Sportmix Ein Hauch von Hawaii

Michael Hundt

Der WSV Schwörstadt will zurück zu den alten Zeiten

Mit nachdenklichem, fast wehmütigem Blick sitzt Dirk Käsinger auf einer der zahlreichen Sitzmöglichkeiten auf der Anlage des WSV Rheinstrom Schwörstadt und blickt auf den Rhein. Nur zu gerne möchte Käsinger wieder an die erfolgreichen Zeiten seines Vereins anknüpfen.

Von Michael Hundt

Schwörstadt. Es ist fast ein Vierteljahrhundert her, dass in den internationalen Siegerlisten auch immer wieder die Kanuten des WSV Schwörstadt auftauchten. Derzeit sind rund 250 Paddler beim WSV aktiv, überwiegend Kinder und Jugendliche.

Viele Bootsklassen sorgen für Abwechslung

Ein Herausstellungsmerkmal der Paddler vom Hochrhein ist das breite Spektrum des Kanusports, welches bei den Schwörstädtern angeboten wird. Das aus Hawaii stammende Stand Up Paddel, das Auslegerkanu, auch Outrigger genannt – das auch aus Hawaii kommt –, Drachenboote oder die klassischen Kanus gehören ebenso zum Bootsrepertoire wie das Kajak oder der ebenfalls in Hawaii seinen Ursprung habende Surfski verleihen dem Verein einen Hauch von Hawaii.

„Wir sind als Verein immer mit der Zeit gegangen. Wenn es neue Formen oder Bootsgattungen gab, haben wir die mit ins Programm aufgenommen“, freut sich Käsinger über die Flexibilität in seinem Verein. Was den Verein auch auszeichnet, ist die enorme Gewichtung im Bereich der Jugendarbeit. Bis zum Alter von zwölf Jahren will man in Schwörstadt die Kinder für den Kanusport motivieren. „Ab zwölf Jahren bieten wir dann auch Leistungssport an.“

DKV habe schlechtes Trainingskonzept

Dabei verlässt sich Käsinger allerdings nicht auf lizenzierte Trainer, sondern baut auf die Fähigkeiten zahlreicher ehemaliger Kanuten oder Trainern aus anderen Sportarten. Seine Einstellung hat einen guten Grund: Das Trainingskonzept und die Trainingspläne des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) hält der Vereinsvorsitzende für veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Das allgemeine Training und die Nachwuchsarbeit hat im Verein Jens Kischkel, vor gut zwölf Jahren selbst noch ein erfolgreicher Kanute, unter seinen Fittichen. Mit viel Herzblut und Elan geht Kischkel bei der Betreuung des Nachwuchses ans Werk.

Der Blick in die nationalen und internationalen Ergebnislisten gibt ihm da durchaus Recht. Die internationalen Erfolge bleiben immer mehr aus. Auf nationaler Ebene paddeln die Athleten vorne mit, die ihre eigenen Trainingspläne haben. So auch sein Sohn Aaron Käsinger. Bei den Süddeutschen Meisterschaften Anfang Juli in Mannheim holte Aaron Käsinger zwei Medaillen. Im Einer gewann er Bronze, im Kajak-Vierer sogar Gold.

Trainingsbedingungen am Hochrhein optimal

Die Bedingungen in Schwörstadt sind optimal. Das Gelände am Rheinufer gehört dem Verein, ebenso das dazugehörige Vereinsheim mit einem modernen Kraftraum. „Wir haben vor sieben Jahren neu gebaut und dabei dann auch gleich einen Kraftraum integriert.“ Das Areal gibt dem WSV die Möglichkeit, nicht nur optimal zu trainieren, sondern auch, dem Kanu-Camping eine Nische zu bieten. „Dadurch haben wir eine Infrastruktur geschaffen, wo es an nichts fehlt“, so Käsinger.

Der Rhein selbst erinnert in diesem Flussabschnitt eher an einen kleinen See. Kaum Strömung und keine Binnenschifffahrt sorgen für einen perfekten Trainingsablauf auf dem Wasser. Ab und zu kreuzt mal ein Motorboot den Fluss und sorgt dann für Wellengang. Eine gute Möglichkeit für den Nachwuchs, das Ausbalancieren des Boots zu üben – oder auch mal den Wiedereinstieg, wenn man gekentert ist.

Sicherheit wird immer groß geschrieben. Kein Kanute darf ohne Rettungsweste ins Boot steigen – selbst wenn er oder sie ein noch so guter Schwimmer sein sollte.

Situationskomik während der Coronapandemie

Da der Rhein an dieser Stelle ein internationales Gewässer ist, verläuft die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz in der Flussmitte. Während der Pandemie hatte dies für eine gewisse Situationskomik gesorgt. Immer wieder kam ein Schweizer Patrouillenboot vorbei und bat die trainierenden Kanuten, dass sie sich möglichst weit weg vom Schweizer Ufer halten sollten, was die Paddler auch immer so gut wie möglich umzusetzen versuchten.

Verein bietet Leistungs- und Breitensport

Mit dem immer größer werdenden Breitensport im Verein möchte Käsinger mit dem gesamten Verein nun auch wieder immer mehr in den Leistungssport vorrücken. Mit seinem Sohn Aaron ist dieser Wiedereinstieg auch gelungen. „Der Leistungssport muss schon sein, aber den Rest darf man nicht vergessen“, betont Dirk Käsinger die Wichtigkeit der beiden Bereiche. „Deswegen haben wir unseren Verein so aufgebaut, dass auch der Freizeitsport seinen Platz hat.“

Kanusport ist sehr trainingsintensiv

Um im Kanusport erfolgreich an die Spitze zu paddeln, ist viel Trainingseinsatz nötig. Mit Bahnen fahren oder Kraftraumtraining allein ist es nicht getan. Auch die Feinmotorik, die Bewegungsabläufe und die Koordination der einzelnen Körperteile müssen geübt werden.

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