Als Beispiel nannte der Referent hier die Bemühungen von Friedrich Schleiermacher (1768 bis 1836): Dieser leitete den Inhalt des Glaubens nicht länger allein aus der Bibel ab, sondern quasi empirisch-statistisch daraus, was die Kirchenmitglieder eben so glaubten. „Es gilt das, was die Mehrheit der Leute für richtig hält.“ In ähnlichem Fahrwasser relativiere die evangelische Kirche heute die unbedingte Gültigkeit der Heiligen Schrift, so Eber mit Blick etwa auf eigens zum Reformationsjubiläum aufgelegte Ausführungen von offizieller Seite: Das „sola sciptur“ - allein die Schrift als Norm der Lehre und des Lebens – lasse sich demnach heute nicht mehr in gleicher Weise verstehen wie in der Reformationszeit, schreibt die EKD beispielsweise.
Perspektive auf die Bibel
Dem liege eine quellenkritisch-genetische Perspektive auf die Bibel zugrunde – die Frage also, unter welchen historischen Umständen die Texte entstanden sind. Über dieser wissenschaftlich-historisierenden Perspektive sei die autorisierende Perspektive auf die Bibel – das Wort Gottes als geltende Norm – verschütt gegangen.
„Das ist, als würde ich Gültigkeit und Sinnhaftigkeit des Rote-Ampel-Überfahren-Verbots allein deshalb bestreiten, weil neben Juristen vielleicht auch der Hausmeister eine Passage formuliert hat.“ . Ein falscher Ansatz, befand Eber – „damit haben wir uns von Luther weit entfernt.“ In diesem Sinne empfahl der Pfarrer die Rückbesinnung auf die Bibel und deren intensives Studium als Kern des evangelischen Glaubens. Ein Appell, der sich nicht allein an die direkten Zuhörer richtete, sondern auch an höhere Kirchenstellen: „Nur durch eine Rückkehr zur Heiligen Schrift gelingt dem Christentum die dringend nötige Erneuerung“, so Eber, denn: „Die Bibel allein macht die evangelische Kirche aus.“