^ Staiger-Schau in Schopfheim: Stelen schwingen bei Berührung - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Staiger-Schau in Schopfheim Stelen schwingen bei Berührung

Jürgen Scharf
Dominik Baiker, hier mit Blick auf Albert Staigers Installation „Sensibler Kubus“, sieht im neuen Museumsgewölbe den perfekten Ausstellungsraum. Foto: Jürgen Scharf

Es ist ein absolutes Novum: Die Ausstellung von Albert Staiger ist die erste überhaupt im Museumskeller, der seit neuestem Museumsgewölbe heißt. Das Wort passt gut zu der Schau mit den hohen Metallstelen, die inmitten des Raums einen Kubus bilden.

Der Raum wurde renoviert, die Wände frisch gestrichen in reinem Weiß. Und auch die Lichtschienen sind als Spots geeignet für Kunst. Es könnte also der perfekte Ausstellungsraum werden, ein „White Cubus“, eine weiße Box, die die Stadt auch so nutzen will, nicht nur weiterhin für Theater der Spielbühne oder für Kleinkunst und Lesungen (Musik empfiehlt sich weniger wegen der halligen Akustik).

Wald aus Stahl

Die erste Präsentation zeigt, dass Installationskunst hier gut zur Wirkung kommt. Der Blick fällt sofort auf einen Wald aus handgeschmiedeten Stahlstelen. Albert Staiger hat sie als schwingende Metallarbeiten zusammengefügt, die sich wie Halme oder Stengel sanft hin und her bewegen, wenn man sie leicht anstößt. Man kann die Arbeit verschieden interpretieren, als Ährenfeld oder als Figuren. Es sind bewegliche Elemente mit einem Kreis in der Mitte.

Inspiriert in den Formen und im Geist sind die „Sensiblen“, wie Staiger seine vor mehr als 20 Jahre angelegte Reihe von Kunstobjekten nennt, von einem Aquarell von Paul Klee: Der „Labile Wegweiser“ von 1937 wird aufbewahrt im Zentrum Paul Klee in Bern. Auf dem Bild sieht man eine fragile krumme Linie mit den für Klee typischen Zeichen wie Kreis und Pfeil. Ausgehend von diesem Vorbild und dem gleichen 15 Meter hohen Säulen-Monument vor dem Klee-Zentrum hat der Schopfheimer Künstler, der 2017 der Stadt seine Skulptur „Raumdynamik“ geschenkt hat, die im Stadtpark steht, über 100 solcher überlebensgroßer Stahlstelen geschaffen.

Eigens für diese Werkschau wurden sie in rhythmischem Wechsel zu einer quadratischen Bodeninstallation, einem Kubus, angeordnet.

Antippen erwünscht

Die Stelen reagieren schon auf die geringste Fingerberührung und so gibt es überraschende Perspektiven und an den Wänden raffinierte Schattenspiele.„Berühren verboten“, heißt es hier nicht. Im Gegenteil, es ist durchaus gewünscht, sie durch Antippen zum Schwingen zu bringen.

Bei der Vernissage wurden die Metallstangen sogar zum Klingen gebracht, als Leonard Plietzsch, ein Schüler von Ceciel Strouken, Cello spielte und zum Kubus improvisierte sowie die Stelen mit verschiedenen Gegenständen anschlug. Das hatte eine Wirkung wie eine Klangskulptur. Bildhauer Gerhard König sprach darüber, wie Kunst in Bewegung kommt und wie und mit wem sie kommuniziert.

Mehr Ausstellungsfläche

Die Ausstellung setzt sich mit einer Auswahl von Vorläufern der „Sensiblen“ – Skulpturengruppen und Einzelstelen – in der benachbarten Alten Kirche St. Michael fort, einem gleichwertigen Ausstellungsraum.

Es ist das Ziel von Museumsleiter Dominik Baiker, aus dem Museumsgewölbe einen multimedialen Raum zu machen und die Ausstellungsfläche zu erweitern. Baiker schmiedet bereits Pläne für weitere Werkschauen wie Lichtinstallationen.

Die Staiger-Schau mit dem „Sensiblen Kubus“ ist ein schöner Auftakt und ein momentaner Höhepunkt in Staigers Schaffen.

Bis 7. Januar, mittwochs von 14 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Bei der Finissage gibt es ab 17 Uhr eine 45-minütige Feuer-Kunstaktion auf dem Museumsplatz von Gerhard König.

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