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Steinen Eine frohe Botschaft für die kleine Inge

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Bambino-Kinderschreibmaschine. Foto: Hans-Peter Günther

Kurzgeschichte: Hans-Peter Günther: Wie ein verloren geglaubter Koffer wieder auftauchte und ein Kind glücklich machte

Steinen. Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen steht eine ganz besondere Schreibmaschine im Mittelpunkt der Kurzgeschichte von Hans-Peter Günther: die Kinderschreibmaschine der kleinen Inge.

„Fahrplanmäßig pünktlich fuhr an diesem Freitag der D-Zug D-3604 „Berlin-Wannsee-Basel Bad.-Bhf.“ in die große Bahnsteighalle ein. Die Reisenden hatten sich schon bei der Durchfahrt Weil / Rhein von ihren Plätzen erhoben und drängten nun, mit Taschen und Koffern bepackt, auf den Seitengang, obwohl keine Eile geboten war.

Auch Frau Fleischer (Name geändert) stand mit ihrer siebenjährigen Tochter Inge in der langen Schlange, aber sie wartete geduldig, denn noch rollte der Zug.

Die blauen „Schürzen-D-Zugwagen“, von einer 01er Dampflok gezogen, kamen ruckfrei zum Stehen. Frau Fleischer hatte in Berlin ihre Eltern besucht, was sie in der Vorweihnachtszeit jedes Jahr machte. Diesmal hatte sie ihre kleine Tochter Inge auf die Reise zu den Großeltern mitgenommen. Einen Großteil der zehnstündigen Zugfahrt hatte die Kleine aber doch geschlafen und war eigentlich in Basel noch nicht so richtig wach. Sie klammerte sich fest an die Hand der Mutter, hatte sie doch ein bisschen Angst, von den Erwachsenen umgestoßen zu werden. Als sie die Tür erreichten, stieg Frau Fleischer zuerst aus und nahm dann ihre Tochter von den drei Stufen des Wagens in den Arm.

Da standen die beiden nun auf dem Bahnsteig vier, inmitten der vielen Menschen und suchten nach dem Hinweis zu Gleis sieben, Richtung: „Zell-Wiesental“. Sie hörten noch, wie die Türen der Wagen zugeschlagen wurden und der Zug anrollte. Wahrscheinlich war Basel-SBB der Endpunkt.

Frau Fleischer packte ihre Tochter noch fester an der Hand, und sie gingen auf die Treppe zu, um zu Gleis sieben zu gelangen. Dazu mussten sie die Treppe runter, und etwas nach links im Tunneleingang wieder nach oben. Dort war dann Gleis sieben.

Plötzlich schrie die kleine Inge: „Mama, mein Koffer.“ Jetzt fiel es auch der Mama auf. Inge hatte ihren kleinen Koffer, den sie von den Großeltern zu Weihnachten geschenkt bekam, im Zug vergessen. Aber warum war der kleine Koffer so wichtig, und was hatte es damit auf sich? Inge wünschte sich immer so sehr eine eigene Schreibmaschine. Opa Klaus schenkte ihr eine „Bambino-Kinderschreibmaschine“ in einem braunen, kleinen Köfferchen zu Weihnachten.

Doch dieser rollte nun vor ihren blauen Kinderaugen langsam, aber unerreichbar davon. Inge weinte und wollte keinen Schritt mehr weitergehen. Sie hätte am liebsten den Zug angehalten, aber das ging ja nicht. Die umstehenden Reisenden wurden schon aufmerksam und frugen: „Na, warum weint denn die Kleine?“

Da musste die Mutter sagen: „...sie hat im Zug ihr Weihnachtsgeschenk von Oma und Opa vergessen. Eine Kinderschreibmaschine.“ Ein Bundesbahn-Beamter hatte fast alles mitbekommen und kam auf eine Idee. „Wo habt ihr denn im Zug gesessen?“

Wagen 6 / Platz 112.

„Da der Zug ja nur bis Basel SBB weiterfährt, rufen wir dort gleich mal an. Wartet mal hier.“ Frau Fleischer setzte sich mit ihrer Tochter auf eine der Bänke. Inge weinte immer noch, und es war ihr auch kalt. Sie zitterte richtig.

Nach einer halben Stunde kam der Beamte tatsächlich mit der „frohen Botschaft“ zurück. „Dein kleiner Koffer mit der Schreibmaschine ist gefunden. Er kommt mit dem nächsten Zug SBB/Bad.-Bhf. wieder hierher.“

Jetzt konnte die kleine Inge schon wieder ein bisschen lächeln, und sie hörte auch auf zu weinen. Das war doch für die eine richtig „frohe Weihnachtsbotschaft“. Diese Schreibmaschine besitzt Inge heute noch, und dieses Weihnachten hat sie auch bis heute nicht vergessen.“

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