^ Steinen: Alle Interessierte mit ins Boot holen - Steinen - Verlagshaus Jaumann

Steinen Alle Interessierte mit ins Boot holen

Gerald Nill
Bürgermeister Gunther Braun, Christine Ableidinger-Günther, evangelische Kirche Steinen, Antje Heduschke, Caritasverband, und Reinhard Zahn, Caritas Landkreis, wollen die Diskussion mit der Bevölkerung in Gang setzen. Foto: Gerald Nill

Geflüchtete: Anschlussunterbringung in der Köchlinstraße / Informationsveranstaltung am Freitag

Steinen - Von Aufregung und Panik, Sorgen und Ängsten der Bürger war die Rede, als in Steinen der Bau einer Anschlussunterbringung für Flüchtlinge in der Köchlinstraße erstmals auf die Tagesordnung kam.

Jetzt wollen Bürgermeister Gunther Braun und die professionellen Flüchtlingsbetreuer alle Interessierten mit ins Boot nehmen, um das Quartier im Herzen von Steinen gemeinsam zu entwickeln. Dazu findet am kommenden Freitag eine Infoveranstaltung statt.

„Wir wollen einen Prozess anstoßen“, betont Braun. „Noch ist nichts beschlossen.“ Aber es sei klar: „Wir sind verpflichtet, eine Anschlussunterbringung bereit zu stellen.“ Nach aktuellem Stand sei von der Gemeinde Steinen gefordert, 56 Plätze für anerkannte Flüchtlinge vorzuhalten. Diese Zahl schwanke aber täglich.

Eine erste Idee sieht die Freifläche hinter dem Gemeindekindergarten in der Köchlinstraße als geeigneten Standort an. Aber nicht einmal dieser Ort sei in Stein gemeißelt, betonte Braun gestern: „Bis jetzt ist noch nichts beschlossen.“

Vergleichbare Projekte in Nachbargemeinden zeigten, dass es viel Verständnis gebe, wenn alle Beteiligten an einem Tisch zusammen kämen, um gemeinsam zu planen. Braun erinnert in diesem Zusammenhang an die große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung, als die Flüchtlingswelle ins Land schwappte und sich in Steinen 200 Ehrenamtliche fanden, um die Geflohenen hier aufzunehmen und zu integrieren. Einen Hauch von dieser Bereitschaft wünscht sich Steinens Bürgermeister auch jetzt.

Daran knüpft Reinhard Zahn, Fachbereitschaftsleiter für Migration und Integration bei der Caritas, an. „Die Unterstützung war enorm, als die Notunterkunft für 100 Flüchtlinge am Schwimmbad errichtet wurde.“ Nachdem die Notunterkunft vor vier Jahren abgebaut war, wurde die Flüchtlingsbetreuung professionalisiert. Im Kreis entstanden 20 Vollzeitstellen bei Caritas und Diakonie im Integrationsmanagement.

Die Anfangsaufregung, als der Bau eines „Gettos“ befürchtet wurde, habe sich gelegt, berichtet die Vertreterin der Nachbarschaftshilfe für Geflüchtete der evangelischen Kirche in Steinen, Christine Ableidinger-Günther. Sie wünscht sich eine Durchmischung durch den neuen Wohnkomplex, den die Kommunale Wohnbau errichte. Mit den Architekten sollen gemeinsam Entwürfe für die Unterbringung entwickelt werden. Diesen Wunsch äußert auch Antje Heduschke vom Caritasverband.

Was bis jetzt vorliegt, zeigt Bürgermeister Braun auf: das grundsätzlich grüne Licht für das Vorhaben seitens des Gemeinderates und der Kontakt zu verschiedenen Architekten. „Ein Bebauungsplan und eine Baugenehmigung für die geplante Fläche an der Köchlinstraße liegen noch nicht vor.“

Günstig sei der Standort wegen der Schule und des Kindergartens.

Auf Nachfrage erklärte Braun, dass eine modulare Bauweise geschaffen werden soll, um sie flexibel an die Anforderungen anpassen zu können. Einraum-Appartements sollen bei Bedarf zusammengelegt werden können. Da das Gebäude nicht nur 15 Jahre wie bei der Unterbringung in Haagen stehen und mindestens 20 Jahre ohne Sanierung überstehen soll, will er eine massive Bauweise. Angesichts des Wohnungsmangels sollen auch Studenten, Auszubildende und Monteure, also der „freie Markt“, Platz finden.

Wenn 100 Appartements oder mehr geschaffen würden, sei nicht nur für Flüchtlinge Platz an der Köchlinstraße. Immer wieder war von der Nachhaltigkeit des Bauvorhabens die Rede. Einen Kostendeckel werde es für das Projekt nicht geben. „Mit Kostendeckeln hat Steinen schlechte Erfahrungen gemacht“, so Braun. „Was es kostet, kostet es“, lautet seine Devise. Für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen erhalte Steinen Ausgleichsgelder vom Land.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading