Steinen „Steinen ohne die AWO geht nicht“

Markgräfler Tagblatt
Nach der Sitzung verweilten Waltraud Spauszus, Günter Senn, Alice Tscherter, Irmgard Tscherter und Sigrid Seelig (von links) noch eine Zeit lang in der AWO-Begegnungsstätte. Foto: Christoph Schennen

Hauptversammlung: Mehrheit ist für eine Fusion mit dem Ortsverband Maulburg

Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Steinen haben in ihrer Hauptversammlung am Donnerstagabend über den Fortbestand ihrer Ortsgruppe beraten. Schon seit langem sind die Ausgaben höher als die Einnahmen, wie Kassenwart Günter Senn erläuterte. Außerdem sinkt die Anzahl der Mitglieder durch Todesfälle. Gleichzeitig kommen keine neuen Mitglieder hinzu.

Von Christoph Schennen

Steinen. Die Corona-Pandemie verstärkt die Abwärtsspirale, denn auch die Einnahmen der Begegnungsstätte sind gesunken. „2020 hatten wir keine Einkünfte aus Veranstaltungen“, sagte Günter Senn. „Die Einnahmen von den Skatspielern, der Patchwork-Gruppe und aus Vermietungen sind weggefallen“, fügte er hinzu. Dann sagte er einen Satz, der die Lage auf den Punkt brachte: „Wir müssen was machen, sonst sind wir bald pleite.“

Um eine Auflösung zu verhindern, schlägt der Vorstand seinen Mitgliedern vor, mit dem Ortsverband Maulburg zusammenzugehen. Die Maulburger AWO hat 80 Mitglieder und ihr Domizil auf dem Campusgelände. Die Gemeinde stellt ihr die Räume dort kostenlos zur Verfügung. Die AWO zahlt lediglich die Nebenkosten.

Vorsitzender Rudolf Steck hat mit den AWO-Verantwortlichen aus Maulburg bereits „Fusions-Vorgespräche“ geführt, die „sehr positiv verliefen“ wie er mitteilte. „Die AWO Maulburg wäre bereit, mit Steinen zu fusionieren, Arbeiten und Aufgaben zu teilen und Veränderungen und neue Aufgaben gemeinsam anzupacken“, sagte Steck. Am Donnerstag ging es für ihn darum, zu erfahren, ob diese Gespräche fortgeführt werden sollen oder ob die Mitglieder die Ortsgruppe Steinen lieber auflösen wollen.

Fusionsgespräche mit Maulburg

Ina Pietschmann, AWO-Kreisgeschäftsführerin, plädierte gegen eine Auflösung: „Steinen ohne die AWO geht nicht. Wir haben jetzt zwölf Ortsvereine im Landkreis Lörrach, und wir dürfen nicht weniger werden“, stellte sie fest. Wenn die AWO Steinen sich auflöse, schwäche das die anderen Ortsgruppen.

Die AWO Steinen sei bekannt für ihr soziales Engagement und für ihre Spenden. „Sie wird gebraucht“, sagte Pietschmann. Außerdem würden sich neue Betätigungsfelder ergeben.

„Ich bin optimistisch, dass wir beim Angebot ’Essen auf Rädern’ vom Mühlehof einsteigen werden“, sagte sie. Die beiden Ortsvereine würden „Partner auf Augenhöhe“ sein, versicherte sie.

CDU-Kreisrat Wolfgang Deschler sagte, der Vorstand solle Sondierungsgespräche mit den Maulburgern führen. Einen Fusionsbeschluss müsse aber die Mitgliederversammlung fassen.

Sollte die Ortsgruppe Steinen weiter bestehen, sei es unerlässlich, dass sie eigene Räume im Gemeindegebiet habe. Er betonte auch, dass die AWO Steinen bei einer Fusion im Vorstand des neuen AWO-Ortsvereins (beispielsweise AWO Maulburg-Steinen oder AWO Steinen-Maulburg) vertreten sein müsse.

In Sondierungsgesprächen müsse geklärt werden, welche Ämter die Steinener AWO bekomme.

