Steinen Die Kalendersteine bei Endenburg

Kathryn Babeck
Eine Wanderung zu den Hohfelsen über den Stalten lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Foto: Birgit-Cathrin Duval

Interview: Die Journalistin Birgit-Cathrin Duval beschäftigt sich mit besonderen Orten im Südschwarzwald, unter anderem mit den „Kalendersteinen“ bei Endenburg. Unsere Zeitung wollte von ihr wissen, was diese so besonders macht?

Interview: Die Journalistin Birgit-Cathrin Duval beschäftigt sich mit besonderen Orten im Südschwarzwald, unter anderem mit den „Kalendersteinen“ bei Endenburg. Unsere Zeitung wollte von ihr wissen, was diese so besonders macht?

Frau Duval, warum beschäftigen Sie sich mit sogenannten Kraftorten? 

Ein Verlag hat mich angefragt, ob ich über diese Orte im Südschwarzwald etwas schreibe. Für mich besitzt der gesamte Schwarzwald eine eigene Kraft. Dabei gibt es besondere Orte, mit denen eine Geschichte verknüpft ist, die diesen geprägt haben. Ob eine Sage oder keltische Kultstätte: Erst wenn wir die Historie einer Stätte kennen, können wir sie in ihrer Ursprünglichkeit erfassen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass Orte, das was dort geschehen ist, als Erinnerungen speichern.

Wie haben Sie die sogenannten Kalendersteine entdeckt? Hat Ihnen jemand davon erzählt?  

Ich habe mich an einer alten Wanderkarte orientiert. Darin sind viele interessante Orte verzeichnet und auch kurz beschrieben. Die Kalendersteine sind als Hohfelsen eingetragen. Als mir jemand erzählt hat, dass diese eine besondere Bedeutung haben, war natürlich meine Neugierde geweckt. Die Privatklinik Haus am Stalten erwähnt den Ort auf ihrer Homepage. Die Klinik beschreibt dessen wohltuende Atmosphäre.

Birgit-Cathrin Duval Foto: Birgit-Cathrin Duval

Was macht diesen Ort aus? 

Bei meinen Recherchen bin auf die hypothetische These des Uhrmachers Johann Hügin aus Brombach gestoßen. Dieser geht davon aus, dass die Steine von Menschen zusammengesetzt wurden, um den Lauf der Gestirne zu bestimmen. Es gibt ja viele Orte, wie die Belchen (das sogenannte Belchendreieck mit Jura, Vogesen, Schwarzwald, Anmerk. der. Red.), die von den Kelten als astronomisches Kalendersystem benutzt wurden. Interessanterweise lassen sich im Gebiet des Hohfelsen von einem Visurstein aus verschiedene für die Kelten wichtige Kalenderdaten bestimmen. Hier geht es um die Sonnenaufgänge bei der Winter- und Sommersonnenwende, bei der Tag- und Nachtgleiche sowie die Mondaufgänge bei den Mondextremen.

Anhand der Steine lassen sich tatsächlich Kalenderdaten bestimmen? 

Sehr wahrscheinlich ist diese Steinaufhäufung auf natürliche Weise entstanden. Es sind eiszeitliche Überreste eines Gletschers, der eine Endmoräne hinterlassen hat. Der Uhrmacher aus Brombach hat seine Theorie jedoch nicht nur aus der Luft gegriffen, sondern eine denkbare Möglichkeit aufgezeigt. Ob die Steine geringfügig von Menschenhand in diese Position gebracht wurden, lässt sich heute nicht mehr herausfinden. Man muss sich jedoch vorstellen, dass zurzeit der Kelten dieses Gebiet möglicherweise nicht bewaldet war. Bis heute bewahrt die Lokalität ihr Geheimnis.

Kennen die Endenburger die Hohfelsen? 

Manche sicherlich, ja. Aber es ist oft so, dass viele Einheimische bei meinen Vorträgen sagen, dass sie dies oder jenes nicht kennen und darüber staunen, was sich vor ihrer Haustüre im Wald befindet. Leider sind viele dieser besonderen Plätze nicht mehr auf den neuen Wanderkarten verzeichnet. Und viele wissen nicht mehr, welche Geschichte damit verknüpft ist. Deshalb möchte ich sie wieder erzählen und öffentlich zugänglich machen.

Sind diese Kraftorte heute noch relevant?

Es ist ein Grundbedürfnis von uns Menschen, solche Orte zu besuchen und die Aura dieser Plätze zu spüren. Das Gebiet um die Hohen Stückbäume ist ein Wasserschutzgebiet, hier leben Rotmilanpaare, Wespenbussarde und Fledermäuse. Diese Orte sind nicht nur relevant, sie verschwinden mehr und mehr. Seit 2019 gibt es Pläne der Windkraft Schonach hier einen Windpark zu bauen. Bis heute will die Windkraft Schonach ihre Pläne umsetzen. Die Ausstrahlung solcher Berglandschaften wird dadurch zerstört. Welche Auswirkungen das auf die Quellen haben wird, ist ebenfalls nicht absehbar. Wir befinden uns in einer Phase, in der der Schwarzwald immer mehr zu einer Industriezone verwandelt wird. So sollen am Bergrücken des Zeller Blauen gigantische Windräder gebaut werden, auch rund um den Hochblauen und eben auch am Wasen zwischen Endenburg und Malsburg-Marzell.

Zur Person

Birgit-Cathrin Duval
ist 1967 in Lörrach geboren und lebt in Malsburg. Sie ist Fotografin und arbeitet als freie Journalistin und Gästeführerin im Naturpark Südschwarzwald. Unter anderem hat sie das Buch „Kraftorte im südlichen Schwarzwald“ geschrieben.

Das Buch
Kraftorte im südlichen Schwarzwald - Wanderungen zu mystischen Orten und geheimnisvollen Plätzen, erschienen im Oertl&Spörer Verlag, ISBN 978-3-96555-005-6, 21,95 Euro 

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