Diese ausgelassenen Chancen nagten am Selbstbewusstsein der Weilerinnen. Nun ging es ruckzuck. Shan fertigte Sozoniuk klar mit 11:5, 11:6 und 11:2 ab, während Mittelham in vier Sätzen, von denen drei in die Verlängerung gingen, gegen Trifonova siegreich blieb. Auch hier war wohl mehr möglich.
Keinen Stich hatte das hintere Weiler Paarkreuz. Eerland schmetterte Lupulesku aus der Halle. Ding ließ ebenfalls nichts anbrennen und bezwang Klee sehr souverän. Beide Einzel endeten übrigens 11:2, 11:8 und 11:2.
„Berlin war die bessere Mannschaft, keine Frage. Aber das 0:8 ist zu deutlich. Ein 2:6 wäre wohl eher leistungsgerecht gewesen“, resümierte Kovac ohne aber groß enttäuscht zu sein. „Berlin spielte mit der besten Aufstellung. Shans Niveau ist einfach unglaublich. Sie hat extrem gut gespielt.“
Nun werde man ins Hotel fahren, duschen, etwas zu Abend essen und das Match nochmals in aller Ruhe besprechen. „Vielleicht schauen wir uns nochmals das eine oder andere Video an.“
„Berlins Nummer vier hat mehr TTR-Punkte als unsere Nummer eins“: Weils Trainer Kovac wusste natürlich ganz genau, wie schwierig die Aufgabe auch am Sonntag werden würde. Aber abschlachten, nein, dafür habe man die lange Reise in die Hauptstadt nicht angetreten. Und wie auch schon das Berliner Lager im Vorfeld festgestellt hat, zeichnet den ESV ein enormer Kampfgeist aus. So auch gestern Nachmittag in der Sporthalle am Anton-Saefkow-Platz in Berlin-Lichtenberg. Auch die zweite Begegnung fand dort statt. Darauf hatten sich beide Vereine geeinigt. Kosten sparen, Reiseweg sparen, zumal ja aufgrund der nicht zugelassenen Fans ein echter Heimvorteil fehlte. Die Weiler Fans waren trotzdem dabei. Die Spiele wurden im Livestream bei www.sportdeutschland.tv gezeigt.
Apropos zeigen. Gezeigt hat Shan auch gestern, dass sie eine überragende Akteurin ist. Der schnelle Drei-Satz-Erfolg gegen Trifonova war imposant. 11:4, 11:4 und 11:2 – die formstarke Weilerin hatte nicht den Hauch einer Chance.
Diese deutliche Pleite ihrer Teamkollegin wollte Sozoniuk nicht so unkommentiert stehen lassen. Gegen Mittelham zeigte sie ihr Können. Sie ließ sich auch von einem verlorenen Durchgang nicht aus dem Konzept bringen, agierte mutig und zielstrebig. Diesmal machte sie den Sack zu, ballte nach vier Sätzen die Faust und holte den ersten Weiler Zähler in dieser Halbfinal-Serie überhaupt.
Auf verlorenem Posten in ihrem ersten Einzel stand indes Sophia Klee. Eerlang ließ nicht locker und feierte einen klaren 11:6, 11:3 und 11:5-Sieg. Lupulseku fand auch gestern in Yaping ihre Meisterin. Mehr als einen gewonnenen dritten Durchgang konnte sie nicht für sich verbuchen.
Auch in Runde zwei war Shan im ICE-Tempo unterwegs. Sozoniuk hatte beim 5:11, 6:11 und 2:11 nichts entgegenzusetzen. Die Luft raus war auch bei Trifonova. Mittelham nutzte das gnadenlos aus. Die Weilerin kehrte mit einem 11:8 in Satz vier kurz auf die Spur zurück, doch die Berliner ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen.
Nichts zusammen lief bei Klee in ihrem zweiten Einzel gegen Ding. Die erfahrene Abwehrkünstlerin ließ gerade einmal 15 Punkte zu.
Einen großen Kampf lieferte indes Lupulesku im letzten noch laufenden Spiel der gesamten Serie. Ohne Erfolg. Eine 2:1-Satzführung brachte sie nicht ins Trockene. Und das, obwohl sie in Satz vier sogar einen Matchball hatte. Eerland machte aber drei Zähler in Folge und Lupulesku verlor mit 10:12. Im entscheidenden Durchgang lag die Weilerin schnell mit 2:5 im Hintertreffen. Das war die Vorentscheidung.
So blieb es am Ende bei einem Zähler für den ESV an diesem Wochenende, den Sozoniuk verbuchte. Das spiegelte den Kräftevergleich nicht so ganz wieder. Und trotzdem war man im Weiler Lager nicht unzufrieden. „Das waren Spiele auf sehr hohem Niveau“, lobte Kovac. „Das war ein tolles Erlebnis, wir haben gute Spiele gezeigt und alles andere als enttäuscht“, befand auch Doris Spieß, die Abteilungsleiterin des ESV, auf der Rückreise.