Gleichzeitig benutzt Swift in dem Song Sprachbilder aus dem Sport, die an ihren aktuellen Partner, den American-Football-Spieler Travis Kelce, erinnern. Insgesamt ist "The Tortured Poets Department" gespickt mit interessanten, metaphernreichen Wortspielen.
"So Long, London" - Abschied von Joe Alwyn?
Der Song "So Long, London" dürfte eine Anspielung auf den Briten Alwyn sein. 2019 brachte Swift das Lied "London Boy" heraus, in dem Swift über Liebe zu einem Briten sang. Damals war sie mit dem Schauspieler noch liiert.
Im alten Lied ging es um Liebes-Euphorie - jetzt um Trennung. "Und du sagst, ich hätte das Schiff verlassen, aber ich bin mit ihm untergegangen", singt die Erzählerin darin, und: "Du hast geschworen, dass du mich liebst, aber wo waren die Beweise?"
Seit über einem Jahr ist Swift auf der erfolgreichsten Tour der Musikgeschichte unterwegs. Die Trennung von Alwyn ist Mutmaßungen nach in die Anfangszeit ihrer Mammut-Konzertreihe gefallen. Im Lied "I Can Do It With a Broken Heart" - die einzige Up-Tempo-Nummer mit treibendem Beat - nimmt Swift wohl darauf Bezug.
Das Ich singt davon, jede Nacht im Rampenlicht zu stehen, auch wenn es sich miserabel fühle. "Alle Teile von mir zerbrachen, als die Menge "Mehr" schrie. Ich grinste wie eine Gewinnerin. Ich habe mein Ziel erreicht, denn ich kann es mit einem gebrochenen Herzen tun."
Kommentar auf ihre gigantische Berühmtheit
In den vergangenen eineinhalb Jahren ist Swift vom Superstar zum größten Popstar der Welt geworden. Die 34-Jährige hat inzwischen ein solches Level von Berühmtheit erreicht, dass jeder Schritt, den sie öffentlich tut, eine große Nachricht ist. Darauf nimmt sie in ihrem neuen Album Bezug.
Etwa wenn sie in "Clara Bow" singt: "Beauty is a beast that roars down on all fours demanding more / Only when your girlish glow flickers just so / Do they let you know / It's hell on earth to be heavenly". (Auf Deutsch etwa: "Schönheit ist ein Biest, das auf allen Vieren brüllt und mehr verlangt / Wenn dein mädchenhafter Glanz gerade besonders flackert / Lassen sie dich wissen / Es ist die Hölle auf Erden, himmlisch zu sein".)
Travis Kelce, Kanye West: Alte und neue Bekannte
Während der erste Teil des Albums von keyboardlastigem Retro-Softpop und der Zusammenarbeit mit dem Popmusiker Jack Antonoff geprägt ist, hat der zweite Teil stärkere Folk-Anleihen, wie in den Pandemie-Alben "Evermore" oder "Folklore". Dafür hat Swift wieder mit Aaron Dessner von der Indie-Band The National zusammengearbeitet.
Der Ton wird zwischenzeitlich optimistischer, die Erzählerin hat eine neue Liebe gefunden. Anspielungen wie "You know how to ball, I know Aristotle" (sinngemäß: "Du kannst mit Bällen umgehen, ich mit Aristoteles") lassen wieder an Kelce denken.
Die Geschichte der beiden begann zumindest in der Öffentlichkeit im Sommer 2023 damit, dass Kelce ein Konzert der Musikerin im Heimstadion seiner Mannschaft in Kansas besuchte und in seinem Podcast über die Bewunderung zu Swift sprach.
Gegen Ende des Albums spielt Swift auf andere Begegnungen aus ihrer Vergangenheit an. Es geht um eine mysteriöse "Aimee", die die Erzählerin früher gemobbt habe. Und dann begegnet den Zuhörern plötzlich ein alter Bekannter. In "Cassandra" scheint Swift eine alte Fehde mit Kanye West aus dem Jahr 2016 anzusprechen (ohne Namen zu nennen). Es ging verkürzt gesagt um beleidigende, falsche Behauptungen von West und seiner damaligen Partnerin Kim Kardashian über die Musikerin.
Der letzte Song "The Manuscript" liest sich wie ein Entwurf zu einer Autobiografie von Swifts Leben. Und so ist "The Tortured Poets Department" am Ende wohl zu verstehen: Weniger als musikalischer Wurf, sondern als Grundstein für die Karriere einer großen Erzählerin.