Steinen: Einzelfallhilfe für Senioren - Steinen

Steinen Einzelfallhilfe für Senioren

Markgräfler Tagblatt 21.06.2021 - 23:30 Uhr

Finanzausschuss: Projekt „Ohne Ballast im Alter“ vorgestellt

Von Christoph Schennen

Steinen. Sabrina Schwierk und Veronique Gölz (beide Diakonisches Werk) haben in der Finanzausschusssitzung das Projekt „Ohne Ballast im Alter“ vorgestellt. Es ist Teil des Bundesmodellprogramms „Stärkung der Teilhabe Älterer - Wege aus der Einsamkeit und sozialen Isolation im Alter“, das vom Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Auch die Gemeinde Steinen will sich am Projekt beteiligen und bietet ab 30. Juni immer mittwochs von 14 bis 17 Uhr eine Sprechstunde mit den beiden Mitarbeiterinnen des Diakonischen Werks an.

Sabrina Schwierk ist sich sicher, dass es auch im Landkreis Lörrach Senioren mit kleinen Renten gibt, die in Armut abrutschen könnten. Weitere Probleme Älterer seien soziale Isolation und Ausgrenzung und die fehlende Einbindung in unterstützende Netzwerke. Es gebe einen Bedarf an wohnortnahen Anlaufstellen für Senioren, die sich um diese Probleme kümmern müsse, sagte die Sozialarbeiterin. Veronique Gölz, die in Steinen für den Bereich Schuldnerberatung zuständig ist, fügte hinzu, dass die Senioren gerne über ihr Leben berichten würden. Eine normale Schuldnerberatung habe aber gar nicht die Zeit dafür, sich die Lebensgeschichte des älteren Menschen anzuhören. Wichtig bei der Schuldnerberatung sei ein „belastbares Vertrauensverhältnis“. Und das herzustellen, brauche Zeit, so Gölz.

„Es geht uns darum“, so Schwierk wiederum, „dass die Senioren aktiv am sozialen und kulturellen Leben teilhaben.“ Die Frauen beraten Ältere bei der Beantragung von Leistungen (Grundrente und ähnliches), beim Übergang vom Berufsleben in das Rentnerleben und beim Budget. „Unsere Beratung ist niedrigschwellig“, betonen die Mitarbeiterinnen des Diakonischen Werks. Es ist auch möglich, dass die Frauen zu den Senioren nach Hause kommen. Über ihr Beratungsangebot wollen die Frauen auch einige Steinener Senioren per Brief informieren.

Dietmar Ernst (CDU) fragte, ob man „Ohne Ballast im Alter“ mit dem Projekt „Im Tal leben, im Tal bleiben“ aus dem Kleinen Wiesental vergleichen könne. „Es gibt Überschneidungen“, antwortete ihm Schwierk, „aber unser Fokus liegt auf der Einzelfallhilfe.“ Ulrike Mölbert (Gemeinschaft) kritisierte die Ansicht der Verwaltung, das Angebot richte sich vorrangig an ältere Damen und Herren aus Steinen und Höllstein. In den anderen Ortsteilen seien laut Verwaltung noch soziale Strukturen und Verknüpfungen zu Familie, Nachbarschaft und Vereinen vorhanden und der Bedarf nach Unterstützung daher geringer. Die Verwaltung zeichne hier das Bild einer Landbevölkerung mit intakter Dorfgemeinschaft, sagt Mölbert. „Soziale Probleme gibt es bei uns aber auch“, mahnte die Fraktionsvorsitzende der Gemeinschaft. Hauptamtsleiter Carsten Edinger entgegnete ihr, dass in den Teilorten der soziale Zusammenhalt bessere funktioniere als in Steinen und Höllstein. Das läge auch daran, dass die Krankenpflegevereine nicht mehr existierten.

Gabriele Kaiser-Bühler (CDU) sagte: „Die Sprechstunde finde ich gut.“ Marc Sutterer (CDU) fragte, ob der Finanzausschuss im Sommer 2022 einen Feedbackbericht bekommen könne. Er solle die Räte darüber informieren, wie das Angebot aufgenommen werde und mit welchen Anliegen die Senioren in den Sprechstunden aufschlagen. Rudolf Steck (SPD) und Ulrike Mölbert (Gemeinschaft) regten an, die Sprechstunden vom Rathaus in das „Haus der Vereine“ zu verlegen. Das will Bürgermeister Gunther Braun nun prüfen. Er hält die Vernetzung aller Organisationen im Bereich Seniorenhilfe für wichtig. Für das Projekt „Ohne Ballast im Alter“ entstehen der Gemeinde keine Personalkosten. Sie stellt lediglich die Infrastruktur (Raum, Strom) zur Verfügung.