^ Steinen: Künstler mit Schalk im Nacken - Steinen - Verlagshaus Jaumann

Steinen Künstler mit Schalk im Nacken

Markgräfler Tagblatt
Eine Retrospektive in Katalogform weist auf das Schaffen von Barbara Franke-Caspari und Peter Eckhard Franke (Mitte) - hier mit Autor Jörg Bertsch (links), Co-Autorin Elsbeth Zurfluh (rechts) und Grafiker Michael Haak. Foto: Ines Bode Foto: Markgräfler Tagblatt

Barbara Franke-Caspari und Peter Eckhard Franke: Werkschau in Katalogform

Steinen (ib). Seltenheitswert umgibt das Künstlerpaar Barbara Franke-Caspari und Peter Eckhard Franke aus Schlächtenhaus. Privat gründeten sie eine sechsköpfige Familie, und künstlerisch startete jeder für sich eine Laufbahn internationalen Ranges – beide Aspekte beleuchtet ein Katalog als Werkrückschau.

Als Eheleute zogen sie vier Kinder auf, und als Kunstschaffende zollten sie dem Erfolg des Anderen die nötige Anerkennung. Passend dazu gestaltet sich die Publikation, die sich ungewöhnlicher Weise von beiden Seiten durchblättern lässt. Lächelt Barbara Franke dem Leser auf orangefarbigem Deckblatt entgegen, gewährt Peter Franke mit braunem Umschlag den Zugang zu seiner Vita. Diese begann vor rund fünfzig Jahren, für eine solide Basis sorgte ein tiefgründiges Malereistudium, zu dem sich die Romanistik gesellte. Paris zählt zu den Stationen, die er tangierte, und viele mehr von München bis Karlsruhe.

Franke ist ein augenzwinkender Zauberer, sagte Jörg Bertsch, Laudator der Buchvernissage im „Vogtshaus“ Steinen, einer mit einem großen Schalk im Nacken, dessen Zauberstäbe nicht nur mit Pinsel und Stift, sondern auch als Zange und Schweißbrenner daher kommen. Franke bediene sich der Sprache des Humors, darunter die Ironie, und gelegentlich des Pseudoarabischen. Nur eine individuelle Frucht sei das Werk der hünenhaften „Kultzapfen mit Räucherloch“, eine „schräge Arbeit“ der 1980er Jahre.

Jörg Bertsch tritt als Journalist und Freund der Familie als Autor auf, an seiner Seite agiert Co-Autorin Elsbeth Zurfluh (Basel). Heraus kam eine informationsreiche und sympathisch-verständliche Erzählung, von der man sich erst nach dem Schlussatz trennen kann. Wegen illustrativer Ausdrucksweise und den für Kunstinteressierte bereichernden Lebenslauf lässt sich das Buch als Lese-, Lern- und Analogiestoff einordnen. Gezeichnet werden neben den Werdegängen zeitgenössische Porträts, die sich enormer Kreativität erfreuen.

Barbara Franke steckt sie nach Studien an Kunstakademien und neben der Mutterrolle in Zeichnungen, Bilder, Skulpturen und Kollagen. Wählte ihr Gatte – der sich von Bruchbuden und Schrottbergen faszinieren ließ - als Materialien etwa Stein, Kunststoff und Eisen, sah ihr weiblicher Blick etwa im Knittern und Fälteln von Stoffen effektvolle Motive.

Die so entstandenen Möglichkeiten tragen Titel wie „Durchscheinen“, Licht und Schatten verbinden sich dabei mit Bewegung. Interessante Variationen entwickelte die heute 76-Jährige laut des Autors auch bei ihrem „Strukturpapier“, drapiert in Glasröhren zum Blickfang geratend. Persönliche Erlebnisse animierten sie, neue Wege zu beschreiten, sichtbar etwa mit dem Bilderquartett „Die andere Seite“.

Die Werke Barbara Frankes, die auch als Kunstpädagogin tätig war, fanden Beachtung in der Schweiz und in Frankreich. „Poetique“ nannte sich ein Auftritt (Écomusée d’Alsace), der die Künstlerin mit Czesław Miłosz verband, und beim Leser einen Wachruf auslöst, sich wieder einmal dem preisgekrönten Lyriker zu widmen.

Jede Menge Bereicherung also, die sich in der üppig bebilderten Lektüre finden lässt – erhältlich ist die Retrospektive bei den genannten Machern und im Buchhandel ISBN 978-3-905955-82-8.

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