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Steinen Ganz nah dran an den Sportlern

Markgräfler Tagblatt
Irina und Tamara Weiß (von links) vom TuS Höllstein waren bei der Leichtachtletik-EM in Berlin als freiwillige Helfer, so genannte Volunteers, tätig Foto: Ralph Lacher Foto: Markgräfler Tagblatt

Interview: Irina und Tamara Weiß waren Volunteers bei den Leichtathletik-Europmeisterschaften in Berlin

Sie sind bei großen Sportereignissen unverzichtbar: die Volunteers. Auch bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin war wieder ein Heer freiwilliger Helfer im Einsatz, darunter die Höllsteinerinnen Irina und Tamara Weiß.

Steinen-Höllstein (os). „Für uns ist das wie ein Sechser im Lotto.“ So beschrieb die TuS-Leichtathletin Irina Weiß ihre Stimmungslage vor der Abfahrt zu den Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin. Dort war die 21-Jährige gemeinsam mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Tamara als Volunteer tätig. Ralph Lacher sprach nach der Rückkehr mit den beiden Frauen.

Frage: Wurden eure Erwartungen erfüllt?

Irina: Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Ich hatte schon etwas Bedenken, wie es klappen würde, die Teamarbeit mit anderen Volunteers. Aber ich bin bestens aufgenommen worden. Und schließlich wurden wir vor dem Start ausgiebig geschult, wie wir die Athleten vom Aufwärmbereich ins Stadion führen sollen.

Tamara: Ich hatte eigentlich keine Erwartungen und auch eine andere Aufgabe wie Irina. Ich war in dem Volunteers-Team, das die Infrastruktur für die Lauf-Wettbewerbe, also Startblöcke, Hürden und Hindernisse aufbauen musste. Und auch wir wurden ausgiebig geschult. Denn das Hürdenaufstellen etwa musste genau im Zeittakt und fast schon in einer choreografiemäßigen Art erledigt werden.

Frage: Und das hat dann alles problemlos geklappt?

Irina: Ja, wir haben die Sportler nach genauem Zeitplan vor den Wettbewerben im Aufwärmbereich abgeholt, dort ihre Startnummern und Startunterlagen kontrolliert, und sie dann zum letzten Kontrollpunkt im Olympiastadion geleitet. Nur einmal haben wir zwei Sportler unterwegs verloren. Die waren einfach aus der Gruppe ausgeschert, weil sie im Aufwärmbereich ihre Spikes vergessen hatten. Ich habe sie dann aber eingesammelt. Wir sind dann nur ein klein wenig zu spät im Stadion gewesen.

Tamara: Bei uns hat alles geklappt, wir haben die Hürden, Startblöcke und Hindernisse immer ganz nach Zeitplan auf- und wieder abgebaut.

Frage: Blieb bei all der Arbeit noch Zeit für Sightseeing in Berlin?

Irina: Für mich kaum, weil ich von morgens bis abends in der Athleten-Betreuung gefordert war. Die freie Zeit dazwischen, die drei Stunden Mittagspause, habe ich lieber damit verbracht, mir die Wettbewerbe anzuschauen.

Tamara: Ich hatte etwas mehr Zeit als Irina, weil mein Job nicht ganz so viel Zeit in Anspruch nahm. Trotzdem bin auch ich im Stadion geblieben, um mir die Wettbewerbe anzuschauen und wann immer möglich den Kontakt zu dem Sportlern zu suchen.

Frage: War das so einfach möglich?

Irina: Ja, denn wir konnten auf die Tribüne, die den Sportlern, den Kampfrichtern, Funktionären und eben uns Volunteers vorbehalten war. Und da haben wir gerade mit den deutschen Athleten wie etwa Robert Harting und seinem Bruder Christoph, den beiden Weltklasse-Diskuswerfern, aber auch den Speerwerfern Johannes Vetter und Andreas Hofmann Gespräche führen und Fotos mit ihnen machen können.

Frage: Weltklasse-Leichtathleten scheinen kontaktfreudig zu sein.

Tamara: Ja, eigentlich schon. Allerdings nur nach den Wettbewerben. Davor sind die hoch konzentriert, fast wie in einem Tunnel.

Irina: Und ihre Eigenheiten haben sie auch. Nur ein Beispiel: Während die Läufer und Springer von uns in Fußgruppen vom Aufwärmbereich ins Stadion geführt wurden, hatten die Werfer das Privileg, im Golf-Wägelchen gefahren zu werden. Das sei, so sagte man uns auf Nachfrage, seit Jahren so üblich, seit es US-amerikanische Werfer durchgesetzt haben, gefahren zu werden.

Frage: Gab es keine negativen Eindrücke?

Irina: Nicht wirklich negative, aber doch solche, die ein wenig nachdenklich machen. Da stehen weniger die Athleten selbst im Fokus, sondern die Medien und die Sponsoren. So mussten wir, obwohl 40 Grad im Schatten herrschten, ständig lange Trainingshosen tragen. Das deshalb, weil der Ausrüster nur lange Hosen geliefert hatte. Dem Dresscode durften wir uns nicht widersetzen.

Tamara: Nachdenklich gemacht hat mich etwa, dass die Sportler sich gerne mit und von uns fotografieren ließen, wir aber vom Veranstalter gehalten sind, diese nur privat zu verwenden, also nicht in den sozialen Netzwerken oder ähnlichem veröffentlichen dürfen. Und bei Fernsehaufnahmen mussten wir sogar bei einer Entfernung von 100 und mehr Metern, etwa bei Interviews, aus dem Bild gehen.

Frage: Wie waren die Unterbringung und die Verpflegung geregelt?

Irina: Verpflegt wurden wir im Stadion. Die Unterbringung mussten wir selbst organisieren. Die ersten Tage waren wir bei Lars Halter, einem guten Bekannten unserer Eltern aus gemeinsamen Tagen in der TuS-Leichtathletik, untergebracht, die restliche Zeit wohnten wir mit unseren Eltern im Hotel. Sie waren als Zuschauer die ganze Europameisterschaft über in Berlin.

Frage: Die Tätigkeit als Volunteers war ein Ehrenamt ohne Bezahlung?

Tamara: Ja, wir haben lediglich die Ausrüstung behalten dürfen und eine Medaille bekommen. Aber ums Bezahlung ging es uns überhaupt nicht. Das war ein tolles Erlebnis für uns leidenschaftliche Leichtathletinnen. So nah an den Sportlern dran zu sein, mit ihnen Kontakt zu haben - unsere Nominierung als Volunteers war wie ein Sechser im Lotto.

Frage: Könntet ihr euch vorstellen, etwas Ähnliches noch einmal zu machen.

Irina: Auf jeden Fall.

Tamara: Mein Team und ich haben vom Veranstalter nicht nur viel Lob für unsere Arbeit bekommen, es wurde auch schon angefragt, ob wir nicht nächstes Jahr bei den deutschen Meisterschaften in Berlin wieder mit von der Partie sein wollen. Wenn eine offizielle Anfrage kommt, dann bin ich wieder dabei.

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