchter Muskel wieder ab“, macht der 30-Jährige klar.

Um physisch auf dem Damm zu bleiben, braucht es auch eine gesunde Psyche. „Es ist schon ein Unterschied, ob man weiß, dass man abends zweieinhalb Stunden zusammen mit seinen Kollegen trainiert oder ob man alleine etwas tut. Da spielt natürlich die Überwindung des inneren Schweinehunds eine Hauptrolle“, weiß Wasmer. Und weil niemand so genau weiß, wann es wieder losgeht, nage auch die Ungewissheit an einem. „Sonst freut man sich immer auf das gemeinsame Training, auf die Spiele, nun weiß niemand, wann es weitergeht.“

Wasmer hofft insgesamt, dass es bald gerade im Bereich der sportlichen Betätigung zu Lockerungen kommt. „Es fehlt die Bewegung. Es ist wichtig, rauszukommen, Sport zu treiben. Gerade die Jugend hockt sonst nur vor der Glotze oder hantiert mit der Playstation herum, statt auf die Bolzplätze zu gehen“, sagt der Inzlinger.

Dass einmal mehr der Sport- und Fitnessbereich vom Lockdown betroffen ist, ist für ihn nur schwer nachvollziehbar. „Gerade dort wird aktiv etwas getan, das Immunsystem gestärkt“, sagt Wasmer. Fitnessstudios verfügten über klare Hygienekonzepte. So würde regelmäßig desinfiziert, gelüftet, und ein Mund-Nasenschutz getragen.

Übungen: Zur Stabilisierung des Rumpfes bieten sich laut Wasmer der Unterarm-Stütz (Plank) oder der seitliche Unterarm-Stütz mit Abspreizung des oberen Beines an. „Für die Handballer wäre beispielsweise die zweite Übung sehr sinnvoll. Da sind die seitliche Rumpfmuskulatur und zusätzlich die Beine mit dabei. Des Weiterem seien natürlich auch Übungen, wie Sit-ups oder Liegestützen, von „wichtiger Bedeutung“ zur Kräftigung des Rumpfes. Speziell bei Handballern seien auch alle Formen des Plankings wichtig, da sie so ihre Schulter muskulär stabilisieren könnten.

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