Auch Bürgermeister Braun möchte auf die AWO-Ortsgruppe nicht verzichten. „Sie ist fester Bestandteil der Gemeinde.“ Die AWO werde auch in Zukunft ein wichtiger Partner der Gemeindeverwaltung bleiben.

Braun nannte als Beispiel die Betreuung von Grundschulkindern, deren Eltern ab 2026 einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung haben.

Er kündigte an, dass die AWO mittelfristig einen neuen Standort brauche, denn Steinen wolle das Areal rund um die Begegnungsstätte an der Lörracher Straße 15 umgestalten. Er machte den Vorschlag, die AWO solle ihre Aktivitäten in die „Kaffeemühle“ im Mühlehof verlegen.

Die Fusionsskeptiker erinnerte er daran, dass auch andere Vereine aus Steinen mit Vereinen aus der Umgebung zusammenarbeiten.

Er nannte als Beispiel den FC Steinen-Höllstein und den Tennisclub Steinen. Auch auf kommunaler Ebene gebe es Kooperationen (zum Beispiel den Abwasserverband). „Wir rücken zusammen ohne die Eigenständigkeit zu verlieren.“

„Der AWO die Miete erlassen“

Rainer Eiche, einer der Kassenrevisoren, forderte den Bürgermeister auf, der AWO die Miete zu erlassen. Die Arbeiterwohlfahrt leiste im sozialen Bereich eine herausragende Arbeit. Allein schon an den Nebenkosten habe der Verein zu knabbern, so der SPD-Gemeinderat.

Rainer Eiche forderte die AWO wiederum auf, Vereinsausflüge zu arbeitnehmerfreundlichen Zeiten zu veranstalten, damit auch junge Leute teilnehmen könnten.

Sigrid Seelig äußerte sich skeptisch über eine Fusion und sprach dabei auch die aktuelle Situation an. „Es kommt niemand mehr. Wir haben keine Kundschaft.“ Wenn Steinen und Maulburg fusionieren würden, hätte das nicht zur Folge, dass die Maulburger AWO-Mitglieder nach Steinen kämen. Sie bedauerte es, dass einige AWO-Mitglieder, die inzwischen im Mühlehof betreut werden, nicht mehr zur Begegnungsstätte kommen würden. Seelig zählte einige Veranstaltungen auf, die die AWO gemacht habe, um Bürger in das Begegnungszentrum zu holen. Viele Angebote seien aber nicht angenommen worden. „Ich weiß nicht mehr, was wir unseren Mitgliedern bieten sollen“, sagte Sigrid Seelig frustriert.

Günter Senn stellte fest, dass die AWO nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein personelles Problem habe. „Es fehlen uns die Leute, die Veranstaltungen organisieren und durchführen.“ Er plädierte dafür, mit der AWO Maulburg zu fusionieren, warnte aber auch vor zu hohen Erwartungen. „Wenn wir mit Maulburg fusionieren, sind nicht alle Probleme gelöst.“

Rudolf Steck wies daraufhin, dass Veränderungen auch riesige Chancen mit sich ziehen könnten. Eine Erweiterung der Angebotspalette sei möglich. „Ich glaube, dass die AWO Steinen mit einer Fusion mit Maulburg eine gute Zukunft hat“, plädierte der Vorsitzende für die Fusion. Er fragte die Mitglieder, wie es nun weitergehen solle. Neun Mitglieder votierten dabei für die Weiterführung der Fusionsgespräche mit der AWO Maulburg, zwei enthielten sich.

Bei der Hauptversammlung der Arbeiterwohlfahrt Steinen gab es auch Wahlen. Bis zur Fusion mit dem Ortsverband Maulburg oder einer Auflösung besteht das Führungsteam aus Rudolf Steck (erster Vorsitzender), Irmgard Tschertscher (zweite Vorsitzende), Günter Senn (Kassierer), Waltraud Spauszus (Schriftführerin), Hilda Brehm (Beisitzerin) sowie Rainer Eiche und Ina Pietschmann (beide Kassenrevisionen). Siegrid Seelig verzichtete auf ihr Amt als Beisitzerin.

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