Steinen Steinen kann stolz sein auf diese Künstlerin

Markgräfler Tagblatt
Einzig das Foyer des Schulzentrums Steinen ist bislang nach Meret Oppenheim benannt, weil es dafür keiner förmtlichen Genehmigung bedurfte. Foto: Markgräfler Tagblatt

Schulzentrum Steinen soll künftig den Namen von Meret Oppenheim tragen / Schulbehörde muss noch zustimmen

Von Harald Pflüger

Steinen. Mit Applaus bedachten die Zuhörer, darunter die Vorsitzende des Fördervereins Meret Oppenheim, Ingrid Jennert, und Lehrkräfte des Schulzentrums am Dienstagabend den Mehrheitsbeschluss des Gemeinderats, den Schulnamen in Meret-Oppenheim-Schulzentrum Steinen zu ändern. Jetzt muss die Schulbehörde der Namensgebung noch zustimmen.

Von der Schulkonferenz stammt der vom 3. Juli datierte Antrag, die bisherige Bezeichnung „Schulzentrum Steinen“ um den Zusatz „Meret Oppenheim“ zu ergänzen. Rektor Wolfgang Klingenfeld ging im Gemeinderat auf die Bedeutung Meret Oppenheims für die Kunst ein und wies darauf hin, dass sich Schüler und Lehrkräfte des Schulzentrums seit den 90er Jahren wiederholt mit ihrem Leben und Werk auseinandergesetzt hätten. Das Schulkunstprofil orientiere sich immer wieder am Werk dieser Künstlerin, und so werde es am 1. Oktober auch ein Meret-Oppenheim-Fest geben, im Rahmen dessen sich die Klassen mit Oppenheims künstlerischem Schaffen auseinandersetzen. Wenige Tage später, am 6. Oktober, werde der Förderverein Meret Oppenheim mit einem weiteren Fest an die in Steinen aufgewachsene Künstlerin erinnern. Zudem ist im Schweizer Fernsehen und auf Arte auch ein (teilweise in Steinen gedrehter) Dokumentarfilm über Meret Oppenheim zu sehen. Klingenfeld wies darauf hin, dass Museen derzeit in Retrospektiven an die vor 100 Jahren geborene Künstlerin erinnern. „Sie ist eine weltbekannte Künstlerin, die hier in Steinen von 1918 bis 1932 lebte und zur Schule ging. Eine Künstlerin, die mit ihrer sicherlich vielfach unkonventionellen Kunst Kinder und Jugendliche fasziniert und anregt Dinge der Welt auf vielfältig unterschiedliche Art zu sehen“ , sagte Klingenfeld. Weiter meinte der Rektor, dass es zur Bildung eines jeden Menschen gehöre, die Welt vielperspektivisch zu sehen, vertraute aber auch Sichtweisen von anderen Menschen kennenzulernen und zu akzeptieren. Die vielfache Auseinandersetzung der Schüler mit der Welt Meret Oppenheims habe gezeigt, dass dies auch gut gelinge.

In der anschließenden, sehr sachlich geführten Diskussion sagte Benjamin Blum, dass es in der CDU kein einheitliches Meinungsbild gebe. Blum, der schon als Mitglied der Schülermitverwaltung für den Namen Meret-Oppenheim-Schulzentrum eingetreten war, stimmte bei der Abstimmung als einziger aus der CDU für den Antrag der Schulkonferenz, die anderen Fraktionskollegen enthielten sich oder stimmten dagegen. Einer, der mit Nein stimmte, war Wolfgang Deschler, der dies auch begründete. Nach einem Hinweise auf die Voraussetzungen für Schulnamen fragte er, welchen Einsatz Meret Oppenheim für die Gemeinschaft in Steinen erbracht hat. Im übrigen sei Meret Oppenheim nicht die einzige Künstlerin aus Steinen, die in New York ausgestellt habe. Weshalb sollte das Schulzentrum, das bereits über ein Meret-Oppenheim-Foyer verfügt, nicht nach Pionieren der Textilindustrie im Wiesental, die Familie Merian, benannt werden?

Die Debatte um die Namensgebung des Schulzentrums vor 15 Jahren sei für ihn das erste Frusterlebnis als Gemeinderat gewesen, sagte Stephan Mohr von der Gemeinschaft für ein lebenswertes Dorf. Damals möge Meret Oppenheim nicht zeitgemäß gewesen sein, als unkonventionelle Frau. Heute sei sie eine Identifikationsfigur für viele Frauen, und als Künstlerin weltweit anerkannt. Im übrigen sei Meret Oppenheim die einzige Frau aus Steinen, die es zu Weltruhm gebracht hat. Der Gemeinde würde es gut zu Gesicht stehen, Meret Oppenheim anlässlich der 100. Wiederkehr ihres Geburtstages zu ehren. Vielleicht falle auch etwas Glanz auf Steinen ab, und vielleicht sei es auch eine Wiedergutmachung für das Unrecht, das Meret Oppenheim und ihrer Familie angetan wurde (Anm. d. Red.: Meret Oppenheims Vater, Erich Alfons Oppenheim, der in Steinen eine Arztpraxis hatte, war Halbjude; die Familie konnte nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten dank eines Tipps des damaligen Steinener Bürgermeisters Karl Strübe rechtzeitig vor dem drohenden Unheil in die Schweiz flüchten, der Heimat seiner Frau. Dort konnte Oppenheim keine neue Praxis eröffnen).

Rudolf Steck (SPD) wies darauf hin, dass Namensgebungen von Schulen nicht immer unproblematisch sind und Schüler sich mit dem Schulnamen identifizieren sollten. Auch wenn die Bürger nicht unmittelbar in den Namensgebungsprozess eingebunden worden sind, so sah er sie aufgrund der öffentlichen Debatte ausreichend informiert. Für Steck ist Meret Oppenheim ohne Zweifel eine anerkannte Künstlerin mit einem Bezug zu Steinen. Der Gemeinde würde es gut zu Gesicht stehen, das Schulzentrum nach der Künstlerin zu benennen, meinte Steck und kündigte die Zustimmung der SPD an.

„Steinen kann stolz sein auf diese Künstlerin“, sagte Bürgermeister Rainer König und fand es den richtigen Zeitpunkt, das künstlerische Schaffen Meret Oppenheims zu würdigen.

Für den Antrag der Schulkonferenz, den Schulnamen in Meret-Oppenheim-Schulzentrum Steinen zu ändern, stimmten die Gemeinschaft für ein lebenswertes Dorf, die SPD, Benjamin Blum von der CDU und Bürgermeister Rainer König; mit Nein stimmten fünf CDU-Gemeinderäte, drei CDU-Gemeinderäte enthielten sich.

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