Steinen „Bunter Blumenstrauß an Ideen“

Markgräfler Tagblatt
Das Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft konnte vor der Sitzung in der Wiesentalhalle verfolgt werden. Foto: Christoph Schennen Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat Steinen: / Thomas Geissler stellt Entwurf für gesamtörtliches Entwicklungskonzept vor

Es gibt immer einen Gemeinderat, der sich beschwert, wenn die Sitzung nicht pünktlich anfängt. Vorgestern war das anders. Da wurde es mit Wohlwollen aufgenommen, dass eine Schüssel installiert und ein Kabel in die Wiesentalhalle gelegt worden war, damit das Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft bis zum enttäuschenden Ende auf großer Leinwand gezeigt werden konnte. Um 19.52 Uhr konnte es dann aber losgehen.

Von Christoph Schennen

Steinen. Thomas Geissler erläuterte den Sachstand beim Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) und beim gesamtörtlichen Entwicklungskonzept (GEK), die für neue Sanierungsgebiete obligatorisch sind.

„Beim GEK liegt der Fokus auf der gesamtörtlichen Betrachtung der Gemeinde Steinen“, sagte Geissler. Er berichtete ausführlich von den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung, bei der 371 Männer und Frauen mitmachten. Die Gemeinde hatte vor kurzem einen Flyer vorgestellt, auf dem zu einer Onlinebefragung eingeladen wurde. 99 Fragebögen wurden nicht bis zum Ende ausgefüllt, so dass nur 272 Bögen ausgewertet wurden. „Diese Befragung ist also nicht repräsentativ“, sagte Geissler. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer wohnen bereits seit mehr als 20 Jahren in Steinen, und mehr als 90 Prozent der Teilnehmer wohnen gerne in Steinen. Eine große Zahl an Teilnehmern gehört der mittleren Generation (31 bis unter 60 Jahren) an.

Zu den Stärken der Gemeinde zählen laut Befragung die regionale Einbindung Steinens (Nähe zu Basel, Freiburg), die Natur und die Landschaft, die gute Verkehrsanbindung des Kernortes, die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, die Sportangebote, die Einkaufsmöglichkeiten, das kulturelle Angebot und die Ärzte und Apotheker.

Verbesserungsbedarf besteht laut Umfrage bei den Grünanlagen, bei den Themen bauliche Entwicklung, Sauberkeit, Ansiedlung von Gewerbe und Industrie und sozialer Wohnraum. „Viele Bürger wünschen sich, dass weniger Verkehr durch den Ort fließt, dass die Schrankenschließzeiten verkürzt werden, Treffpunkte zum Verweilen, sichere Schulwege und sichere Radwege zu den Ortsteilen, eine Trennung von Rad- und Fußwegen und einen Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs“, sagte Geissler. Gewünscht wird ferner, dass die Trainingsbedingungen für den Fußball verbessert werden, dass das Wiesentalstadion aufgewertet wird und einen Winterrasen bekommt, der Erhalt von Arztpraxen und mehr Angebote für Familien. Die Jugend will, dass der Skaterplatz reaktiviert wird. Einige Bürger sind der Meinung, dass sich beim Rathaus was tun und Barrierefreiheit hergestellt werden muss. Gewünscht wird ein Café im Kernort, eine Aufwertung der Läden und digitalen Infrastruktur.

Bürger befragt

Die Bürger, die in Steinens Grüngürtel wohnen, führen bei den Stärken ihres Ortsteils die Dorfgemeinschaft, die hohe Wohnqualität, die ruhige und attraktive Lage und das Vereinsleben an. Bei der Frage, was besonders wichtig sei, zeigte sich, dass Grün- und Freiraum, die Grundversorgung und Angebote für die Jugend den Bürgern besonders wichtig sind.

Die Befragung ergab auch, dass Steinener, Höllsteiner, Hägelberger, Weitenauer und die übrigen Ortsteilbewohner unterschiedlicher Meinung sind, was die Entwicklung ihres Ortsteils angeht. Den Steinenern ist die Aufwertung der Ortsmitte „sehr wichtig“; für die Hägelberger ist dies nicht ganz so wichtig. Den Senioren ist die Schaffung von Wohnraum „sehr wichtig“, für die Jungen gilt das nicht so sehr.

Nach den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung präsentierte Geissler den Entwurf des Gesamtörtlichen Entwicklungskonzeptes und nannte die Ziele und die Leitprojekte zu den Themenfeldern „Frei- und Naturraum“, „Steinen als Wohn- und Wirtschaftsstandort“, „Kommunale und soziale Infrastruktur“, „Mobilität“, „Energie und Klimaschutz“ und „Städtebauliche Erneuerung“.

Zu den Leitprojekten zählen die Offenhaltung der Landschaft, der Erhalt der Streuobstflächen und die Renaturierung der Wiese, die Entwicklung bezahlbaren Wohnraums durch die Kommunale Wohnbaugesellschaft, das „Entwicklungsprogramm ländlicher Raum“ für die ländlich geprägten Ortsteile, „Mühlehof“-Einrichtungen in den Ortsteilen, der Ausbau privater Pflegeangebote, die Verbesserung des gastronomischen Angebots, die Aktivierung von Gewerbeflächen und die Umsetzung diverser Verkehrsprojekte wie die Ortsumfahrung „Ost“, die Passarelle zwischen Steinen und Höllstein oder die Taktverdichtung der Regio-S-Bahn.

Beim Thema „Energie und Klimaschutz“ will die Gemeinde prüfen, ob sie mit dem Klinikum Lörrach ein gemeinsames Nahwärmenetz realisieren kann. Auch den Ausbau der Photovoltaik und die ländlichen Ortsteile will sie fördern.

Bauamtsleiter Thurn sagte, dass GEK koste 30 000 Euro. Unverständlich sei, dass das ISEK gefördert werde, das GEK jedoch nicht. Er teilte mit, dass die Voruntersuchung des Sanierungsgebietes „Brückenschlag Steinen - Höllstein“ anlaufe. Hier gehe es zunächst darum, das Sanierungsgebiet einzugrenzen. Ulrike Mölbert (Gemeinschaft) forderte eine Prioritätenliste. Marc Sutterer (CDU) bemerkte im Hinblick auf das Vorhandensein eines Jugendpflegers, dass die Gemeinde mehr bei der Freiraum- und Jugendgestaltung tun könne. Rudolf Steck (SPD) lobte das GEK: „Das ist ein bunter Blumenstrauß an Ideen.“

Einstimmig wurde dem Beschlussvorschlag zugestimmt: Gesamtörtliches Entwicklungskonzept und Bürgerbeteiligung sind bei Planungen in der Gemeinde und insbesondere im Sanierungsgebiet „Brückenschlag Steinen-Höllstein“ entsprechend den zur Verfügung stehenden Finanzierungsmöglichkeiten bei den jährlichen Haushaltsplanungen umzusetzen.

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