THG Schopfheim Wo Forschen und Lernen Spaß machen

Gerald Nil
Schüler aus dem IT-Kurs wollen Modellautos autonom fahren und sie selbstständig einparken lassen. Foto: Gerald Nill

Nach der Auszeichnung im bundesweiten Informatik-Wettbewerb der Schulen hat das Theodor-Heuss-Gymnasium nachgelegt und führt nun den Titel „MINTfreundliche Schule“ – als einzige Schule in den Landkreisen Lörrach und Waldshut.

Damit werden die Anstrengungen auf dem Gebiet Mathematik, Informatik, Natur und Technik gewürdigt.

Im Oktober erfolgte die Ehrung mit einem Festakt in Karlsruhe, an der drei Lehrkräfte teilnahmen. Jetzt prangt das Siegel „MINTfreundliche Schule“ bereits am Haupteingang in der Schlierbachstraße. Schulleiterin Claudia Tatsch freut sich über die Auszeichnung und zitiert einen ihrer Schüler, der festgestellt habe: „Wir sind eine freundliche Schule.“ In der Tat: Fahrradfreundlich, klimafreundlich – und jetzt auch noch MINTfreundlich.

Anstrengungen belohnt

Die Auszeichnung ist kein Zufall, sondern die Ernte eines besonderen Bemühens im mathematisch-naturwissenschaftlichen Sektor. Sechs Lehrkräfte sind Mittwochnachmittags vor Ort und leiten Kurse mit den Schwerpunkten Informatik und Robotik sowie Lifescience und Naturwissenschaft für interessierte Schüler.

„Alle Schüler sind freiwillig hier“, betont der Informatik-Leiter des Gymnasiums, Tobias Roths. Er lädt ein, einen Blick in den Lifescience-Kurs seiner Kolleginnen Lisa Wirth und Nora Klotz zu werfen, um die abstrakt klingende Materie mit Leben zu füllen.

Praxisnah forschen

Im Kursraum der Sechsklässler stehen Milchtüten und Essigflaschen auf dem Tisch. „Wir werden abbaubaren Kunststoff aus natürlichen Stoffen herstellen“, erklärt Lisa Wirth das Forschungsziel des Nachmittags. Zwei Dutzend Schüler haben bereits ihre Schutzbrillen aufgesetzt und sehen wie Chemie-Laboranten aus. „Wir wollen praxisnah forschen“, ergänzt Nora Klotz. „Passt auf, dass ihr euch nicht verbrennt“, ruft die Kollegin. Denn jetzt werden die kleinen Heizplatten angedreht und an jedem Tisch Gläser mit Milch erhitzt.

„In den MINT-Profilfächern wird in kleinen Lerngruppen praxisorientiert unterrichtet“, erläutert Roths. Seine Kollegin Anna-Lena Bohnert fügt hinzu: „Die Jugendlichen lernen dabei systematisch zu forschen, zu entwickeln und in Teams zusammen zu arbeiten.“

Besonderes Angebot

Während die kleinen Forscher etwas Essig in die warme Milch kippen und gespannt beobachten, was passiert, führt Lisa Roth den Gast in einen anderen Kursraum. Dort haben Schüler der Klasse 9 verschiedene naturwissenschaftlich-technische Projekte durchgeführt: zum Beispiel einen Kran gebaut. Dabei lernten sie nebenbei, sich im Team zu organisieren, die Statik, eine Laufkatze und Seilzüge zu planen und schließlich auch noch handwerklich umzusetzen. „Und am Ende muss es auch noch funktionieren“, sagt Nora Klotz.

Es gebe nur wenige Gymnasien, an denen naturwissenschaftliche Fächer in Grund- und Leistungskursen bis zur Oberstufe angeboten werden, rühmt sie den Schwerpunkt des THG.

Nur am Rande erwähnt Lisa Wirth, dass das Know-how der Lehrkräfte nur durch Fortbildungen und Zusatzkurse zu leisten ist. Roths lobt: „Interne Fortbildungen sind am THG besonders ausgeprägt und zeigen die hohe Motivation der Pädagogen.“

Er selbst lässt aktuell Schüler im IT-Kurs selbstfahrende Modellautos so programmieren, dass sie einmal alleine einparken oder autonom fahren können. Noch fluchen die jungen Kursteilnehmer aber, weil die Autos auch schon mal von der Fahrbahn abkommen.

Teil der MINT-Gemeinschaft

Die Frage, ob das Gymnasium etwas von der neuerlichen Auszeichnung hat, verneint Roths zunächst. Alle Anschaffungen der exquisit ausgestatteten Schule werden aus dem Schulbudget bestritten. „Die Schule ist extrem gut aufgestellt, was Räume und Mittel für den MINT-Bereich angeht“, wirft Wirth ein.

Roths drückt den Vorteil der Auszeichnung dann so aus: „Wir profitieren natürlich vom hervorragenden Netzwerk innerhalb der MINT-Gemeinschaft.“

In der Region ist das THG ebenfalls bestens vernetzt, arbeitet zum Beispiel mit den Weltkonzernen Novartis und Endress + Hauser zusammen, besucht regelmäßig das Phaenovum in Lörrach und das neue Schülerforschungszentrum in Maulburg. Schulleiterin Tatsch sieht den Nutzen der Kooperationen mit den Unternehmen „in der praktischen Umsetzung der wissenschaftlichen Arbeit“.

Inzwischen hat der Lifescience-Kurs den Milch-Essigbrei abgesiebt und formt aus der verbliebenen Masse einen Teig, der wie in der Weihnachtsbäckerei auf einem Blech landet. In der nächsten Woche werden die Forscher die „Plätzchen“ im Backofen dann zu biologisch abbaubarem Kunststoff backen.

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