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Steinen Rote Kugeln sind am teuersten

Markgräfler Tagblatt

Baumschmuck: Glanzstücke aus der Biedermeier-Zeit

Wenn es um Schmuck zu Ostern oder Weihnachten geht, dann ist Michael Günther für viele die erste Adresse. Kaum einer hat eine so große Sammlung an Oster- und Weihnachtsdekoration wie Günther, der bis vor kurzem in Maulburg wohnte.

Von Harald Pflüger

Maulburg. Von der Mutter inspiriert, widmete sich Michael Günther schon früh den Antiquitäten. Doch richtig Zeit für sein Hobby hat er erst, seit er im Ruhestand ist. Jetzt kann er sich nach den schönen Dingen umschauen. Fündig wird Michael Günther auf Flohmärkten, bei Haushaltsauflösungen oder dank Mundpropaganda. Ehe sie etwas auf den Müll werfen, fragen manche lieber Michael Günther, ob er Verwendung hat.

Günther kann viel erzählen zum Weihnachtsfest. Die Geschichte des Weihnachtsbaums und des Weihnachtsschmucks reicht weit zurück. Anfang des 16. Jahrhunderts soll der erste Weihnachtsbaum im Elsass gestanden haben. Der Schmuck bestand lange Zeit aus Äpfeln, Backwaren und bunten Blüten aus Papier. Später kamen weitere Schmuckelemente hinzu.

Vor dem 19. Jahrhundert wurde der Christbaumschmuck meist in den Familien selbst hergestellt, auch wenn es auf den Weihnachtsmärkten bereits einige Schmuckelemente zu kaufen gab. Später wurde Christbaumschmuck aus Pappe dann massenweise industriell produziert. Besonders attraktiv war der Pappschmuck als Metallimitat, die sogenannte Dresdner Pappe, wie bei Wikipedia nachzulesen ist. Oft waren die Motive gar nicht weihnachtlich. Beliebt waren zum Beispiel Kutschen und Spielzeug, aber auch technische Gegenstände wie Lokomotiven oder Heißluftballons und Anfang des 20. Jahrhunderts dann vor allem Zeppeline.

Seit den 1950er Jahren kamen zunehmend Kugeln aus Kunststoff in Mode, die weniger zerbrechlich waren. Doch wer es traditionell mag, der schwört auf echten Christbaumschmuck.

So wie jene Frau aus München, die bei Michael Günther eine ganz besondere Weihnachtskugel aus der Biedermeierzeit orderte. Apropos Biedermeier. Günthers Sammlung umfasst Dutzende solcher Kugeln in verschiedenen Großen und Farben. Das Kuriose: Rote Christbaumkugeln sind am teuersten, sie werden, da selten, zu Preisen um die 250 Euro gehandelt. Gold- oder grünfarbene Kugeln sind hingegen schon für gut 150 Euro zu haben. Am preiswertesten wechseln weiße Christbaumkugeln den Besitzer.

Auf gut 150 Jahre schätzt Günther das Alter seiner Kugeln, viele davon aus Meisenthal, Frankreich. Einer Legende zufolge herrschte 1858 eine große Trockenheit, so dass es in den Nordvogesen kaum Früchte gab. Die Folge war, dass der Weihnachtsbaum nicht seinen ihm gebührenden Schmuck erhielt. Daraufhin soll ein erfinderischer Glasbläser aus Goetzenbruck kurzerhand einige Kugeln aus Glas hergestellt haben, damit der Weihnachtsbaum nicht kahl bleiben musste. So erblickten der Legende nach die geblasenen Christbaumkugeln das Licht der Welt. Auch wenn es anders gewesen sein mag, eine schöne Legende ist es allemal. Fakt ist, dass die Glasfabrik Goetzenbruck im 19. Jahrhundert erfolgreich mit der Herstellung von dekorativen Kugeln begann.

Baumschmuck aus dieser Glasfabrik erkennt man an der Bezeichnung „V.G. 1721“ im Messingkäppchen. Goetzenbruck stellte Glaskugeln unterschiedlicher Farbe und Größe her, ihr Durchmesser erreichte bis zu 80 Zentimeter. Die Kugeln hatten außerdem den Ruf unzerbrechlich zu sein. Michael Günther demonstriert die Stabilität, indem er zwei Kugeln gegeneinander schlägt.

1964 wurde die Produktion von geblasenen Christbaumkugeln eingestellt, maschinell waren die Kugeln wesentlich günstiger herzustellen.

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