Steinen Mit dem Rad an den Rand Europas

Maximilian Müller

Abenteuerreise: Björn und Karin Küster legen auf dem Weg zur Barentsee Tausende Kilometer zurück

Mehrere Tausend Kilometer hat das Ehepaar Küster mit dem Rad zurückgelegt. Los ging es vor der Haustür, erst an der Barentsee machten die beiden wieder kehrt.

Von Maximilian Müller

Steinen - Für ihr Abenteuer hatten sich Björn und Karin Küster Reiseräder mit verstärktem Rahmen und Speichen besorgt, schließlich musste ja auch einiges an Gepäck mit. Direkt in Steinen ging es im vergangenen Jahr los. Ihren Tierbedarfgroßhandel, der in der Schweiz tätig ist, legte das Ehepaar solange in die Hände ihrer Kinder. Beim Aufbau des Großhandels hatten die beiden zurückgesteckt, was den Urlaub betraf. „Das holen wir jetzt nach“, sagt Karin Küster.

Gepäck aussortiert

Die Route führte sie erstmal am Rhein entlang, bevor es dann auf Höhe Osnabrück Richtung Osten und schließlich zur Fähre von Travemünde nach Finnland ging. „Wir wollten die Kasseler Berge umgehen“, erklärt Karin Küster diesen Bogen nach Westen.

Der Anfang war auch dafür gedacht, Kondition aufzubauen, denn diese hatten die beiden nicht nennenswert vorbereitet. Außerdem sortierten sie in der Zeit noch das Gepäck aus. Danach hatte jeder der beiden noch etwa 20 Kilo Gepäck. Ein notwendiger Schritt bei einem Pensum von um die 80 Kilometer an einem Tag.

Entlang der Grenze

In Helsinki angekommen wählten sie auf Anraten aus dem Internet eine Route auf der Via Karelia – entlang der russischen Grenze. Grund war die schönere Natur als an der Ostseeküste und die Verkehrsarmut. Beim Tourismusbüro in Helsinki fragten die beiden nach, ob das problemlos sei, oder ob an der Grenze zu Russland etwa mit erhöhtem Militäraufkommen zu rechnen sei.

Allerdings versicherten sie sich zuvor beim Tourismusbüro, ob das angesichts des Ukraine-Kriegs auch sicher war, wovon die Finnen überzeugt waren.

Nicht nur zum Nordkap

Im Gegensatz zu vielen anderen war nicht das Nordkap ihr eigentliches Ziel, sondern ein Denkmal für eine Hexenverbrennung im Gebiet Varanger im Nordosten Norwegens. 91 Menschen wurden dort verbrannt. Aber am Nordkap machten die beiden auch noch Station.

Doch bis dorthin waren gut 2000 Kilometer zu überwinden. Und die waren nicht so einfach. Denn Finnland ist nicht flach. Es sei ein stetiges Auf und Ab in Lappland gewesen, sagt Björn Küster.

Schnaken und Bremsen

Ein weiteres Problem war die Besiedlung. Auf dem nördlichen Teil der Route waren nur wenige Städte; dementsprechend eingeschränkt waren die Möglichkeiten, sich mit Essen einzudecken. Das erforderte einiges an Planung. Zudem war auch die Auswahl stark eingeschränkt.

Einfacher wurde es durch die vielen Schnaken und Bremsen im finnischen Urwald auch nicht. Beim Fahren sei es gegangen, aber bei Pausen griffen die Insekten an – ein Schicksal, dass die Küsters mit den zahlreichen Rentieren auf ihrem Weg teilten. Die restliche Tierwelt – abgesehen von einer unüberschaubaren Zahl an Vögeln – hielt sich bedeckt, nur ein Elch lief ihnen in der Zeit über den Weg.

Spektakuläre Landschaft

Mit dem Autoverkehr hatten die Küsters in Finnland kein Problem. Die Autofahrer überholten sie in großem Abstand und langsam. Das sollte sich in Norwegen und insbesondere auf den Lofoten ändern. Dort waren viele Wohnmobiltouristen unterwegs. Da wurde es auf den Straßen schon enger. Auch Radreisende gab es mehr. Die Küsters nahmen dort auch öfter die Fähre. Die Landschaft dort sei mit ihren Fjorden und Bergen ungleich spektakulärer als Finnland, sagt Björn Küster.

Bemerkenswert waren auch die Tunnel. Bei einigen meldeten sich die Radler mit einem Knopfdruck an und standen dann beim Durchfahren unter Video-Beobachtung, damit ihnen auch nichts passiert. Auch die Autofahrer wurden auf die Radler hingewiesen.

Keine einzige Panne

Und während das Ehepaar aus Steinen keine einzige Panne auf seiner Tour hatte, sah es gerade in Norwegen viele Radreisende, die ihre liebe Not mit der Technik hatten. Allerdings hatte das Ehepaar Küster auch Reiseräder gekauft und bewusst auf einen E-Motor verzichtet. Wo hätte es ihn im finnisch-russischen Grenzgebiet auch aufladen sollen? Dort wären Akku und Motor nur unnötiger Ballast gewesen.

Nach Abstechern zu den Lofoten und vielen weiteren Kilometern erreichten die beiden Trondheim. Von dort ging es dann mit Zug und Fähre wieder zurück ins Dreiländereck.

Nächste Tour in Planung

In diesem Jahr will das Paar auf die nächste Radreise gehen. Diese soll noch länger dauern. Von der Haustür aus geht es an die belgische Nordseeküste. Dieser wollen die beiden bis nach Norddänemark folgen, wobei durchaus auch an ein Inselhopping gedacht ist. Von Norddänemark geht es mit der Fähre Richtung Oslo – und von dort wieder mit dem Rad die Küste über Göteborg wieder nach Süden – bis nach Hamburg. Dort wollen sie der Elbe aufwärts folgen und schließlich nach Prag und letztlich nach Wien radeln. Von dort – so der Plan – geht es die Donau hinauf und schließlich wieder nach Steinen. Damit wäre diese Tour noch länger als die vom vergangenen Jahr.

Anfragen gehen ein

Die Tour hat das Ehepaar bekannt werden lassen. So berichtet die IG Velo in ihrer Zeitschrift über die Reise – und es gab Anfragen über Vorträge von verschiedenen Seiten.

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