Steinen Ruhigeres Fahrwasser ist erreicht

Hans-Jürgen Hege
Der neue zweite Vorsitzende Gustav Albiez, die Vorsitzende Birgit Petersen-Mirr und Mühlehof-Geschäftsführer Wolfram Uhl (von links). Foto: Hans-Jürgen Hege

Seniorengenossenschaft Steinen: Moderationsprozess mit Rathaus vertraglich beendet

Steinen - „Das Vertrauen zwischen Gemeinderat und Mühlehof /  SGS ist noch nicht spürbar gewachsen“, bedauerte Birgit Petersen-Mirr. Trotzdem hakte sie bei der Hauptversammlung der SGS am Freitag in der Grundschulaula „ein wichtiges Jahr“ ab, in dem der über fünf Jahre dauernde Moderationsprozess mit einem Vertrag beendet werden konnte. Und zwar mit erfreulichen Folgen: „Das Verhältnis zwischen Mühlehof und Rathaus hat sich insgesamt deutlich entspannt.“

Spürbar sei das nicht zuletzt in der Vorstandschaft. Die fühle sich zum einen in den neuen Räumlichkeiten der „Alten Post“ in stark verbessertem Umfeld sehr wohl, was unterm Strich dafür sorge, dass sie und ihre Mitstreiter „in längst nicht mehr so kritischer Stimmung geradezu ideale Arbeitsbedingungen vorfinden.“ Die Querelen habe man Gott sei Dank hinter sich, nach langem Ringen konnte „e Knopf druff g’macht“ werden. „Wir kommen in ruhige Fahrwasser“, schloss Petersen-Mirr das leidige Kapitel recht zufrieden ab.

 Rückblick

2019 habe die SGS das Seniorenhaus in Schopfheim in Betrieb genommen, den Garten der Alten Post von seinem „versteinten Parkplatz“ befreit, mehr oder weniger erfolgreich Kontakt zu sozial tätigen Hilfsvereinen aufgenommen „in der Hoffnung, wir könnten zusammen etwas Neues auf die Beine stellen“. Und man habe mit einigen Bürgerinitiativen Steinens Verkehrsprobleme unter die Lupe genommen und Lösungen gesucht, die auch vor dem Hintergrund des Klinikum-Baus Bestand haben könnten.

Dass dabei nicht alle Wünsche der SGS berücksichtigt werden konnten, machte unter anderem Bürgermeister Gunther Braun deutlich, der beispielsweise dem erhofften zweiten Fußgängerüberweg beim Bahnhof direkt vor der Alten Post eine Abfuhr erteilen musste, weil Landratsamt und Regierungspräsidium die Meinung vertreten, dass es nicht gut sein könne, wenn alte Menschen „mit dem Rollator durchstarten und ungebremst durch einen kleinen Umweg über die Straße rasen.“

Daran änderte schließlich auch die inoffizielle Verkehrszählung der SGS nichts, die im Juli und Oktober 2019 vorgenommen worden sei und mit Zahlen von 600 Menschen überraschte, welche die Bahnhofstraße überqueren wollten. Für einen zweiten Überweg müssten Parkplätze geopfert werden.

Aber auch die SGS betont: „Lebensqualität im Ortskern macht nicht die Zahl der Parkplätze aus, sondern die Frage, ob ich mich irgendwo hinsetzen, ein Eis essen oder einen Kaffee trinken und dabei das Wort des Gesprächspartners verstehen kann“, sagte die SGS-Vorsitzende.

Aktionen

Ihre Genossenschaft habe die Aktion „aktivierende Hausbesuche“ zur Prävention einer Art Vereinsamung zuhause ins Leben rufen wollen.

Aber auch nach dem Hinweis darauf, sich an den Kosten beteiligen zu wollen, hätten sich „die übrigen Hilfsvereine nicht interessiert oder nicht in der Lage gesehen, das Erforderliche zu leisten.“ Es wurde ein Notrufsystem installiert, Notfalldosen beschafft und verteilt, mit dem „kommunalen Kino“ ein schönes Angebot mitten in Steinen gemacht. Und das Sommerkino sei auch 2019 wieder „ein riesiger Erfolg“ gewesen.

 Thema Jugend

Weil es mitunter Ärger mit den Jugendlichen auf dem Mühlehofgelände gegeben habe, kritisierte Birgit Petersen-Mirr die Jugendarbeit der Gemeinde. „Wo können sich die Jugendlichen eigentlich aufhalten? Ist der Keller unter der Sporthalle wirklich akzeptabel?“. Der Bürgermeister glaubt, in Sachen Jugendbetreuung auf dem richtigen Weg zu sein. „Wir sind dran, da aufzurüsten“, sagte Braun und betonte: „Die Jugendarbeit in unserer Gemeinde funktioniert, denke ich.“

 Einwände der Vorsitzenden dagegen wimmelte der Bürgermeister ab: „Das gehört jetzt nicht hierher, das können wir mal unter vier Augen bereden“, kürzte er die Diskussion ab und wies darauf hin, dass die Jugend immer wieder neue Rückzugsgelegenheiten suche und finde, darunter halt auch mal eine „bei der SGS im Treppenhaus. So kommt dann Alt und Jung zusammen.“

Wahlen

Gewählt wurden in die Vorstandschaft der SGS Gustav Albiez (zweiter Vorsitzender), Gerrit Schmidt-Dreher (Schriftführerin), Waltraud Buchholz (Kasse) sowie die Beisitzer Gertrud Thoma, Reiner Kramer, Karlheinz Hummel und Ernst Rihm. Die Kasse prüft Ulrike Mölbert. Zusammen mit der Vorsitzenden Birgit Petersen-Mirr wird das Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen vorbereitet, das die SGS im kommenden Jahr zu feiern beabsichtigt. 

Daten zur Mühlehof GmbH

Geschäftsführer Wolfram Uhl nutzte die Hauptversammlung der SGS zur Vorstellung seiner leitenden Mitarbeiter, darunter Sandra Schlageter (Bereichs- und Pflegedienstleitung auch im Seniorenhaus), Nicole Meier (Controlling) und Karina Wnuk (Ambulanter Dienst).

Kerhat Merstetter leitet das Seniorenhaus in Schopfheim, das im April 2019 vom Mühlehof übernommen wurde.

Im Vergleich zum Jahr 2018 wurde der Umsatz von 3,253 Millionen Euro auf 4,357 Millionen Euro gesteigert, die Bilanzsumme nahm auf fast fünf Millionen Euro zu.

Das Haus versorgt in der Dauer- und Kurzzeitpflege 50 Menschen, im Bereich betreutes Wohnen 52, dem „Servicewohnen Schopfheim 20 Menschen. 60 Gäste nutzen die Tagespflege, 24 werden in einer WG ambulant betreut, der ambulante Dienst kümmert sich um 60 Menschen, und von der Nachbarschaftshilfe profitieren 30 Hilfsbedürftige. Dazu sind aktuell 135 Mitarbeitende eingestellt, die von 60 „bürgerschaftlich Engagierten“ unterstützt werden.

Am Ende ging Uhl auf den notariellen Vertrag ein, in dem die Ergebnisse des lang andauernden Moderationsprozesses und damit die Übertragung der Räumlichkeiten des Seniorenzentrums an die Mühlehof gGmbH festgeschrieben wurden.

Offen sei derzeit nur noch ein Punkt im Moderationsprozess: der Erbbaupachtzins für das Pflegeheim. Aber auch das sollte, so Uhl, „im guten Einvernehmen zu lösen sein.“

Das fand schließlich auch Gunther Braun, der seine weitere Gesprächsbereitschaft in Aussicht stellte.

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