Steinen Exquisiter Tastenzauber mit Kaskadenfeuerwerk

Markgräfler Tagblatt
Stephan Hohlweg, ein exquisiter Tastenzauberer. Foto: Willi Vogl Foto: Markgräfler Tagblatt

Konzert: Pianist Stephan Hohlweg gibt Matinee im Haus am Stalten in Endenburg

Von Willi Vogl

Steinen-Endenburg. Das idyllisch gelegene Haus am Stalten wird als Fachklinik für Anthroposophische Medizin geführt. Nun möchte man anknüpfend an die erfolgreiche Konzertreihe der 1970er Jahre das Haus wieder als klingenden Ort etablieren. Mit dem in Badenweiler lebenden Konzertpianisten Stephan Hohlweg hat sich der Veranstalter einen Musiker erster Güte ins Haus geholt. Im übervollen Musikraum lauschten am Sonntag über 50 Gäste dem Matineeprogramm mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Claude Debussy.

Der an sich weich intonierte Bechstein-Flügel wirkte im Musikraum mit seinen durchweg harten Boden- und Wandoberflächen leicht knallig. Da wäre zukünftig mit schallabsorbierenden Materialien eine Verbesserung wünschenswert, um exzellente Interpretationen in einem akustisch angemessenen Rahmen präsentieren zu können. Das war es aber auch schon an kritischen Bemerkungen.

Im engeren Sinne ist das Klavier kein kantables Instrument. Jedoch kann man mit wohldosierten Anschlagsfolgen das An- und Abschwellen einer melodischen Linie vortäuschen. Stephan Hohlweg ist ein Meister dieser Kunst. Im Andante cantabile von Mozarts Sonate C-Dur, KV 330 bezauberte er mit delikat inszenierten Schattierungen. Ohne den großen melodischen Bogen aus den Augen zu verlieren, verlieh er so auch dem feinsten Pianissimo noch eine sprechende Charakteristik. Den Rahmen für diesen mozärtlichen Gesang bildeten ein agil musiziertes Allegro moderato und ein bildhaft tänzerisches Allegretto.

Mit der Präsentation der zweiten Serie von Claude Debussys 24 Préludes gedachte Stephan Hohlweg des 100. Todesjahres des Komponisten. Debussy versah die Charakterstücke mit poetischen Untertiteln und bot so Interpreten wie Hörern eine Assoziationsebene auch außerhalb ihrer Klangwerdung. Untertitel wie „…Brouillards“ (…Nebel) oder „…Feuilles mortes“ (…welke Blätter) schienen seit ihrer Entstehung die interpretatorischen Mittel und Wahrnehmung in einer bestimmten Weise zu fokussieren.

Ein zentrales Thema dabei ist die Verwendung des rechten Pedals, bei dem alle angeschlagenen Töne nach dem Loslassen der Taste weiterklingen. Viele Pianisten nutzen dieses Pedal bei Debussy jedoch lediglich dazu, mehr oder weniger stark die Konturen seiner Musik aufzuweichen oder zu verschleiern.

Nicht so Stephan Hohlweg. Bei ihm stellt der Gebrauch dieses Pedals eine eigenständige Gestaltungskategorie dar – ähnlich der des Anschlags. So erzeugte er in einem äußerst differenzierten Gebrauch damit etwa geheimnisvolle Klangkokons, aus denen bisweilen feingliedrige Melodien hervorblitzten, oder auch vielfältig abschattierte Klangkaskaden, die sich an orchestralen Gestaltungsmöglichkeiten anlehnten. Starke Kontraste waren etwa mit den quirligen feenhafter Tanzgesten des vierten Préludes und den gleichsam mumifizierten Klängen des zehnten Préludes wahrzunehmen.

Selten zitiert Debussy gestalterische Stereotypen wie etwa den damals beliebten Gesellschaftstanz „Cakewalk“ oder den Rhythmus einer Habanera. Besonders die Habanera bietet einem Ausnahmepianisten wie Hohlweg eine Steilvorlage für exquisiten Tastenzauber. Man vernahm einen bis in die Fingerspitzen elektrisierten Rhythmus, illustriert von schwelgerischen Klangausbrüchen.

Das ironische Zitat „God save our gracious Queen“ im neunten Prélude sorgte für einen Schmunzeleffekt. Und im lustvoll animierten und animierenden Kaskadenfeuerwerk des zwölften Préludes schließlich war Hohlweg im Zentrum seiner klug inszenierten Virtuosität angelangt.

Begeisterter Beifall. Als Zugabe hörte man die Bearbeitung eines weiteren Virtuosen: Ferrucio Busoni setzte Johann Sebastian Bachs Adagio aus der Orgelsonate C-Dur BWV 564 für Klavier, und Hohlweg bot damit einen tief verinnerlichten Ausklang.

Umfrage

Die GDL hatte in dem Tarifstreit am Montag zum Streik aufgerufen

GDL-Chef Claus Weselsky hat die Lokführer erneut zu bundesweiten Warnstreiks aufgerufen. Haben Sie dafür Verständnis?

Ergebnis anzeigen
loading