Steinen Kindergarten statt Handwerk

Manuel Hunn
Auch der Kindergarten „Zwergehüsli“ in Schlächtenhaus steht seit vergangenen Oktober unter neuer Leitung. Foto: Harald Pflüger

Sven Sayer ist als neuer Leiter für die drei Kindergärten in Endenburg, Schlächtenhaus und Weitenau zuständig.

Männliche Erzieher im Kindergarten sind noch immer eher selten. Auch Sven Sayer, seit vergangenen Oktober neuer Leiter in den Kindergärten von Schlächtenhaus und Endenburg, kam über Umwege zu seinem Beruf. Der 39-Jährige erzählt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass seine berufliche Laufbahn als Fliesenleger begonnen hat.

Seine Leidenschaft für den Erzieherberuf entdeckte Sayer erst durch ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Altenheim und durch seinen Zivildienst, als er sich um Jugendliche kümmerte, die Sozialstunden ableisteten. „Da habe ich gemerkt, dass es Spaß macht, mit Menschen zu arbeiten“, schildert er. Zuvor vergingen aber einige Jahre im Handwerk: nach seiner Mittleren Reife folgte zunächst eine Ausbildung zum Fliesenleger und anschließend eineinhalb Jahre als Angestellter im Handwerksberuf.

Sven Sayer Foto: Privat

Zudem hatte Sayer damals den Wunsch, einmal im Ausland arbeiten zu können, erzählt er weiter. Und als Erzieher sei es damals relativ einfach gewesen durch das Auslandsschulwesen dort eine Stelle zu bekommen.

Nochmal bei Null anfangen

Da habe er den Beschluss gefasst, nochmal eine Ausbildung zu machen. „Eigentlich stand ich schon mit beiden Beinen im Leben – aber musste bei Null anfangen“, berichtet Sayer. Es sei für ihn aber die richtige Zeit gewesen, um noch mal etwas Neues zu machen. Also begann er die schulische Ausbildung zum Erzieher.

„Und dann kam eines zum anderen.“ Ohne Vorkenntnisse der Sprache ging es dann nach Spanien ins Baskenland für sein Anerkennungsjahr an einer deutschen Schule. Auch durch das dortige Leben in einer Wohngemeinschaft habe er die Sprache schnell gelernt. Anschließend arbeite Sayer ein weiteres Jahr an der Schule als Erzieher. Da er sich mit dem Frontalunterricht dort aber nicht identifizieren konnte, ging es für Sayer zurück nach Deutschland, der ursprünglich aus Münstertal stammende Erzieher eine Anstellung in einem Kindergarten in Schallstadt fand.

Nach drei Jahren zog es Sayer dann nach Hamburg zu seiner Frau, hier arbeite er zunächst in einer Flüchtlingsunterkunft als Erzieher. Dies sei mental so anstrengend gewesen, dass „ich mit dem Beruf fast schon abgeschlossen hatte“. Glücklicherweise fand Sayer aber eine Anstellung in einer großen Einrichtung des Roten Kreuzes, wo er seinem Beruf mit Freude drei Jahre lang nachging.

Zurück aufs Land

Nach der Geburt seiner beiden Kinder, entschlossen sich Sayer und seine Ehefrau, die auch in einer ländlichen Gegend aufgewachsen ist, zurück aufs Land zu ziehen. „Wir wollten unseren Kindern die Natur ermöglichen, wie wir sie hatten.“ Also ging es für Sayer zurück in den Schwarzwald, wo er seit zwei Jahren in Wies lebt. Nach einer Station in Schallstadt übernahm Sayer vor über einem Jahr die Leitung des Kindergartens in Weitenau.

Seit vergangenen Oktober hat Sayer nun die einrichtungsübergreifende Leitung für die evangelischen Kindergärten der Gemeinde Steinen inne. Das heißt, neben dem Kindergarten in Weitenau ist Sayer auch für die Einrichtungen in Schlächtenhaus und Endenburg zuständig.

Der Erzieher erklärt, dass das Zukunftsmodell, im ländlichen Bereich mehrere Einrichtungen zu leiten, aus der Not heraus geboren wurde: Es gab keinen Nachfolger für die in Rente gegangenen Leiter der anderen Kindergärten.

Anfangs habe er den Anspruch gehabt, „jeden Tag überall zu sein“. Mittlerweile ist Sayer an festen Tagen in den jeweiligen Einrichtungen.

Seine neue Aufgabe mache ihm Spaß, schildert Sayer. Er habe dabei die Möglichkeit, Strukturen zu verändern und könne zum Beispiel pädagogische Konzepte anpassen oder die Digitalisierung vorantreiben. Da er viel mit Verwaltungstätigkeiten beschäftigt ist, vermisse er jedoch die Arbeit mit den Kindern. Er habe sich vorgenommen, dies wieder zu ändern.

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