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Steinen Ortskern stärken

Markgräfler Tagblatt
Cornimont-Platz in Steinen. Foto: Harald Pflüger Foto: Markgräfler Tagblatt

Steinen schreibt Einzelhandelskonzept von 2006 fort

Einstimmig hat der Steinener Gemeinderat am Dienstagabend für die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts gestimmt. Vorgestellt wurde es im Haus der Sicherheit von Antje Schnacke-Fürst vom Stadt- und Regionalentwicklungsbüro Donato Acocella.

Steinen. (hp). 2006 hat das Büro Acocella für die Gemeinde ein Einzelhandelskonzept entwickelt, mit dem insbesondere die Einzelhandelsentwicklung gelenkt werden soll. Jetzt ist das Konzept aktualisiert worden. Denn als Wohnort wird Steinen immer attraktiver, insbesondere auch für das künftige Personal des neuen Kreisklinikums. Dies bietet laut Antje Schnacke-Fürst vom Büro Acocella Chancen für Steinen.

Entwicklung

Bei der Erstellung des neuen Gutachtens ging Antje Schnacke-Fürst der Frage nach, wie sich die Einzelhandelssituation gegenüber 2005 geändert hat. An der Befragung haben sich rund 95 Prozent der Steinener Einzelhändler beteiligt - eine im Vergleich zu anderen Gemeinden überdurchschnittlich hohe Beteiligung.

Von den Betrieben (einschließlich Apotheken, Lebensmittelhandel und Tankstellen) wurde im Jahr 2018 auf einer Verkaufsfläche von rund 10 500 Quadratmetern ein Umsatz von rund 50,6 Millionen Euro erzielt. Während die Zahl der Betriebe zwischen 2005 und 2018 leicht abgenommen hat, von 37 auf 34, ist die Verkaufsfläche von 8850 auf 10 500 Quadratmeter gestiegen.

Bindunsquote

Überdurchschnittlich hoch ist die Bindungsquote mit 61 Prozent (2005: 63 Prozent). Diese Quote zeigt an, ob Kaufkraft zufließt oder abströmt.

Im Vergleich zu 2005 konnten bei allen Sortimenten des kurzfristigen Bedarfs die Bindungsquote deutlich gesteigert werden. Die Grundversorgung der eigenen Bevölkerung wird durch das vorhandene Angebot gut gewährleistet. Im für die Nahversorgung bedeutsamen Sortiment Nahrungs- und Genussmittel liegt die Bindungsquote bei rund 102 Prozent und bei Drogerie- und Parfümerieartikeln sogar bei 143 Prozent. Das ist laut Antje Schnacke-Fürst darauf zurückzuführen, dass hier nicht nur Steinener einkaufen. Bei allen Sortimenten im mittelfristigen Bedarf sind hingegen Kaufkraftabflüsse festzustellen. Das ist laut Schnacke-Fürst für eine Gemeinde in der Größenordnung Steinens nicht überraschend, angesichts der Konkurrenzorte Lörrach, Schopfheim und Weil am Rhein.

Stimmung

Im Gegensatz zu 2005 hat sich die Stimmung bei den Händlern verschlechtert. Insbesondere die Aufenthaltsqualität im Ortszentrum wird von ihnen als schlecht bewertet. Das hängt nicht zuletzt mit dem extrem hohen Verkehrsaufkommen zusammen.

In ihrer Stärken-Schwäche-Analyse hält Antje Schnacke-Fürst fest, dass zu den Stärken Steinens der Ortskern mit seinen prägenden Gebäuden, dem Cornimont-Platz und ein relativ dichtes Netz an Einzelhändlern und Dienstleistern zählt. Allerdings weist der Ortskern auch Schwächen im Hinblick auf die Gestaltung des öffentlichen Raums auf. Negativ bewertet die Planerin das hohe Verkehrsaufkommen, fehlende Investitionen in den öffentlichen Raum und erheblichen Modernisierungsbedarf. Selbst in kleineren Kommunen als Steinen sei in den vergangenen Jahren etwas passiert. Die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts will Antje Schnacke-Fürst deshalb auch als Chance sehen, die Aufenthaltsqualität im Ortskern wesentlich zu verbessern.

„Sie haben ein gutes Konzept, Sie müssen nur etwas draus machen“, gab Antje Schnacke-Fürst den Gemeinderäten mit auf den Weg. Das Schlimmste wäre angesichts des vorhandenen Potenzials, das Gutachten in der Schublade verschwinden zu lassen.

Debatte

Stephan Mohr (Gemeinschaft für ein lebenswertes Dorf) erkundigte sich in der anschließenden Debatte bei Antje Schnacke-Fürst, welche Rolle in dem Konzept die Parkplätze spielen und wie sie zur Verkehrsberuhigung stehe. Parkplätze seien für einen Ort wie Steinen wichtig, so die Planerin, wobei für sie nicht die Anzahl, sondern die Ausschilderung zählt. Tempo 30 würde Antje Schnacke-Fürst befürworten, zumal sie während ihrer Arbeit vor Ort manchmal Angst haben musste, umgefahren zu werden. Mohr bedauerte in dem Zusammenhang, dass für Tempo 30 nicht die Gemeinde, sondern das Landratsamts zuständig ist. Für Antje Schnacke-Fürst ist das Nein des Landratsamts schwer nachvollziehbar, wo doch in Freiburg sogar auf der Bundesstraße Tempo 30 gilt.

Rudolf Steck (SPD) erkundige sich nach der Gebietsabgrenzung und der Gestaltungsmöglichkeiten von Plätzen und Straßen. Antje Schnacke-Fürst riet dem Gemeinderat, den Cornimont-Platz offen zu lassen und gestalterisch mit dem Lebensmittelmarkt zu verknüpfen. Ihr Büro sei allerdings nur für das Einzelhandelskonzept zuständig: „Für die Straßengestaltung gibt es andere Büros.“

Prognose

In ihrer Prognose sieht Antje Schnacke-Fürst bis 2030 im günstigsten Fall einen Bedarf zwischen 2550 und 5825 Quadratmeter Verkaufsfläche. Im ungünstigsten Fall wären es 2025 bis 4375 Quadratmeter. Bei den nahversorgungsrelevanten Sortimenten (Nahrungs- und Genussmittel, Parfümerie- und Drogerieartikel) sieht die Planerin nur geringes Potenzial für die Ansiedlung neuer Betriebe. Sie rät vielmehr zur Erweiterung bestehender Betriebe. Bei anderen zentrumsrelevanten Sortimenten sieht Schnacke-Fürst insbesondere bei einer positiven Einwohner- und Kaufkraftentwicklung einen deutlichen Spielraum zur Stärkung des Ortszentrums.

Bei der Sortimentsliste für zentrenrelevante und nicht zentrenrelevante Produkte hat es nur wenig Änderungen gegeben.

Verfolgt wurde die Gemeineratssitzung, die erstmals von Marc Sutterer in seiner Funktion als Bürgermeisterstellvertreter geleitet wurde, von Mitgliedern des Gewerbevereins.

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