Steinen Grundstückspreise rauben den Atem

Markgräfler Tagblatt
Ein- und Zweifamilienhäuser sollen hier entstehen.Archivbild: Harald Pflüger Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat Steinen: Neubaugebiet Scherracker: 400-Euro-Marke im Gespräch / Hochwasser ein Thema

Nicht nur Altbürgermeister Herbert Stumböck („Die grüne Lunge Höllsteins soll einem Baugebiet geopfert werden. Unser schönes Wiesental wird komplett zugebaut“), auch eine stattliche Anzahl Höllsteinerinnen und Höllsteiner äußerten in der Bürgerfragestunde zum Auftakt der Ratssitzung ihren Unmut darüber, dass das Gebiet „Scherracker“ bebaut und damit ein ordentliches Stück Überflutungsfläche in einem als hochwassergefährdet geltenden Bereich unterhalb des Dinkelberges praktisch zugepflastert werden könnte.

Von Hans-Jürgen Hege

Steinen. Und bei einigen Ratsmitgliedern rannten sie damit durchaus offene Türen ein, obwohl Planer Till Fleischer mehrmals und von Stephan Mohr als durchaus „glaubhaft“ bewertet versicherte, dass der Wassergraben, der das rund ein Hektar große, vor der Bebauung um einen halben Meter angehobene Gelände umgibt, eine „rundweg schadlose Ableitung der Wassermassen“ gewährleiste.

Norbert Götz sah das etwas anders. Er erinnerte an „riesige Wassermassen“, die vor Jahren vom Dinkelberg kommend das Tal überschwemmten. Und mit denen, sagte der CDU-Gemeinderat, „wird das kleine Bächlein im Scherracker auf gar keinen Fall fertig.“

Geplant sind laut Till Fleischer derzeit drei Einzel- und 18 Doppelhaushälften für rund 60 Bürger. „Das ist exakt der Zielwert, den wir bei der Baulandentwicklung erreichen wollen“, sagte der Planer, der wie Bürgermeister Gunther Braun von einigen Gemeinderäten beauftragt wurde, bei der Nachbargemeinde Maulburg darauf zu dringen, dass dort die im Zusammenhang mit der Planung eines Gewerbeparks vorgesehene Hochwassersicherung schnellstmöglich vorangetrieben wird.

Rudolf Steck (SPD) nämlich hält es für einen großen Fehler, nicht auf die Mahner, die in dem Bereich schon mehrmals Hochwasser erlebten, zu hören. Er forderte dazu auf, die Dinge ernst zu nehmen und die Planungen entsprechend anzupassen.

Von dieser Meinung brachte ihn auch Dietmar Thurn nicht ab, der zu bedenken gab, dass es gegen Hochwasser als Folge von Starkregen keine 100-prozentige Sicherheit gebe.

Alle aber wollten von Till Fleischer wissen, ob die umliegenden bestehenden Häuser wegen der Neubebauung mehr als bisher gefährdet würden. Auch dazu vertrat Fleischer die Meinung, dass so etwas nicht möglich sei: „Der vorhandene Wiesenschotter, in den alle neuen Häuser hineinragen, wird stehende Wasser verhindern.“

Rainer Eiche (SPD) will das ganze Gebiet schützen, ohne sich auf die Gemeinde Maulburg verlassen zu müssen.

„Wir sind das den Leuten, die dort bauen wollen, einfach schuldig“, sagte Eiche, der wie Norbert Götz noch einmal vehement darauf pochte, dass die von Steinen geplante Hochwassersicherung kommen muss. Dann stand plötzlich das Thema Grunderwerb und Wirtschaftlichkeit im Fokus. Der Vertreter von Badenova, der die Berechnungen vorgenommen und Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern geführt hatte, präsentierte die unterm Strich errechneten Grundstückspreise von 382 Euro pro Quadratmeter nach der Erschließung.

Und das nahm nicht nur der CDU-Fraktion den Atem, den sie bei einer Sitzungsunterbrechung wiederzufinden hofften. Vergebens. „Wir sehen den Preis, der vermutlich um ein gutes Stück die 400 Euro am Ende überschreiten wird, als deutlich zu hoch an“, sagte Marc Sutterer, als er mit seinen Kollegen wieder am Ratstisch saß.

Der Preis gehe doch um einiges am Ziel vorbei, meinte er und fand Unterstützung bei Stephan Mohr („Ich finde diese Zahlen erschreckend hoch“). Rudolf Steck monierte nicht nur den enorm hohen Grundstückspreis, sondern auch die Art der Bebauung: „In Anbetracht der Wohnsituation finden wir es falsch, so große Grundstücke mit Ein- oder Zweifamilienhäusern zu bebauen. Damit können und wollen wir uns nicht anfreunden“, sagte Steck im Namen der SPD-Fraktion, die zudem die Meinung vertrat, erst weiter über das Projekt befinden zu können, wenn die genannten Gutachten über die Hochwassergefahren zur Einsichtnahme vorliegen würden.

Die Gemeinschaft für ein lebenswertes Dorf allerdings bekannte, sich mit Till Fleischers Aussage abfinden zu wollen. Man vertraue ihm, denn er habe in den 20 Jahren der Zusammenarbeit immer verlässliche Zahlen geliefert, betonte Mohr.

Mehrheitlich stimmte der Gemeinderat dem Planentwurf (Variante zwei) auf Grundlage des Bau- und Umweltausschusses zu. Nicht anfreunden mochte sich das Gremium mit dem Ankaufpreis für den Grunderwerb, befürwortet dagegen wurde die Bauplatzoption, die ein Grundstückseigentümer geltend machte, der einen der Bauplätze seinem Sohn zur Verfügung stellen will. Und ebenfalls befürwortet wurde eine Frist zur bezugsfertigen Bebauung der genannten Bauplatzoption von fünf Jahren.

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