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Steinen Wieso trägt die keine Maske im Regal?

Markgräfler Tagblatt
Corona heißt tatsächlich eine Schreibmaschine.Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Kurzgeschichte: Hanspeter-Günther über eine Corona-Schreibmaschine

Steinen. Hans-Peter Günther, Büromaschinentechniker im Ruhestand, Schreibmaschinensammler und Verfasser von Kurzgeschichten, hat für unsere heutige Ausgabe wieder in die Tasten gegriffen:

Dass viele unserer lieben Mitmenschen mit ihrem Hund, ihrer Katze oder dem gefiederten Freund im Vogelkäfig mehr sprechen als mit ihren Familienangehörigen oder ihren Nachbarn, ist sicher bekannt. Auch die Kommunikation mit Pflanzen aller Gattung ist weit verbreitet, wenngleich ohne jede Rückantwort.

Es werden wahre Monologe gehalten, und schon der schräg gehaltene Kopf und die treuen Augen des Gegenüber signalisieren Verständnis.

Wieweit das Verstehen geht, entzieht sich meiner Kenntnis. Man wird es nie ergründen können. Mensch, Tier und Pflanzen sprechen nun mal nicht die gleiche Sprache. Dass sich manche Menschen mit ihrer Schreibmaschine unterhalten, ist eher selten.

Wie oft höre ich, wenn ich eine Schreibmaschine übernehme, „...sie hat mich 40 Jahre treu begleitet, ...wir haben uns immer gut verstanden“, oder Ähnliches. Auch dies zeugt von einer gewissen Verbundenheit oder Zwiesprache. Dass ich der einzige bin, der sich mit seinen Schreibmaschinen unterhält und auch die Antworten versteht, kommt sicher von meiner vorlauten „Erika“-Kofferschreibmaschine (an die sich manche Leserin oder Leser sicher noch erinnert), und die sich auch heute noch als „Chefin“ im Regal unter all den anderen Maschinen fühlt. Ihre Stimme ist noch recht kräftig und bestimmend.

Beim Kartoffelholen hörte ich im Vorbeigehen ein recht aufgeregtes, lautes Stimmengewirr. Allen voran meine kleine „Erika“: Das lassen wir uns nicht gefallen. Es ist eine Unverschämtheit.

Jetzt musste ich der Sache nachgehen. Monatelang herrschte Ruhe und Zufriedenheit in den Regalen, und jetzt wieder dieser Tumult. Was war denn überhaupt geschehen? Warum dies kleine Revolte?

Kann „Erika“ denn nicht einmal ruhig sein? Es geht ihr doch gut, und ich habe alle ihre Wünsche erfüllt. Also ging ich hinein. Ich brauche auch nicht lange zu fragen.

Die „Chefin“ begann wieder lauthals zu schimpfen: Weshalb stellst du eine „Corona“ zwischen uns? Hörst du denn keine Nachrichten? Keine von uns trägt eine Maske. Sollen wir uns denn alle anstecken? Und da soll man sich nicht aufregen.

Nun mach mal langsam, sagte ich. An dieser „Corona“ kann man sich nicht anstecken. Die ist schon über 80 Jahre alt. Die heißt nur so und hat mit dem Virus nichts zu tun. Also bitte weder Panik noch Angst. Sonst würde die Maschine nicht hier stehen. Ich will euch doch nicht gefährden.

„Erika“, du solltest dich erst einmal schlau machen, bevor du wieder die anderen aufwiegelst. Du willst doch sowieso immer die Schlaueste sein, und jetzt das.

Ja entschuldige mal, das habe ich nicht gewusst. Bist du jetzt böse auf mich?

Nein, natürlich nicht. Bist ja meine kleine Schreibmaschine, wie soll ich da böse auch dich sein?

Übrigens habe ich die Kartoffeln im Keller ganz vergessen. Meine Frau hat sie dann selber geholt.

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