^ Sportmix: Wenn Laufen alleine nicht reicht - Sportmix - Verlagshaus Jaumann

Sportmix Wenn Laufen alleine nicht reicht

Die Oberbadische

Leichtathletik Die nächste Folge unserer Laufserie mit Hardy Hüttemann

Gerade in Zeiten von Corona hat ist der Drang nach sportlicher Betätigung größer geworden. Unser Mentor Dr. Hardy Hüttemann, der seit April dieses Jahres die medizinische Leitung bei Medbase Basel Heuwaage übernommen hat und über eine breite Expertise im Hobby- sowie Leistungssport verfügt, sprach in seinen bisherigen Interviews viel über das ambitionierte Laufen, das unter Corona an Beliebtheit deutlich gewonnen hat.

Lörrach. Im selben Atemzug hörte Hüttemann, selber ein begeisterter Ausdauerläufer, aber auch, dass viele Läufer über Probleme der Gelenke oder Muskeln klagen. Unser Redakteur Uli Nodler hat sich mit ihm über dieses Phänomen unterhalten.

Frage: Ist Laufen gar nicht so gesund?

Laufen liegt uns in den Genen. Der Mensch ist wahrscheinlich der beste Ausdauerläufer im Tierreich. Leider haben wir jedoch durch unseren Lebensstil verlernt, richtig zu laufen und Ausdauerleistungen zu erbringen.

Frage: Was kann ich unter richtigem Laufen verstehen und warum können wir dies nicht mehr?

Lange Zeit waren wir hauptsächlich barfuß unterwegs, und das über Stock und Stein. Hierfür waren eine gute Druckverteilung, aber auch ein stabiles Fußgewölbe essenziell. Heute stecken wir schon die Füße von Neugeborenen in Schuhe. So wird der Kontakt mit dem Untergrund reduziert, und es braucht keine starken muskulären Strukturen mehr, um sich nicht zu verletzen.

Frage: Barfußähnliche Laufschuhe waren einst hip. Nun werden sie aber durch Schuhe mit eher dicken Sohlen abgelöst. Ist dies kontraproduktiv?

Barfußlaufen im Alltag ist sicher empfehlenswert, und gerade Kinder sollten so viel wie möglich auch im Freien barfuß herumrennen. Allerdings sind wir im Alltag mehrheitlich mit Schuhen unterwegs und gewöhnen uns auch daran, so dass uns das Joggen ohne Dämpfung und Stütze schnell überfordert. Barfuß-Laufschuhe eignen sich deshalb nur für Läufer, die einen guten Laufstil und eine gute Fußmuskulatur haben. Für Einsteiger oder Läufer mit bekannten Defiziten sind wahrscheinlich eher leicht gedämpfte Laufschuhe mit einer mittleren Sprengung/Drop zu empfehlen.

Frage: Heißt es dann, man soll die Schuhe mit der dicken Sohle wählen?

Aktuell gibt es viele Schuhe mit dicken Sohlen. Diese erzeugen durch ihre ausgeprägte Dämpfung ein Komfortgefühl, das früher sicher unterschätzt wurde. Neuere biomechanische Studien zeigen, dass Laufschuhe, die vom Läufer als angenehm empfunden werden, weniger Verletzungen provozieren. Vor allem für lange unebene Wege sind solche Schuhe von Vorteil, weshalb wohl die Welle aus dem Ultra- und Trailrunning-Bereich, wo auch Weltklasseathleten auf diese Schuhe schwören, in den Breitensport geschwappt ist.

Frage: Wo liegen die Unterschiede auf Hersteller-Seite? Oder sind die dicken Sohlen sogar ein Nachteil?

Allerdings gibt es auch bei diesen Schuhen deutliche Unterschiede vor allem in der Sprengung/Drop, also der Überhöhung der Ferse zum Vorfuß. Sie kann zwischen eher neutralen/barfußähnlichen vier Millimeter bis zu 13 Millimeter liegen. Die dicken Sohlen wurden vor allem durch den Einsatz von leichteren Materialien möglich. Trotzdem gibt es auch im Gewicht deutliche Unterschiede zwischen knapp 200 und mehr als 300 Gramm. Nachteile, bis auf das im Durchschnitt eher höhere Gewicht, gibt es eigentlich nicht. Aber es gibt Läufer, die sich mit diesen Schuhen nicht wohl fühlen, vor allem, weil der direkte Kontakt mit dem Untergrund (weniger Grip) oder die Führung der Schuhe (schwammiges Gefühl) fehlt.

Frage: Welche Beschwerden entstehen typischerweise durch falsches Schuhwerk?

Zum richtigen Schuhwerk gehört immer auch die richtige Schuhgröße und die Breite der Zehenbox. Während des Laufens schwillt unser Fuß auf und wird darum größer. Vor allem für lange Läufe sollte man den Schuh eine halbe Nummer größer wählen als normal. Die Breite der Zehenbox ist ebenfalls entscheidend, ist aber nicht so einfach zu beeinflussen, da es nur wenige Schuhe in unterschiedlicher Breite gibt. Falsches Schuhwerk zwingt uns zu einem Laufstil, der nicht unserem eigenen entspricht. Dies kann zum einen die Leistungsfähigkeit reduzieren, aber auch Schmerzen vor allem im Bereich der Sehnen oder Muskeln erzeugen.

Frage: Wie finde ich dann den perfekten Laufschuh für mich?

Es ist nicht so, dass nur ein bestimmtes Schuhmodell zu mir passt und alle anderen Probleme verursachen. Insgesamt empfehle ich, drei oder mehr unterschiedliche Paar Laufschuhe zu kaufen und diese abwechselnd im Training einzusetzen. Es spricht auch nichts dagegen, einen eher neutralen oder Barfuß-Schuh mit einem Schuh mit ausgeprägter Dämpfung zu kombinieren. Jeder Schuh gibt einen anderen Input und Trainingsreiz, was wiederum zu einer reduzierten Verletzungsanfälligkeit führt. Die Laufschuhe sollten alle in Größe und Form dem eigenen Fuß entsprechen und bequem sein. Je nach Terrain können dann eher wasserdichte oder resistentere Varianten gewählt werden.

Frage: Was macht mehr Sinn: Mich im Sportgeschäft beraten zu lassen oder den Empfehlungen von Laufzeitschriften zu folgen?

Beides oder keines…. Die Beratung im Sportgeschäft ist so gut, wie sich der Berater auskennt und Mühe gibt. Hier sollte man sich auf seine Menschenkenntnis und auch etwas auf sein Bauchgefühl verlassen. Um Empfehlungen von Zeitschriften einschätzen zu können, muss ich meinen Laufstil recht gut kennen, und selbst dies heißt nicht, dass der Schuh, der hierzu empfohlen wird, dann auch bequem ist und passt. Jede Schuhmarke hat aber so seine Eigenheiten, so dass zumindest die Chance groß ist, dass ich mit einem Schuh einer Marke, mit der ich bereits zufrieden war, wieder zufrieden sein werde. Ein Tipp zum Schluss: Wer nicht unnötig viel Geld in Laufschuhe investieren will, kann bei einem geeigneten Schuh auch gerne nach dem Vorjahresmodell fragen. Häufig unterscheiden sich diese nur in Kleinigkeiten (und vor allem der Trendfarbe des Jahres) vom aktuellen Modell.

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