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Steinen Badbetreiber droht mit Kündigung

Markgräfler Tagblatt
Den Sprung ins buchstäblich kalte Wasser wagte der neue Betreiber des Freibads in Steinen. Die Bilanz nach der ersten Saison fällt ernüchternd aus. Foto: Kristoff Meller

Gemeinderat Steinen: Massive Mängelliste / Grundsanierung würde sechsstelligen Betrag kosten

Eine komplett verregnete Saison, fehlende Besucher und jede Menge Probleme mit der völlig veralteten Technik: Das Freibad-Fazit fällt so ernüchternd aus, dass der neue Betreiber schon nach der ersten Saison die vorzeitige Kündigung des Vertrags mit der Gemeinde Steinen erwägt.

Von Christoph Schennen

Steinen. Dass das Steinener Freibad saniert werden muss, ist den Gemeinderäten spätestens seit der Sitzung Ende Juli bekannt, als Rolf Linsenmeier, Geschäftsführer von Aqua-Technik Freiburg, die zahlreichen Mängel der beliebten Freizeiteinrichtung aufzählte.

Nachdrücklich ins Bewusstsein gerückt wurde die Dringlichkeit einer umfassenden Sanierung nun nochmals am Dienstag im Gemeinderat: Auf Einladung von Bürgermeister Gunther Braun war Michael Scholz als Geschäftsführer des Freibadbetreibers Bäder Competence (Breitnau) zu Gast und berichtete, wie er die gerade zu Ende gegangene Saison erlebt hat.

„Die Saison war komplett verregnet“, begann Scholz sein ernüchterndes Fazit. „Das Freibad in Steinen hatte 30 bis 50 Prozent weniger Besucher als im Vorjahr“, so Scholz. Dabei war 2020 schon kein herausragendes Freibad-Jahr, weil es aufgrund von Corona Besucherbeschränkungen gab.

Dann zählte der Geschäftsführer die Probleme des Steinener Bades auf. Da ist zunächst der Wasserverlust. Etwa 100 Kubikmeter Wasser fehlten jeden Tag; Grund ist wohl, dass die alten Leitungen und wohl auch das Becken undicht sind.

Weiteres Problem: Das Badewasser in Steinen ist zu kalt. Während andere Bäder eine Wassertemperatur von 24 Grad Celsius oder mehr hätten, habe das hiesige Nass zu Spitzenzeiten gerade einmal 22 Grad, in der Regel aber nur 20 Grad Celsius. „Und die Wassertemperatur macht das Wohlbefinden aus“, stellte Scholz fest.

Zu Wetter- und Wasserproblemen gesellten sich Personalengpässe, als Mitte August die beiden Bademeister kündigten. Scholz: „Ab Mitte Juli war eine Person am Becken, ab August war ich nur noch alleine da.“

Mangelhaft war ferner die für die Wasserqualität so wichtige Hydraulik, die zu keiner Zeit das leistete, was man von ihr erwartet. Auch die Anlage, die unter anderem den Chlorwert dosiert, funktionierte nicht richtig. „Hier mussten wir ständig händisch eingreifen und nachjustieren“, so Scholz.

„Auch die Überlaufrinne ist zu 100 Prozent nicht funktionsfähig, und es gab in den Becken täglich Farbablösungen“, so Scholz weiter. Schließlich waren auch die Platten rund um die Becken nicht in Ordnung. Scholz erinnerte hier an die Verkehrssicherungspflicht: Wenn ein Badbesucher stolpere, könne er den Badbetreiber oder die Gemeinde auf Schadenersatz verklagen.

Scholz stellte in Aussicht, dass er den mit der Gemeinde auf drei Jahre geschlossenen Betreibervertrag kündigen werde, falls das Bad nicht komplett saniert werde. „Das Risiko, das Bad zu betreiben, ist zu groß“, bilanzierte Scholz.

Er schätzt, dass eine Grundsanierung einen sechsstelligen Betrag kosten werde. Die Entscheidung, ob er weitermacht oder aufhört, will er im November treffen. Er will sich mit Bäderexperten beraten, um zu erfahren, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um das Bad weiter zu betreiben.

Scholz hat der Gemeinde einen Bericht zugeschickt, in dem alle Mängel des Bades aufgelistet sind.

Das Freibad erzielte laut Gemeindeverwaltung in dieser Saison Einnahmen in Höhe von 50 000 Euro, online wurden 7 500 Tickets verkauft.

Die Kosten sind um ein Vielfaches höher. Die Verwaltung nannte hier einen Betrag von 431 000 Euro, wies aber daraufhin, dass dieser Wert noch nach unten korrigiert werden müsse.

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