Sportmix Wieder funkt Corona dazwischen

Uli Nodler

Snowboardcross Lörrachs Ausnahmetalent Leon Ulbricht top vorbereitet / Rennen im Pitztal abgesagt

Es hätte so erfolgreich sein können. Leon Ulbricht, Lörrachs Ausnahme-Snowboardcrosser, war topfit, war wild entschlossen, beim Saison-Opening auf dem Pitztaler Gletscher im bundesdeutschen Nachwuchskader gewaltig Gas zu geben. Doch dann machte ihm der Lockdown in Österreich einen Strich durch die Rechnung. Die geplanten Rennen wurden abgesagt.

Von Uli Nodler

Oberstdorf. Leon Ulbricht, der wie alle im deutschen Nachwuchskader zweimal Geimpfte, war für die neue Saison bestens vorbereitet. Und dann die Absage aus dem österreichischen Gletscher-Resort, wo Leon Ulbricht und seine Mitstreiter bereits 14 Tage intensiv trainiert hatten. „Wir haben uns alle mega auf diesen Saisonstart gefreut. Dann hat uns Corona wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das nervt extrem. Doch ich bin weiter zuversichtlich, dass wir in dieser Saison noch eine Menge Spaß haben werden“, hat Leon seinen Optimismus nicht verloren.

Leon Ulbrichts Boards haben den Hans-Schliff

Geplant im Pitztal waren zwei Europacup- und zwei Junior FIS-Rennen. Die werden nun wohl an anderer Stelle nachgeholt.

Hinter Leon Ulbricht liegt eine extrem intensive Vorbereitungsphase auf die neue Saison. Bis zu den Sommerferien standen etliche Schnee-Trainingslager unter anderem im schweizerischen Saas-Fee auf dem Programm. Großen Wert legte das Lörracher Ausnahmetalent auf Kraft- und koordinative Einheiten. Verbessern wollte sich Leon auch beim Start. „Der ist extrem wichtig. Wenn du an der ersten Kurve vorne liegst, dann hast du einen großen Vorteil. Ich habe meine Reaktionszeit verbessert. Da ist schon einmal gut“, berichtet der junge Snowboardcrosser.

Allerdings lief nicht alles rund zwischen den beiden Saisons. Beim Training zog sich Leon im Sommer einen Bänderriss im Knöchel zu. Der ist nun problemlos verheilt.

Neben der körperlichen Fitness ist bei vielen Wintersportlern auch das Material sehr wichtig. Leon blieb zwar seinem österreichischen Hersteller treu, hat aber bei seinem Wettkampf-Board das Modell gewechselt. Der 17-Jährige stieg auf ein völlig neues Board um. Sein „Brett“ ist etwas länger und breiter. Die Boardfirma verwendete neuartige Materialien. Dadurch gleitet das Board wesentlich besser und erlaubt auch höhere Geschwindigkeiten, ohne die hervorragenden Fahreigenschaften einzubüßen.

Doch am Ende entscheidet der Fahrer, wo die Reise hingeht. Im vergangenen Sommer begannen die ersten Testfahrten auf einem Gletscher in Norwegen. Das Set Up des Boards wurde passgenau auf Leon Ulbricht abgestimmt. Dazu die auf den Lörracher abgestimmte Bindung sowie die Boots und fertig war das Renn-Board?

Mitnichten. Nachdem die Bretter dann handgefertigt einige Wochen später an Leon geliefert wurden, ging es mit den High Tech-Boards weiter in die Schweiz. Am Murtensee in der Eidgenossenschaft lebt Hans Forrer. Der Tüftler betreibt eigentlich einen Skiverleih. In seiner Freizeit experimentiert er aber mit hydrophoben Strukturen und bildet diese auf Belägen von Schneesportgeräten ab. Dazu zählt auch ein Snowboard. Und so zählt die deutsche Snowboardcross-Elite zu seinen zufriedenen Kunden.

Die Belags-Strukturen hatte sich Hans von den Fischen abgeschaut, die durch eine spezielle Anordnung der Schuppen auf ihrer Haut extrem schnell schwimmen können, weil sie nahezu reibungsfrei durch das Wasser gleiten.

Ähnliche Eigenschaften sind auch im Wintersport gefragt. Zwar haben es die experimentellen Schliffe von Hans Forrer noch nicht in die Serie geschafft, aber dennoch ist Hans für das deutsche Snowboardcross-Team die erste Wahl.

Zwei Europacuprennen in den französischen Seealpen

Mit dem Hans-Schliff startet nun auch Leon Ulbricht in die Saison. Er hat ein Brett für warme Schneetemperaturen, eines für kalte, eines für moderate Temperaturen und ein Ersatzbrett mit Allroundeigenschaften. Diese Bretter wurden vier Mal gewachst und über mehrere Stunden in einer Wärmekammer nachbehandelt. Nach dieser Prozedur ist der ehemals offenporige Belag komplett mit Wachs vollgesogen.

Und dann, ja dann ist alles angerichtet. In den Trainingsläufen im Pitztal lief es für Leon großartig. Nach vielen gewonnenen Einheiten ist sein Selbstvertrauen gewachsen. Jetzt will er seine Stärke auch im Rennen beweisen. Gelegenheit dazu hat Leon Ulbricht vom 18. bis 20. Dezember bei den beiden Europacuprennen im französischen Isola 2000 in den französischen Seealpen, wenn Corona nicht wieder dazwischen funkt. Dort will er dann sein Können beweisen und der überwiegend älteren Konkurrenz das Fürchten lernen.

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