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Steinen „Kein Ei ins Nest legen lassen“

Markgräfler Tagblatt
So dick gebunkert haben die Vereine das Geld nicht. Sie empfinden den geplanten Aufschlag für die Gebühren als Schlag ins Gesicht. Foto: Archiv

Schlächtenhauser Rat: Hallengebühren: Bürgermeister Braun sieht sich scharfem Gegenwind ausgesetzt

Nach Hüsingen bläst der Wind nun auch schräg von der Seite aus Schlächtenhaus in Richtung Steinen. Auch im Dorf von Ortsvorsteher Heiner Stiefvater stießen die Entwürfe der neuen Nutzungs- und Gebührenordnungen für die Fest- und Turnhallen in der Gemeinde auf – gelinde gesagt – Unverständnis.

Von Hans-Jürgen Hege

Steinen-Schlächtenhaus. Und Bürgermeister Gunther Braun, der sich trotz einer schon vorhandenen Sturmwarnung zur Sitzung am Donnerstag in die Höhle der Löwen gewagt hatte, durfte nach heißen Diskussionen in seinem Notizbuch vermerken: „Aus den im Protokoll angeführten Gründen lehnt der Ortschaftsrat die Ordnungen ab und legt Wert darauf, die Nutzungs- und Gebührenordnung auch in Zukunft eigenständig festzulegen. In regelmäßigen Abständen sollen die Gebühren in den Ortsteilen untereinander abgestimmt werden.“

Damit ging dieses Gremium noch einen Schritt weiter als die Kollegen in Hüsingen, die in ihrem Beschluss lediglich die Gebühren senkten oder – im Falle der Übungsstundengebühr – komplett aus dem Zahlenwerk der Verwaltung strichen.

In jedem Fall aber blieb der Vorsatz: „Wir dürfen unseren Vereinen, die ohnehin am Existenzminimum herumkraxeln, nicht noch ein Ei ins Nest legen.“

Gunther Braun nickte dazu. Bei dem Vorstoß seines Teams, den nicht zuletzt die Aufsichtsbehörde thematisiert habe, sei es zunächst einmal grundsätzlich darumgegangen, in einem Konzeptpapier festzuhalten, welche Halle wie stark und wofür in erster Linie genutzt werde. Der „Rücklauf“ auf die Vorlagen in den Ortsteilen soll Klarheit schaffen“, sagte der Bürgermeister und kündigte eine umfassende Auswertung aller gesammelten Daten an. „Dann“, so Braun, „wissen wir endlich, wovon wir da überhaupt reden.“

„Gebührenerhöhungen sind unvermeidlich“

Fest jedoch stehe schon jetzt, dass Gebührenerhöhungen unvermeidlich sein werden. „Alles kostet schließlich Geld.“ Deshalb komme man kaum drumherum, die Nutzer „unserer vielseitigen Hallenlandschaft“, in erster Linie Privatpersonen und Firmen, „an den laufenden Kosten zu beteiligen“.

Braun war aber auch klar, dass sich die Verwaltung und der Gemeinderat, der vor eineinhalb Jahres schon den Auftrag erteilte, Licht ins Dunkel zu bringen, eine „Mammutaufgabe“ aufgebürdet haben. Es müssten „gerechte Lösungen“ gefunden werden. Wie schwer das wird, wurde nach Wortmeldungen aus den Reihen der großen Zuhörerschar im Feuerwehrsaal deutlich.

Die Vereine erinnerten daran, dass der damalige Hallenbauförderverein 160 000 Mark erwirtschaftet habe, dass das Grundstück, auf dem die Halle steht, privat zur Verfügung gestellt, jede Menge Eigenleistungen erbracht, Verbundsteine in Eigenregie auf Parkplätzen verlegt, 4000 Kubikmeter Erdreich ausgehoben, Wasserleitungen verlegt und für eine funktionierende Oberflächenentwässerung gesorgt wurde, und zwar ohne die Gemeinde, wie auch der Vertreter des Gesangvereins versicherte.

Da war natürlich klar, was die Vereine von der Neuordnung hielten: „Die Gebührenordnung ist in dem Ausmaß weder mach- noch tragbar.“ Kein Verein könne unter diesen Voraussetzungen seine Aufgaben weiter stemmen. Wenn der Musikverein beispielsweise zehn Euro pro Übungsstunde berappen müsste, kämen auf den Verein weitere Unkosten von 1000 Euro pro Jahr zu. „Bis wir das erwirtschaftet haben...“, ärgerte sich ein Musiker und wies darauf hin, dass sein Verein ohnehin schon Jahr für Jahr „rumkrebse“ und gerade so über die Runden komme.

„Das Ehrenamt wird weiter ausgehöhlt“

Stefan Baumgartner und Felix Frey sahen ihr künftiges Engagement am Ratstisch gefährdet. Die Ortschaftsräte würden immer mehr in ihren Rechten und Pflichten beschnitten. „Wenn das jetzt auch noch wegfällt, müssen wir uns fragen, wofür wir uns hier den Hintern platt sitzen“, ärgerte sich Frey, der sich spätestens jetzt „nicht mehr wundert, warum immer mehr Mitbürger ihre Lust verlieren, mitzuarbeiten“. Und Stefan Baumgartner glaubt: „Der Gemeinderat, der letztlich einen Beschluss fassen muss, tut sich ganz sicher keinen Gefallen, wenn er das Ehrenamt weiter aushöhlt.“

Die Ortschaftsräte hielten das Zahlenwerk der Verwaltung in der jetzigen Form „für nicht akzeptabel“. Schließlich habe man von dem Entwurf vor zwei Wochen erstmals gehört, aber bereits einen Fragenkatalog entworfen und nach Steinen auf den Weg gebracht, ohne bisher auch nur eine einzige Frage beantwortet bekommen zu haben.

Spätestens jetzt war klar, warum Gunther Braun von einer Mammutaufgabe sprach. „Es ist nichts entscheiden, es ist nichts passiert“, beruhigte er die Gemüter. Rainer Eiche bewertete die Reaktionen im Dorf: „Es ist toll, dass es diesen Gegenwind gibt.“ Und er gab den Widersachern recht, die den Einsatz im Ehrenamt honoriert sehen möchten. Vor allem in den kleineren Ortsteilen sei es schier unglaublich, was die Vereine für die Dörfer und ihre Hallen tun.

Der Gemeinderat befasst sich mit dem Thema in seiner Sitzung am 23. Oktober. Die, so der Tenor in Schlächtenhaus, könne wegen des zu erwartenden Andrangs vermutlich nicht im Haus der Sicherheit stattfinden.

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