^ Steinen: „Der Scherracker bleibt trocken“ - Steinen - Verlagshaus Jaumann

Steinen „Der Scherracker bleibt trocken“

Christoph Schennen
Das Baugebiet Scherracker kann verwirklicht werden – mit einem Linienschutz soll Hochwasser in Schach gehalten werden. Foto: Christoph Schennen

Hochwasserschutz: Gemeinderat stimmt für Bebauungsplan / Wohngebiet für bis zu 60 Bürger

Der Gemeinderat hat bei einer Enthaltung entschieden, den Bebauungsplan „Scherracker“ mitsamt örtlichen Bauvorschriften aufzustellen. Die Aufstellung erfolgt im beschleunigten Verfahren. Der Rat beschloss ferner die Umsetzung der Empfehlungen des Ingenieurbüros Hydrotec zum Hochwasserschutzkonzept des Höllsteiner Talbachs.

Von Christoph Schennen

Steinen. Der Entwurf des Bebauungsplans und der örtlichen Bauvorschriften vom 27. Juli 2021 werden unter Berücksichtigung der Erkenntnisse des Hochwasserschutzkonzeptes fortgeschrieben. Der Bebauungsplanentwurf „Scherracker“ und der Entwurf über die örtlichen Bauvorschriften mit Begründung werden nun öffentlich ausgelegt.

In dem Neubaugebiet in Höllstein können bis zu 60 Bürger wohnen.

Vier Fachleute haben in der Sitzung des Gemeinderats ihre Expertise zum neuen Baugebiet „Scherracker“ gegeben. Sarah Jaskulski (Hydrotec) stellte ihre hydrologischen und hydraulischen Untersuchungen zum Gebiet vor. In ihrem hydrologischen Gutachten ermittelte sie die Hochwasserabflüsse des Höllsteiner Talbachs, der das künftige Baugebiet teilweise umgibt. Betrachtet hat sie die Auswirkungen der Abflüsse eines ein-, zwei-, fünf-, 20- und 100-jährlichen Hochwassers (HQ1, HQ2, HQ5, HQ20 und HQ100) auf das Gebiet. Für den schlimmsten Fall, einem extremen Hochwasser (HQ 100), führte sie eine hydraulische Berechnung durch. Bei einem 100-jährlichen Hochwasser kommt es zu Ausuferungen entlang des Talbachs. Davon sind auch die Bebauungen im Bereich Friedrichstraße und In der Haagmatt betroffen.

Jaskulski entwarf dann ein hydraulisches Modell, das unter anderem die geplante Geländeerhöhung der Baufläche und eine neue Bebauung berücksichtigte. Sie stellte fest, dass Versickerungsstreifen nicht maßgeblich das Hochwasserereignis beeinflussen und daher ein Hochwasserschutzkonzept erforderlich ist. Dieses sieht einen Linienschutz (Hochwasserschutzeinrichtung) vor, der im Oberlauf und senkrecht zur Friedrichstraße, im westlichen Bereich des Baugebiets, liegt.

Die Verwallung schützt vor der Ausuferung des Talbachs. Sie ist einen halben Meter hoch. Hinzu kommt noch ein Freibord. Die Länge des Linienschutzes beträgt 150 Meter. Auch im Bereich der Verrohrung an der Friedrichstraße gibt es einen Linienschutz, um das Überströmen der Straße zu verhindern. Zudem wird der Talbach im Oberlauf des Bauvorhabens umverlegt. Ein Altarm bleibt bestehen, um Ausuferungen auf die östliche Fläche zu leiten.

Die Neubausiedlung wird um 15 Zentimeter erhöht und befindet sich dann auf zirka 339,15 m NHN (Normalhöhennull), um die Neubausiedlung von einem 100-jährlichen Hochwasser frei zu halten. Durch die Hochwasserschutzmaßnahmen verschiebt sich die Ausuferung laut Gutachten von Hydrotec auf die Fläche östlich des Bauvorhabens. Während sich die Überflutungsfläche östlich der geplanten Neubausiedlung und im Oberlauf des Talbachs vergrößert, reduziert sie sich im Bereich der Friedrichstraße. Durch die Hochwasserschutzmaßnahmen steigen die Wasserpegel östlich der geplanten Neubausiedlung und im Oberlauf des Talbachs und sinken im Bereich der Friedrichstraße.

Einige Gemeinderäte nahmen Stellung zum Gutachten. Rainer Eiche (SPD) erinnerte an das Hochwasser 1999. Im Hinblick auf den geplanten Hochwasserschutz warnte er: „Die Maßnahmen, die getroffen werden, sind nicht ausreichend und gehen zu Lasten anderer Gebiete.“ Es gebe schon seit einiger Zeit den Wunsch, das Gebiet zu entwickeln. Aber es wurde damals auch geäußert, dass „wir das Gebiet erst dann entwickeln, wenn wir mit Maulburg den Entlastungskanal gemacht haben“, so Eiche weiter.

Norbert Götz (CDU) erinnerte an Starkregenereignisse, bei denen Abläufe zugeschwemmt waren, Äcker überflutet wurden und das Wasser bis nach Maulburg lief. Stefan Rheiner, Technischer Projektleiter bei „Badenova-Konzept“, sagte, der Linienschutz reagiere auf Starkregenereignisse, die lokal auf die Fläche heruntergehen. Das Gebiet Scherracker habe mit dem Hochwasser der Wiese nichts zu tun. Rheiner: „Wenn die Wiese Hochwasser hat, bleibt der Scherracker trocken.“

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading