Steinen Musik spricht alle Sinne an

Kathryn Babeck
Musikschüler singen beim Festakt zur 50 Jahrfeier der Musikschule. Foto: Christoph Schennen

Bei der Verbandsversammlung der Musikschulen Mittleres Wiesental stand die weitere Förderung der Musikschule zur Debatte. Unsere Zeitung sprach mit dem Musikleiter Ingo Ganter über die Bedeutung der musikalischen Bildung.

Wenn jemand ein Musikinstrument lernt, und sich von Kindesbeinen an intensiv damit auseinandersetzt, was nützt das?

Die Musik spricht alle Bereiche an, den sprachlichen und den mathematischen. Schüler, die bei mir in der Musikschule sind und sich intensiv mit Musik beschäftigen, haben oft sehr gute Noten. Obwohl sie mehr Aufwand haben, profitieren sie auch im Abitur davon. Und: Musik macht frei, man kommt im Alltag einfach besser zurecht.

Die musikalische Bildung an Musikschulen ist eine so genannte freiwillige finanzielle Leistung der Gemeinden. Gerade bei der schlechten Haushaltslage fragt sich manch einer, warum sollte man dafür weiter Geld ausgeben?

Für mich ist wichtig, dass ich bei der Verbandsversammlung in Steinen eingeladen war. Da konnte ich erläutern, dass im Haushalt der Gemeinden nicht alle 702 Schüler erfasst sind, die von uns betreut werden. Im Haushalt stehen nur 540 Schüler, deren Eltern Beiträge zahlen. Die Fokussierung auf Zahlen verzerrt das Bild.

Wie meinen Sie das konkret?

Wir leisten viel mehr. Die Zusatzleistung des musikpädagogisches Bildungsprogramms„ Singen-Bewegen-Sprechen (SBS)“ fördert das Land und SIE ist dadurch fast finanziell gedeckt.

Gerade aus Schopfheim kam die Kritik, dass wir nur für 261 Kinder und Jugendliche zuständig sind. Wenn Sie aber die 80 Schüler des SBS mitrechnen, sind wir in Schopfheim bei 340 Schülern. Und gerade das musikpädagogische Bildungsprogramm ist wichtig. Die Kinder hören Musik, sie tasten, sie haben Freude an der Bewegung, sie nehmen verschiedene Klänge wahr. Da Kinder sich heute kaum noch bewegen, ist es wichtig, dass wir ihre motorischen Fähigkeiten schulen.

Die Klassik@5-Konzerte in Steinen sind in Kooperation mit der Musikschule entstanden. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre können diese kostenlos besuchen. Wird das angenommen?

Ich halte das für eine gute Werbemaßnahme, Schüler in solch hochwertigen Konzerte zu bringen. Es ist eine Möglichkeit der musikalischen Bildung. Wenn Eltern dafür Geld zahlen müssen, gehen sich nicht unbedingt mit ihren Kindern dorthin. Beim Auftaktkonzert mit dem Trio Cordavento in der Kirche in Höllstein war ich dabei. Ich habe einige Eltern mit Kindern gesehen. Manche sind nach einer Weile gegangen. Aber dennoch ist das eine wichtig Form der Erziehung. Es ist einfach eine andere Art, Musik zu hören, als wenn man nur das Smartphone bedient.

Die Gebühren der Musikschule wurden in diesem Jahr erhöht. Wie reagieren die Familien darauf?

Im Früherziehungsbereich merken wir keine Unterschiede. Schwierig wird es bei den Einzel- und Doppelstunden und den damit verbundenen Tarifen. Wir haben zwar eine Sozialermäßigung. Aber gerade bei einer Gebührenerhöhung sind es Familien mit niedrigem Einkommen, die sich als erstes abmelden. In Zukunft müssen wir diese Familien noch mehr fördern.

Kriege und Gewalt nehmen zu. Viele Menschen suchen in Deutschland Zuflucht. Spielt das Thema in der Musikschule eine Rolle?

Aus der Ukraine haben drei Kinder bei uns Unterricht erhalten. Ich habe beim Zweckverband einen Antrag gestellt. In ihrem Land wurden sie intensiv musikalisch geschult. Auch haben wir die Musikinstrumente zur Verfügung gestellt.

Zur Person

Ingo Ganter:
Seit 2019 leitet er die Musikschule Mittleres Wiesental und ist der Fachbereichsleiter Blasmusik. Der 51-Jährige ist am Kaiserstuhl geboren und spielte im Verbandsjugend-Blasorchester. Ganter studierte zunächst Umwelt und Verfahrenstechnik. Ingo Ganter besuchte die Jazz- und Rockschule Freiburg, wechselte anschließend zur Musikakademie Basel und absolvierte, zurück in Freiburg, am „International Music College“ den Abschluss.

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