Steinen - Sie habe ein bewegtes Leben hinter und hoffentlich noch lange vor sich, sagt Heiderun Gödrich. Die Steinenerin wird heute 80. Geburtstag alt.
Steinen Abwechslung tut gut
Ralph Lacher 08.02.2019 - 00:00 Uhr
Jubiläum: Heiderun Gödrich wird heute 80 Jahre alt.
„Ich habe mich nie gelangweilt, weil ich immer, wenn etwas im Privaten oder Beruflichen zu sehr zur Routine wurde, etwas anderes gemacht habe“, sagt die Jubilarin mit einem Lächeln.
Das habe sie jung und fit in Körper und Geist gehalten: „Wenn man sich immer wieder neu orientiert, am Leben aktiv teilnimmt, kann man jung und fit bleiben“, weiß Heiderun Gödrich.
Grundschulbesuch in Bayern
Geboren wurde sie am 8. Februar 1939 in Berlin als eines von vier Kindern der Kaufmannsfamilie Moisel. Diese zog nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zurück in ihre Heimat, das Sudetenland. Prägende Jahre seien die Kindheitsjahre im Krieg gewesen, ebenso die anschließende Vertreibung, erzählt die Jubilarin.
Die sechsköpfige Familie kam nach 1945 zuerst nach Bayern, wo Heiderun Moisel die Grundschule besuchte. Als die Familie 1949 mit vielen weiteren Flüchtlingsfamilien nach Steinen kam, ins damals für die neuen Bürger gebaute Wohngebiet Neumatt, habe man eine tolle „Willkommenskultur“ erlebt, sagt Heiderun Gödrich. Das habe es ihr und der Familie leicht gemacht, in Steinen heimisch zu werden.
Nach der Schulzeit am Lörracher Hans-Thoma-Gymnasium und der Handelsschule in Schopfheim habe sie eigentlich Schauspielerin werden wollen. Doch der Vater habe ihr das nur erlauben wollen nach einer Ausbildung in einem „Brotberuf“, erzählt sie.
Sie absolvierte eine kaufmännische Lehre, ehe sie in Freiburg am Theater einen Schauspielkurs besuchte und auch mit dem Diplom abschloss. Eine Anstellung fand sie dort nicht, dafür aber die Liebe ihres Lebens, Wolfgang Gödrich, der in Freiburg Philologie studierte und den sie 1959 heiratete.
„Da mich das Theater nicht haben wollte, habe ich mich umorientiert und eine Banklehre gemacht und 21 Jahre in einer Bank gearbeitet“, sagt Heiderun Gödrich.
Ende der 1970-er Jahre kam sie in Kontakt mit dem örtlichen BUND und der damals entstehenden Umweltbewegung.
Bundesgeschäftsführerin der ÖDP
Über ihre Tätigkeit beim BUND lernte sie den Grünen Herbert Gruhl kennen und als dieser mit der von ihm gegründeten Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) in Bonn Bundestagsabgeordneter wurde, nahm Heiderun Göderich eine weitere Herausforderung an und wurde Bundesgeschäftsführerin der ÖDP. Als sich die ÖDP und Herbert Gruhl zerstritten, verließ auch Heiderun Gödrich die Partei und Bonn und arbeitete bis zum Ruhestand 1999 als Sekretärin in der Gewerbe Akademie Schopfheim. Kaum im Ruhestand, starb der Ehemann völlig überraschend. „Ich bin in ein Loch gefallen, habe erst einmal den Garten umgegraben und mich später auch dank der Familie, Freunden und Nachbarn in Richtung Autorin umorientiert“, erzählt Heiderun Gödrich.
Sie absolvierte ein Fernstudium, nicht nur im textlichen Gestalten, sondern auch in Psychologie und Psychotherapie. Die Autorin Heiderun Gödrich hat bisher zwei Romane („Die Kuschelwelt-Dekorateurin“ und „Hinter unsichtbaren Gittern“) veröffentlich, dazu die Autobiographie ihrer Kindheit („Blechteller für Flüchtlinge“) und ein Buch mit parapsychologischer Thematik („Die andere Realität“). Gern hält sie als Zeitzeugin Vorträge an Schulen oder liest aus ihren Werken.
Damit sie sich nicht langweilt, hat sie einige Hobbys. Sie hat sich kürzlich eine Mops-Welpe, „Muffin“, genannt, zugelegt, trifft sich mit Freunden, Bekannten und der Familie, informiert sich über das Weltgeschehen und hält den Garten in Schuss. Und natürlich sind da noch die Planungen für ein nächstes Werk, die die Jubilarin beschäftigen. Man darf gespannt sein.
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