Steinen Die Nummer 73 ist wieder da

Markgräfler Tagblatt
Eine Schreibmaschine steht im Mittelpunkt der jüngsten Kurzgeschichte von Hans-Peter Günther. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Kurzgeschichte: Herr Hofer kauft seine verschwundene Schreibmaschine zurück

Von Hans-Peter Günther

Der enorme Zuspruch, den Hans-Peter Günther auf seine Kurzgeschichten erhielt, war für ihn Anlass, erneut zur Schreibmaschine zu greifen. Nachfolgend lesen Sie die Fortsetzungsgeschichte von der vertauschten Princess-in.

Steinen. „Es war einmal. So fangen Märchen an. Ob die nachfolgende Geschichte eines ist, entscheiden Sie, liebe lieber Leser, am Ende selbst. Aber beginnen wir doch dort, wo alles angefangen beziehungsweise aufgehört hat. Und wieder darf ich Sie bitten, sich zu erinnern, und zwar an den in dieser Zeitung erschienen kleinen Kriminalfall „von der vertauschten Princess-in“ vom 21. Juni.

Herr Hofer aus der Hermann-Burte-Straße in Steinen (Name und Adresse geändert), dessen Sohn die vergoldete Princess-Schreibmaschine aus seiner Sammlung vertauscht beziehungsweise entwendet hatte, konnte den Verlust dieser schönen Kofferschreibmaschine bis heute nicht verwinden. Seinem Sohn hat er zwar vergeben. Aber immer, wenn er seine kleine, mühsam zusammengetragene Schreibmaschinensammlung betrachtet, gibt es ihm doch einen Stich ins Herz, da er seine Princess-in sehr vermisst.

Als ich Herrn Hofer vergangene Woche beim Einkaufen im Dorf traf, erzählte er mir folgende Begebenheit: Eines Tages im Juli klingelte bei ihm das Telefon und ein gewisser Herr Mahler erkundigte sich bei ihm, ob er der Herr Hofer sei, dem die vergoldete Princess-Schreibmaschine abhanden gekommen sei?

„Ja der bin ich. Wissen Sie etwas darüber?“ „Nun. Ich kann Ihnen eine solche Maschine anbieten. Sind Sie interessiert?“ „Natürlich. Es würde mich sehr freuen, wenn ich wieder eine bekommen könnte. Aber ist dies wirklich auch das vergoldete Modell?“ „Ja, sicher. Sieht auf jeden Fall mal so aus.“ „Was wollen Sie denn dafür haben?“ „Ich habe selbst dafür 600 Euro bezahlt. Wenn ich 650 Euro dafür bekomme, wäre das in Ordnung.“ „Das ist sie mir schon wert, wenn sie gut erhalten ist.“ „Das ist sie, versprochen.“ „Und wie komme ich zu der Maschine? Soll ich zu Ihnen kommen. Oder kommen Sie zu mir?“ „Nein, das brauchen Sie nicht. Ich muss morgen sowieso nach Steinen. Treffen wir uns doch um 10 Uhr auf dem Parkplatz am Schwimmbad.“ „Gut. Ich werde da sein.“

Pünktlich um kurz vor 10 Uhr fuhr Herr Hofer an den vereinbarten Treffpunkt. Aber wie jetzt Herrn Mahler erkennen? Er hatte vergessen, danach zu fragen. Seltsamerweise war dies gar nicht nötig. Kaum war Herr Hofer auf den Parkplatz gefahren und hatte eingeparkt, kam Herr Mahler mit dem Schreibmaschinenkoffer in der Hand schon auf das Auto von Herrn Hofer zu. Wieso kannte er überhaupt Herrn Hofers Pkw?

Ein kurzes Hallo. Sie hatten sich nicht einmal die Hand gegeben, so eilig schien es Herr Mahler plötzlich zu haben.

Herr Hofer öffnete kurz den blauen Koffer, warf einen prüfenden Blick auf die Maschine und nickte zufrieden.

„Also gut, wie am Telefon abgemacht 650 Euro wie gewünscht.“ „Vielen Dank. Sie müssen entschuldigen. Ich habe es mächtig eilig, da ich noch einen Termin habe.“ „Alles Gute und noch einen schönen Tag.“

Kurze Kehrtwende und weg war er. Sonderbar. Höchst merkwürdig, dachte sich Herr Hofer so im Stillen.

Doch was solls. Er hatte wieder eine von den doch so seltenen vergoldeten Princess-Kofferschreibmaschinen. Vorsichtig wurde sie auf die Rücksitzbank gelegt. Und dann verlies Herr Hofer den Parkplatz.

Daheim angekommen: „Ich bin wieder da.“ Keine Antwort aus der Küche. Seine Frau war also nicht zuhause.

Zum Schuhe ausziehen hatte er keine Zeit. Gleich runter in den Keller. Koffer geöffnet und die Maschine genau betrachtet. Er traute seinen Augen kaum. Mit jedem Blick wurde er sicherer. Es war tatsächlich seine Princess-in, die ihm sein Sohn damals vertauscht und dann verkauft hatte. Wegen dieser Sache war sogar die Polizei vor Ort, und sein Sohn hatte eine saftige Geldstrafe erhalten.

Herr Hofer hatte seine eigene Schreibmaschine zurückgekauft. Wie dem auch sei. Trotz aller Umstände war sein Ärger bald verflogen. Wichtig war nur noch, dass seine Maschine wieder da ist und an ihrem Platz Nummer 73 steht.

Herr Hofer kann sein Schreibmaschinen-Depot wieder aufsuchen und sich an jeder Maschine erfreuen. Auch an der Nummer 73.

Ist es nun ein Märchen? Auf jeden Fall ist es eine Geschichte mit einem guten Ausgang.“

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