Tanzfestival in Schwand Charakter, Leidenschaft und Energie

Jürgen Scharf
Sabrina Gargano faszinierte beim Tanzfestival mit ihrem Solo „Ich bin Holz“ Foto: Jürgen Scharf

Das dreitägige Open Air „Tanz - Kultur - Dialog Katalonien“ auf den Rosenhof in Schwand begeistert das Publikum.

Die Heimkehr des Tanzfestivals in den Rosenhof war ein großer Erfolg: Die Zuschauer waren beeindruckt, die Künstler glücklich. Der Ausflug nach Katalonien mit vier spanischen Compagnien konnte trotz der im Rosenhofgarten entwurzelten Bäume stattfinden, und obwohl Schwand von dem letzten Sturm getroffen wurde. Aus diesem Grund war weder Bühne noch Zuschauerbereich überdacht. Dafür gab es Tanz pur und viel Frauenpower.

Wider die Wut

Die männlichen Tänzer bewegten sich kraftvoll, zeigten ihre profunde Technik, die Tänzerinnen wie Anna Borràs und Sabrina Gargano waren in ihrer Ausdrucksweise sehr stark: richtige Powerfrauen mit Charakter, Leidenschaft und Energie. 40 Minuten dauerte das Solo „Soy madera“ (Ich bin Holz) von Sabrina Gargano, die mit sechs von einer Baufirma gesponserten Baumstämme, die große Bühne bespielte.

Es war die Reise einer Frau, die durch ihre Wut ihr Ziel erreicht. Die Hölzer symbolisierten die Hürden des Lebens. Es gab Szenen, in denen man meinte, die Frau als Sklavin des Männlichen zu erleben. Die Tänzerin zieht die Stämme über die Bühne, richtet sie im Geviert, rollt über die Tanzfläche, grätscht, zittert wie Espenlaub: ein sehr körperlicher Tanz, ein emotionaler Kampf mit sich selbst.

Irgendwann steht sie am Pfahl. Jeder Muskel im Körper war gespannt. Das Publikum war fasziniert von diesem langen Solo und den vielfältigen Nuancen zwischen Performance, Artistik, Slapstick und orientalischem Tanz.

Intensive Körpersprache: Noé Ferey Delpeyrat und Jun Yi Sun Wang bei ihrer Duoperformance Foto: Jürgen Scharf

Dieses feministische Stück über Frauen und ihre Suche nach Freiheit prägte sich ein. Phänomenal war auch die Gruppe Moveo: drei Männer und zwei Frauen. Ein lustiges Stück, witzig, mit viel Akrobatik und Sprüngen und einer gelungenen Interaktion mit dem Publikum. Ein Tänzer legt das Ohr auf den Boden. Die Musik beginnt. Er wiederholt das mit Zuschauern, die er auf die Bühne holt: „Hören Sie was?“, fragt er die zehn freiwilligen Mitakteure, die alle ihr Ohr am Boden haben und etwas hören sollten. Das war eine leichte, aber kraftvolle Choreografie, die großen Zuspruch fand.

Vier Compagnien aus Barcelona und anderen katalanischen Orten präsentierten bei diesem Themenfestival ihre Arbeiten. Darunter die beiden Tänzer Noé Ferey Delpeyrat und Jun Yi Sun Wang, die auftraten, als es im Garten schon dunkel war. Eine Lichterkette um die Tanzfläche und farbige Scheinwerfer sorgten für stimmungsvolle Beleuchtung. Zuerst ist da Langsamkeit: ein Lauern, ein Annähern. Dann kommen Sprünge dazu: Körper am Boden, getanzt mit viel Kontrolle.

Schon bei der Eröffnung spielten die Frauen ihre Stärke aus. Vor allem Anna Borràs im Duo mit dem Schlagzeuger Joel Fuguet Mageli. Zu sehen ist hier viel spannende Bewegung, konzentrierte Kraft, ein sehr energetischer Dialog zwischen Tänzerin und Musiker. Die gute Technik von Borràs war auch in einem zweiten Duo mit einem Tänzer zu bestaunen.

Frauen kamen auch in den ergänzenden Beiträgen groß raus, in zwei Stücken, die Pilar Buira Ferre einstudiert und choreografiert hat. In ihrer neuen Produktion „Alles was wir sind“ der „In-Zeit-Sprung 11“-Gruppe beeindruckten und berührten die elf Frauen durch enorme Präsenz. Unter dem neuen Titel „Meer nah“ stand noch eine Kurzversion des Stückes „Citoyen“ an, ein Ausschnitt mit teilweise neuer Besetzung, da Pilar Buira Ferre selbst nicht mehr mittanzt.

Auf den Hof zurückgekehrt

Die spanischen Gäste fühlten sich wie zu Hause, würden gerne noch einmal wiederkommen und haben auch nach den Aufführungen ihren Spaß gehabt. So saßen am Samstag alle Künstler bis zwei Uhr nachts bei einem katalanischen Kartenspiel zusammen.

Trotz Baustelle: Der Rosenhof ist der Rosenhof. Es fühlt sich anders an als in einer Halle. Und so viel darf man schon verraten: Künftig bleibt das Tanzfestival wieder an seinem Stammort, dem Kulturraum Rosenhof, „zu Hause“.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading