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Steinen Erst kam Corona, dann der Taifun

Markgräfler Tagblatt

Gesundheitszentrum: Sabine Korth über ihre Arbeit in Zeiten der Pandemie und der Naturgewalten

Von der Corona-Pandemie auf den Philippinen berichtet Sabine Korth in ihrem jüngsten Brief. Die deutsche Krankenschwester leitet mit Veronica Tulipas in Bugko auf der Insel Nord-Samar das Mabuhay-Gesundheitszentrum, das vom Steinener Gemeinderat Roland Räuber bis zu dessen plötzlichem Tod unterstützt wurde.

Steinen (hp). Die Philippinen werden beherrscht vom Coronavirus, schreibt Sabine Korth, und von großen Restriktionen für die Bevölkerung. In der Provinz Nord-Samar, wo das von Sabine Korth und Veronica Tulipas betriebene Gesundheitszentrum liegt, dürfen bis heute Menschen über 60 Jahre und unter 18 Jahre ihren Ort nur mit Einschränkung verlassen. Für Fahrten außerhalb der Stadt benötigt man einen vierseitigen Pass, ausgestellt vom Dorfvorsteher, dem Bürgermeister, der Polizei und dem Arzt, die alle bestätigen müssen, das man weder krank noch Virusträger ist. Nur Apotheken und Supermärkte durften öffnen. Die Schulen sind geschlossen.

Erst im Juni öffneten einige Geschäfte, und es gab auch wieder öffentliche Transportmöglichkeiten, aber mit begrenztem Platzangebot, so dass die Transportkosten für Patienten von außerhalb stiegen. Inlandsflüge waren erst ab Mitte Juli wieder möglich, es gab aber immer wieder Flugstreichungen. Wer fliegt, muss nach der Ankunft zwei bis drei Wochen lang in Quarantäne. „Da überlegt man sich es zwei Mal, ob man seinen Ort verlässt, da keine Hausquarantäne erlaubt ist. Man muss also in ein staatliches Quarantänecenter, und die sind hier in der Provinz nicht wirklich einladend“, schreibt Sabine Korth.

Viele Menschen wurden aufgrund der Corona-Pandemie arbeitslos. Die Regierung versuchte die Not durch Hilfspakete mit Nahrungsmitteln und finanziellen Hilfen aufzufangen, aber die Not ist immer noch groß.

Seit Juni werden Menschen, die vorher in Manila gearbeitet haben, wieder in die Provinz geschickt, wo sie alle erst einmal in Quarantäne müssen. Das Problem bleibt, denn auch in der Provinz gibt es keine Arbeit.

Deshalb fing man im Gesundheitszentrum an, Hilfspakete für die Senioren in Bugko zu packen. Diese stehen als Risikogruppe unter strenger Quarantäne.

Den Zahnärzten, die kommen wollten, musste abgesagt werden, da bis heute niemand aus EU-Staaten einreisen darf. In der Stadt hatten alle Zahnärzte ihre Praxen geschlossen. Nur Notfälle wurden in der Zahnklinik im Krankenhaus behandelt. Die philippinische Zahnarztgesellschaft hat sehr strenge Vorschriften für Zahnärzte erlassen.

Das Mabuhay-Gesundheitszentrum ist die ganze Zeit geöffnet, und die Freiwilligen versehen ihren Dienst ohne Angst, aber mit Mund-Nasen-Schutz und Handschuhen. Regelmäßig finden Desinfektionen statt. Auch die Patienten müssen Abstand halten, und es darf immer nur eine begrenzte Zahl an Patienten im Klinikgebäude sein, erläutert Sabien Korth. Aufgrund der Restriktionen gibt es im Moment weniger Patienten.

Parallel wird die Zeit genutzt, um endlich einige der von Taifun Tisoy und Taifun Ursula (beide im Dezember 2019) zerstörten Hütten wieder aufzubauen. Das war eine gute Entscheidung, denn im Mai traf Taifun Ambo auf Nord-Samar. Es war der erste Taifun des Jahres, und er war sehr stark. Menschen suchten erneut Schutz im Gesundheitszentrum. Wieder brach die Stromversorgung zusammen, und weite Teile von Ost- und Nord- Samar wurden überflutet. Es wurde der Notstand ausgerufen. Die Klinik stand zwar unter Wasser, größere Gebäudeschäden blieben aber aus. Auf der Farm sah es anders aus. „Nach einer sehr gute Ernte ging dort alles kaputt“, schreibt Sabine Korth.

Zeitweise wurde es laut Korth schwierig mit der Versorgung und man hatte Mühe, das Ernährungsprogramm für die 74 Kinder aufrecht zu erhalten. Der Engpass kam dadurch zustande, dass der Fährverkehr teilweise eingestellt wurde und aus Manila kein Nachschub kam. So hieß es auch hier: improvisieren.

Anfang Juni musste aufgrund der Quarantäne-Vorschriften auf den Philippinen eine Reise nach Deutschland abgesagt werden.

„Die letzten Monate waren wirklich nicht einfach, vor allem da wir hier nicht weg konnten. Zum ersten Mal habe ich wirklich gespürt, dass ich hier auf einer Insel bin. Manches Mal war es auch beängstigend, besonders als dann auch noch der Taifun dazu kam. Die Lage hier spitzt sich zu. Jetzt sind die Philippinen das Epizentrum im südostasiatischen Raum“, schreibt Sabine Korth, „jeden Tag kommen zwischen 3000 und 5000 Neuinfektionen dazu.“

Weitere Informationen: www.mabuhay-ev.de

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