Steinen Ausländische Ärzte schneller anerkennen

Christoph Schennen
Die Steinener SPD diskutierte mit Takis Mehmet Ali (links) über eine bessere medizinische Versorgung. Rechts: Martin Kickhöfen, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Steinen-Höllstein Foto: Christoph Schennen

Die Steinener SPD diskutierte mit Takis Mehmet Ali über eine bessere medizinische Versorgung.

Das sei neben dem bezahlbaren Wohnraum das Topthema der SPD-Wähler, sagte eingangs Gemeinderat Rudolf Steck. Die Versorgungslage in der Region sei desaströs. „Im Landkreis Lörrach sind 27 Hausarztstellen unbesetzt“, so Steck bei der Diskussion, zu der der SPD-Ortsverein Steinen-Höllstein geladen hatte.

Ali will Bürokratie abbauen

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Takis Mehmet Ali sagte, wer einen Hausarzt nach Steinen locken wolle, müsse ihm ein gutes Umfeld bieten. Bei Bedarf einen Kita-Platz für sein Kind, einen Platz in der Schule, eine Wohnung und ein ordentliches Vereinsleben. „Es gibt auch den Wunsch nach geregelten Arbeitszeiten und Dienstplansicherheit“, so der Bundestagsabgeordnete.

Er bedauert es, dass es oftmals immer noch zu lange dauere, bis Anerkennungsverfahren für Ärzte aus dem Ausland abgeschlossen seien und diese Ärzte dann ihren Beruf ausüben könnten. Einige arbeiteten bis dahin als Arzthelfer.

Viele Ärzte missbilligten auch das hohe Maß an Bürokratie, das ihr Beruf mit sich bringe. Mehmet Ali befürwortet Bürokratieabbau, allerdings müsse man auch den „Schmu“ tolerieren, der bei weniger Bürokratie und weniger peniblen Antragsverfahren zu erwarten sei.

Eine Lösung für mehr Ärzte in Deutschland wäre nach Ansicht von Mehmet Ali auch, mehr Studienplätze im Bereich Medizin anzubieten. Allerdings fehlten Professoren, die die Studenten unterrichten könnten. Ali schlug auch vor, dass in den ländlichen Regionen die Krankenhäuser die ambulante Versorgung übernehmen sollten. Kritik übte er an der strengen Aufteilung von ambulanter und stationärer Versorgung. Mehmet Ali ist ebenfalls ein Verfechter von integrierten Versorgungsmodellen, bei denen sich unter anderem Arztpraxen, Krankenhäuser, Apotheken und Heilberufe zu einem Netzwerk zusammenschlössen. „Ein Arzt managt dann dieses Konstrukt.“ Ein Zentralisierungsprojekt – damit meinte Ali das neue Zentralklinikum im Entenbad – biete die Chance, ein solches Netzwerk zu organisieren.

Stimmen der Zuhörer

Waltraud Spauszus meinte, Privatpatienten bekämen schneller einen Termin beim Arzt, worauf ihr Mehmet Ali antwortete, dass er dafür sei, eine Bürgerversicherung einzuführen, um die Unterschiede in der Versorgung zu nivellieren. Die FDP lehne eine Krankenversicherung für alle aber ab. Dieter Gersabeck ärgert sich, wenn er zum Arzt muss und ihm die Frage gestellt wird, in welcher Krankenkasse er sei. „Ich zahle Höchstbeträge, und sie behandeln mich wie den letzten Dreck“, bedauert der Steinener, der 2019 für den Gemeinderat kandidierte. Er glaubt nicht, dass die Bürgerversicherung jemals kommen wird. Georg Racke von der Maulburger SPD berichtete davon, welchen Aufwand Maulburg unternommen hätte, damit sich ein Arzt im Dorf niederlässt. Seinen Angaben zufolge habe man ihm eine Wohnung angemietet und einen Bauplatz angeboten. Er befürchtet, dass sich (nur noch) reiche Gemeinden einen Arzt „kaufen“ könnten.

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