Steinen Klare Absage an GroKo

Markgräfler Tagblatt
Auf Hochtouren lief am Sonntag die Zählmaschinerie in den Gemeinden (Symbolfoto). gestern Foto: Kristoff Meller

Bundestagswahl I: Wahlnachlese von SPD- und CDU-Spitze in Steinen

Katerstimmung hier, Frohlocken dort: Am Tag nach der Wahl fällt die Bilanz der Ortsvereinsvorsitzenden in Steinen denkbar unterschiedlich aus. Während die CDU in ihrer vormaligen Hochburg kräftig Federn lassen muss, schwingt sich die SPD zu ungekannten Höhenflügen auf.

Von Anja Bertsch

Steinen. Die Sozialdemokraten vereinen in Steinen knapp ein Viertel des Zweitstimmen (24,82 Prozent) auf sich. Die CDU landet mit 21,5 Prozent auf Rang zwei. Mit einigem Abstand folgen die Grünen mit 16,9 Prozent (2017: 14,3) sowie die FDP mit 14,3 Prozent der Zweitstimmen (2017: 10,2). Wiederum einiges dahinter rangiert die AfD mit knapp über 10 Prozent Stimmanteil (2017: 12,3)

Dass die Ergebnisse einigermaßen nach Augenhöhe zwischen CDU und SPD aussehen, ist eben das, was die Steinener Christdemokraten besonders schmerzen dürfte: Bei der letzten Bundestagswahl 2017 fuhr die CDU mit 35,1 Prozent etwa doppelt so viele Stimmen ein wie die SPD mit ihren damals 17,4 Prozent. Nun muss die CDU einen Verlust von 13 Prozent verkraften, die SPD legt 7,4 Prozent zu.

Immerhin: Für CDU-Direktkandidatin Diana Stöcker reichte es mit 25,8 Prozent auch in Steinen zum Sieg – trotz eines Verlusts von beinahe 15 Prozent bei den Erststimmen.

Dahinter finden sich SPD-Kandidat Takis Mehmet Ali und sein Grünen-Pendant Gerhard Zickenheiner mit jeweils 20,5 Prozent gleichauf.

„Zufriedener Tag wie lange nicht“

„Einen so zufriedenen Tag nach einer Bundestagswahl gab’s lange nicht“, freut sich der Steinener SPD-Vorsitzender Martin Kickhöfen denn auch in der Wahlnachlese, und bezieht das auf das bundesweite Ergebnis wie auf das vor Ort: Dass die SPD in der CDU-Hochburg Steinen den Sieg davonträgt, „ist schon besonders“.

Besonders freut Kickhöfen sich, dass dem SPD-Wahlkreiskandidaten Takis Mehmet Ali über die Landesliste noch der Sprung nach Berlin gelingt. Das zumal, als dieser zu Beginn eher als chancenloser Außenseiter gehandelt wurde. Dem habe Mehmet Ali einen „wirklich engagierten Wahlkampf“ entgegengesetzt.

Klar ist für Kickhöfen, dass der Regierungsauftrag angesichts des Ergebnisses bei der SPD liegt. „Der Kanzleranspruch der CDU in dieser Situation ist schon merkwürdig.“

Mit Blick auf mögliche Koalitionen formuliert Kickhöfen zunächst eine klare Absage. „Eine Neuauflage der großen Koalition sollte man unbedingt ausschließen“, stellt der SPD-Vorsitzende mit Blick auch auf die Stimmungslage an der Basis klar. „Das würde für echten Aufruhr in der Partei sorgen.“

Was aber dann? „Es bleibt nicht viel als die Ampel aus SPD, Grünen und FDP“, so Kickhöfen mit Blick auf die Stimmverteilung. „Darauf wird es hinauslaufen. Aber bis dahin wird es eine langwierige Geschichte“, so seine Prognose.

„Das Ergebnis ist sehr bitter“

Immerhin zwei positive Aspekte macht der Steinener CDU-Vorsitzende Benjamin Blum bei der Einordnung der Geschehnisse aus: Das Direktmandat für CDU-Kandidatin Stöcker und die ordentliche Wahlbeteiligung.

„Das Ergebnis insgesamt ist aber schon sehr bitter“, räumt Blum unumwunden ein, und bezieht das auf die Ergebnisse bundesweit ebenso wie auf Steinen selbst: „Dass die SPD hier in Steinen vorn ist, haben wir so noch nicht gehabt.“

Dabei badet die CDU vor Ort aus, was im Bund schief lief, ist Blum überzeugt: „Das lag sicher nicht an den Themen hier vor Ort, sondern ist unserem Auftreten auf Bundesebene geschuldet.“

Entsprechend klare Worte findet er auch mit Blick auf das CDU-Führungspersonal in Berlin: „Wie man aus so eindeutigen Verlusten einen Regierungsanspruch ableiten kann, verstehe ich nicht“, so Blum mit Blick auf entsprechende Äußerungen von CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet. „Angemessen wäre es da doch eher, ein wenig demütiger zu sein, nachzudenken und dann eben vielleicht auch in die Opposition zu gehen.“

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