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Steinen Ein engagiertes Leben auf vier Kontinenten

Ralph Lacher
Ingeline Nielsen feiert am heutigen Mittwoch ihren 90. Geburtstag. Foto: Ralph Lacher

Geburtstag: Ingeline Nielsen wird 90 Jahre alt / In der Kantorei und in der Flüchtlingshilfe aktiv

Steinen -  Ingeline Nielsen ist und war nicht nur sozial und politisch engagiert, sondern ist in ihrem langen Leben auch viel herumgekommen. Seit 25 Jahren lebt sie nun schon in Steinen. Am heutigen Mittwoch kann die Frau, die auf vier Kontinenten lebte, ihren 90. Geburtstag feiern.

Geboren wurde die Jubilarin 1932 als eines von fünf Kindern einer Geologenfamilie in Dresden. 1941 zog die Familie um nach Wien und nach Kriegsende wieder zurück nach Sachsen. Dort hatte der Vater eine Professur als Geologe an der Universität, die Tochter Ingeline machte in Halle das Abitur und begann ein Kirchenmusik-Studium.

Rückkehr in die DDR verweigert

Als sie mit zwei Geschwistern die Einladung von Bekannten der Eltern nach Wien annahm und „schwarz“ und unangemeldet aus der DDR nach Österreich reiste, verweigerten ihr die DDR-Behörden die Wiedereinreise. Die junge Frau blieb 1956 in Wien und studierte dort Musikwissenschaft und Philosophie. In Wien lernte sie den US-amerikanischen Flüchtlingshelfer Carl Nielsen kennen und lieben. Er arbeitete für den Lutherischen Weltbund in der Flüchtlingshilfe nach dem Aufstand in Ungarn. Noch vor der Heirat promovierte die Jubilarin in Wien.

Eine Orgel für Hongkong

Bald nach der Heirat 1962 zogen Ingeline und Carl Nielsen für 13 Jahre nach Hongkong. In der damaligen britischen Kronkolonie betreute Carl Nielsen rot-chinesische Flüchtlinge. Ingeline Nielsen arbeitete als Dozentin für Orgelmusik an der Universität und ließ über einen deutschen Hersteller die erste Hongkong-Orgel bauen. Darauf sei sie ebenso stolz wie auf das erfolgreiche politische Engagement, das sie in Hongkong an den Tag legte, sagt sie heute. Als die dortige Regierung den Flughafen vergrößern und Nachtflüge zulassen wollte, sträubte sich die Uni-Dozentin mit Gleichgesinnten erfolgreich dagegen.

In Hongkong wurden auch die drei Kinder der Nielsens geboren; außerdem adoptierte die Familie ein weiteres Kind. Die sechsköpfige Familie zog von 1975 bis 1978 in die USA. Von dort wiederum wurde Carl Nielsen vom „ökumenischen Rat der Kirchen“ nach Genf berufen. Anschließend ging es für 13 Jahre in die Entwicklungshilfe nach Afrika. Ingeline Nielsen engagierte sich in Afrika besonders im Bereich sexuelle Aufklärung für Kinder und Frauen und gegen sexuelle Belästigung, entsprechende Veröffentlichungen in den USA, Deutschland und der Schweiz eingeschlossen. Die Zeit in Afrika sei ähnlich intensiv wie die in Hongkong gewesen. Mit Wehmut sei sie 1997 von Afrika zurück nach Europa gekommen, als ihr Ehemann in den Ruhestand ging.

Wahl fällt auf das Dreiländereck

Da zwei der Kinder in Genf, zwei weitere in den USA leben, habe man sich entscheiden müssen, entweder nahe zur Schweiz oder in die USA zu ziehen. Entschieden habe man sich schließlich fürs Dreiländereck und für Steinen.

Dort engagierte sich Ingeline Nielsen in der Friedensbewegung, gab in den 1990er Jahren Deutsch-Kurse für türkische Frauen, arbeitete als Schriftführerin in der Agenda-21-Gruppe und gestaltete ab 2015 Deutsch-Kurse für Geflüchtete in Steinen.

In der Agenda-Gruppe „Steinen im Wandel“ ist Ingeline Nielsen, deren Ehemann Carl vor zehn Jahren verstarb, nach wie vor engagiert und seit 25 Jahren singt sie in der Kantorei Schopfheim.

Sie habe ein glückliches Leben gehabt und sei nach wie vor glücklich, auch darüber, dass die Zeit der Corona-Einschränkungen langsam vorbei sei und sie wieder den Großteil ihrer Aktivitäten aufnehmen kann.

Denn, da ist sich die Jubilarin sicher, Bewegung in Körper und Geist sind ein wesentlicher Grund dafür, dass sie gesund alt geworden ist. Und natürlich ist die große Familie so etwas wie ein Jungbrunnen, sagt Ingeline Nielsen mit Blick auf ihre vier Kinder, vier Enkel und eine Urenkelin.

Mit diesen feierte sie ihren runden Geburtstag bereits in der zurück liegenden Woche, weil es zeitlich nicht anders möglich war. Eine wunderschöne Zeit habe man verlebt, sagt Ingeline Nielsen.

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