^ Steinen: „Pläne über den Haufen geworfen“ - Steinen - Verlagshaus Jaumann

Steinen „Pläne über den Haufen geworfen“

Markgräfler Tagblatt
Im „gelben Haus“ soll eine Demenz-WG mit zwölf Zimmern eingerichtet werden - die Pläne weichen indes von den Festsetzungen des Bebauungsplans ab, und die öffentliche Grünfläche wird verschwinden. Foto: Anja Bertsch Foto: Markgräfler Tagblatt

Alte Weberei: Bauausschuss befürwortet aber die Umnutzung des gelben Hauses zur Demenz-WG

Mit dem ersten Bauantrag für das Neubaugebiet „Alte Weberei“ beschäftigte sich der Steinener Bauausschuss in seiner Sitzung am Dienstag. Thema: „Umbau und Umnutzung des ehemaligen Verwaltungsgebäudes zu Wohnzwecken“.

Von Anja Bertsch

Steinen. Hinterm nüchternen Behördendeutsch verbirgt sich die Idee, im sogenannte „Gelben Haus“ eine Demenz-WG einzurichten. Ziel ist es, Demenzkranken ein selbstverantwortetes gemeinschaftliches Wohnen zu ermöglichen. Der Antrag wurde – inklusive der nötigen Befreiungen von den Vorgaben des Bebauungsplanes – vom Bauausschuss bei einer Gegenstimme befürwortet.

Das „Gelbe Haus“ ist zusammen mit dem Turbinenhäuschen das einzige Überbleibsel der früher auf dem Areal beheimateten Weberei. Während sämtliche übrigen Gebäude abgerissen wurden, blieben diese beiden verschont – als Reminiszenz an die textile Vergangenheit des Ortes, und mit der Idee, im ehemaligen Verwaltungsgebäude eine kulturelle oder soziale öffentliche Nutzung zu installieren.

Braun: „Grundidee einer sozialen Nutzung wird umgesetzt“

Angesichts klammer Gemeindekassen verabschiedete sich die Gemeinde als Eigentümerin des Areals und der Gebäude zwischenzeitlich davon, die künftige Nutzung des Gebäudes unter eigener Ägide und auf eigene Kosten zu organisieren. Stattdessen wird das Gebäude nun der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Steinen übereignet, die hier besagte Demenz-WG verwirklichen will. Damit, freute sich Bürgermeister Gunther Braun, werde die Grundidee einer sozialen Nutzung des Gebäudes umgesetzt. Die Fraktionen zeigten sich ebenfalls einhellig angetan von den Plänen in Sachen Demenz-WG.

Die Demenz-WG mit insgesamt zwölf Zimmern und Gemeinschaftseinrichtungen soll auf etwa 455 Quadratmetern im Erd- und im ersten Obergeschoss des Gebäudes ihr Zuhause finden. Im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss sollen zudem fünf Wohnungen mit einer Größe von 60 bis 80 Quadratmetern entstehen.

Da der Wohnbereich für die Demenzkranken eine abgeschlossene Einheit sein muss, braucht er einen separaten Eingang mit Treppenhaus. Dieses soll auf der Gebäudeseite gegenüber dem bestehenden Eingang (in Richtung Egertenweg) angebaut werden.

Auf der Südseite (der Lörracher Straße abgewandt) soll zudem eine überdachte Terrasse für das gemeinschaftliche Wohnen entstehen. Terrasse und der beim bestehenden Eingang geplante Windfang überschreiten die direkt an die Gebäudefront gelegten Baugrenzen um jeweils zwei Meter. Das sei absolut vertretbar, befand Bauamtsmitarbeiter Patrik Riesterer, und fand darin die Zustimmung des Bauausschusses.

Größere Diskussionen indes gab es mit Blick auf die Pläne für den Außenbereich: Geht es nach dem Antragsteller – im Prinzip also die Gemeinde Steinen selbst - findet der größte Teil der insgesamt 14 nötigen Stellplätze sowie Mülltonnen und Fahrräder Platz östlich des Gebäudes Platz (von der Straße aus links).

Senn: Gemeinde wirft ihre eigenen Pläne über den Haufen

Die angrenzende Fläche zwischen Stellplätzen und dem Turbinenhäuschen wiederum soll zur Gartenanlage für die Demenz-WG werden. Damit freilich bleibt von den im Bebauungsplan in diesen Bereichen unterm Stichwort „Turbinengarten“ festgesetzten öffentlichen Grünflächen nichts mehr übrig. Die Verwaltung hatte in ihrer Vorlage argumentiert, dass die für diese Planung nötigen Befreiungen vom Bebauungsplan „dringlichem sozialen Bedarf“ folgen und sich „zwangsläufig durch die beantragte Nutzung ergeben“.

Während CDU und Gemeinschaft sich dieser Argumentation anschlossen, bekundete die SPD – namentlich Günter Senn – arges Bauchgrimmen: Grundsätzlich stieß Senn sich daran, dass gleich beim ersten Bauantrag die Konzeption des taufrisch aufgelegten Bebauungsplanes über den Haufen geworfen werden soll – und das auch noch von der Gemeinde selbst. Inhaltlich bedauerte Senn, dass die öffentliche Grünfläche preisgegeben werden soll; der von der Demenz-WG privat gepflegte Garten sei kein gleichwertiger Ersatz.

Bauamtsmitarbeiter Patrik Riesterer räumte ein, dass die Pläne „schon eine wesentliche Abweichung bedeuten“. Einen Präzedenzfall fürs eben erst begonnene Baugebiet aber mochte er nicht erkennen: „Das Gebäude und sein Zweck haben einfach eine Sonderstellung“.

Der Antrag Senns, den Turbinengarten in der weiteren Planung als unverrückbar zu berücksichtigen, fand keine Anhänger. In den Beschluss aufgenommen wurde aber die Forderung, die Platzierung der Stellplätze zu „optimieren“.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading