Steinen Krise ohne Infektion gemeistert

Christoph Schennen
Seit gestern werden Angehörige im Außenbereich des Mühlehofs wieder bewirtet. Wolfram Uhl, eine Bewohnerin und Birgit Petersen-Mirr genießen dort Kaffee und Kuchen. Foto: Christoph Schennen

Corona: Mühlehof zieht positive Bilanz seines Managements während der Hochphase der Pandemie

Der Mühlehof hat die Corona-Pandemie nach eigenen Angaben gut gemeistert. Das ist für einen Seniorenheim-Betreiber in Europa nicht selbstverständlich, wie die Lage in Spanien beweist: In der Region Madrid starben seit dem 8. März in Senioren- und Behinderteneinrichtungen fast 6000 ältere Menschen an einer Infektion mit Covid-19 oder an entsprechenden Symptomen.

Steinen. Im Mühlehof hat man die Gefahr früh erkannt. Bereits am 26. Februar wurden Nachtdienst, Reinigung und Beschäftigung getrennt, so dass sich die Mitarbeiter nicht begegneten. „Uns ging es darum, dass sich keine Infektionsketten bilden“, sagt Geschäftsführer Wolfram Uhl. Ab 11. März wurden die Besuche stark eingeschränkt; nur noch außerhalb der Wohnbereiche konnten sich nun die Senioren mit ihren Angehörigen zu Spaziergängen oder Gesprächen treffen.

Kein Kontakt mit Externen

Zwei Tage später folgte der nächste Schritt: die Kaffee-Mühle, der gesellige Treff im Erdgeschoss der Einrichtung, wurde für externe Besucher geschlossen. Hier durften sich nur noch maximal 30 Senioren aus dem gleichen Wohnbereich des Betreuten Wohnens treffen. Wer einkaufen wollte, musste auf den anschließenden Kaffee-Mühle-Aufenthalt verzichten.

Am 18. März wurde die Tagespflege geschlossen. Die Mitarbeiter aus diesem Bereich wurden aber nicht nach Hause oder in Kurzarbeit geschickt, sondern unterstützen seitdem ihre Kollegen. „So gut ging es uns personell vorher nie, wir hatten viel mehr Zeit für die Bewohner“, freut sich Uhl über diesen positiven Nebeneffekt der Corona-Pandemie. Ein Pfleger versorgt nun vier statt wie üblich sechs Personen. In anderen Seniorenheimen sind es bis zu zehn Personen.

Tagespflege wurde zur Isolierstation

Ein Glücksfall für den Mühlehof ist Birgit Petersen-Mirr. Uhl ernannte die Vorsitzende der Seniorengenossenschaft Steinen kurzerhand zur Pandemiebeauftragten, weil sie mehr als drei Jahrzehnte für das Gesundheitsamt Waldshut tätig war, die kommunale Gesundheitskonferenz im Kreis Waldshut mit einrichtete und viele Mühlehof-Pflegekräfte kennt. Sie besprach mit den Mitarbeitern die organisatorischen und personellen Abläufe, die durchgeführt worden wären, falls es zu einem Covid-19-Ausbruch gekommen wäre. Und sie leitete die Hygiene-Schulungen, die den Mitarbeitern den Umgang mit Viren näher brachte.

Die Räume der Tagespflege wurden zu einer Isoliereinheit umgebaut, wo im Ernstfall Covid-19-infizierte Senioren untergebracht worden wären.

Disziplin der Mitarbeiter gelobt

Weder im Seniorenhaus in Schopfheim noch im Seniorenzentrum in Steinen gibt es laut Mühlehof bisher bei Mitarbeitern oder Bewohnern einen Infizierten. Das führt Birgit Petersen-Mirr auch auf die ausgezeichnete Disziplin der Mitarbeiter zurück. Wolfram Uhl weiß es zu schätzen, dass sich alle Mitarbeiter auf Corona testen ließen, obwohl manche den Abstrich als unangenehm empfinden. Er begrüßt daher den Beschluss der Gesellschafterversammlung, demzufolge - anders als vom Gesetzgeber vorgesehen - alle Mitarbeiter eine Corona-Prämie bekommen.

Lediglich einmal gab es Unruhe im Seniorenzentrum Steinen, als bekannt wurde, dass der Sohn einer Mitarbeiterin am Virus erkrankt ist. Die Mitarbeiterin wurde dann trotz negativem Corona-Tests vorsorglich in Quarantäne geschickt. Anschließend wurde sie ein weiteres Mal getestet, ehe sie wieder in den Dienst zurückkehren durfte.

Am 20. April wurden erste Besuche wieder zugelassen. Senioren und Angehörige konnten sich dann zwei Tische voneinander getrennt auf der Brücke unterhalten. Am Muttertag durften alle Bewohner einen zwanzigminütigen Besuch empfangen. Bei den beiden Sterbefällen durften sich die Angehörigen von ihren Verwandten verabschieden, ohne auf die Uhr gucken zu müssen.

Weitgehend wieder Normalität eingekehrt

Inzwischen ist weitgehend Normalität eingekehrt. Seit gestern werden wieder Angehörige im Außenbereich der Kaffee-Mühle bedient. Und am Dienstag öffnen die Tagespflegeeinrichtungen in Steinen und Schopfheim wieder. Unklar ist derzeit noch, wie das Corona-Virus das eingespielte gesellige Leben in den Senioreneinrichtungen dauerhaft verändert. Denn die Veranstaltungen in der Kaffee-Mühle sind beliebt und die Bewohner wollen ungern auf sie verzichten.

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