^ Todtnau: Abschied von Andreas Wießner: Ein Abend voller Wertschätzung - Todtnau - Verlagshaus Jaumann

Todtnau Abschied von Andreas Wießner: Ein Abend voller Wertschätzung

Verena Wehrle
Franz Wagner (links) und Oliver Fiedel (rechts) verleihen Andreas Wießner den Ehrenbürgertitel. Foto: /Verena Wehrle

Stehende Ovationen von rund 500 Gästen und die Verleihung des äußerst seltenen Ehrenbürgertitels waren bei der Verabschiedung von Bürgermeister Andreas Wießner nur zwei der vielen Zeichen dafür, dass er in 24 Jahren Großes geleistet hat.

Wenn man ihn kennt, ist man es nicht gewohnt, dass er die großen Emotionen auspackt. Doch als ihm der Ehrenbürgertitel seiner Heimatstadt Todtnau verliehen wurde, blieben selbst dem sonst so gestandenen Andreas Wießner die Tränen nicht aus. Damit ist er mit Adolf Braun und Heinz Zahoransky einer der nur drei noch lebenden Ehrenbürger der Stadt – „seiner“ Stadt. Als Franz Wagner ihm die Auszeichnung überreicht, war er einfach nur noch sprachlos. Nach 24 Jahren im Amt wurde er am Samstag mit rund 500 Gästen aus dem gesamten Landkreis verabschiedet.

Wießner zeigt sich gerührt von der Verleihung des Ehrenbürgertitels. /Verena Wehrle

Sehr würdigend

Es war ein emotionaler Abend und sehr würdigend für all die Verdienste, die Wießner geleistet hat. Neben politischen Weggefährten wie Landrätin Marion Dammann und zahlreichen Bürgermeister-Kollegen aus dem Landkreis – sogar Wolfgang Dietz aus Weil – waren auch Vertreter der Vereine, der Wirtschaft und zahlreiche Bürger anwesend. Und obwohl sie eigentlich nicht zu Bürgermeister-Verabschiedungen geht, machte Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer in diesem Fall eine Ausnahme. Die Dimension des Abends zeigte die Bedeutung der Person und vor allem eine große Wertschätzung.

Die Stadtmusik spielte auf. /Verena Wehrle

Keine Freizeit

Franz Wagner, Bürgermeister-Stellvertreter, beschreibt den Menschen Wießner als „Arbeitstier, akribisch, strukturierten Zahlenmenschen, lösungsorientiert, willensstark und fordernd.“ In über 30 Verbänden und Institutionen war Wießner ehrenamtlich tätig, was auch die große Anzahl seiner Gäste erklärt. Als Bürgermeister sei er rund um die Uhr – auch im Urlaub – für seine Bürger da gewesen, so Wagner, immer getrieben davon, den Standort Todtnau attraktiver zu gestalten. Für Freizeit blieb keine Zeit. Er zählte die vielen Großprojekte auf, die Wießner realisiert oder auf den Weg gebracht hat, etwa die Sanierung des Rathauses, der Neubau des Freibads, das Biathlon-Center oder die Erweiterung des Altenheims – Investitionen weit über 100 Millionen Euro. „Chapeau – Klasse Arbeit“, lobt Wagner und gibt ihm mit auf den Weg: „Nimm dir Zeit für dich und deine Frau und hole vieles nach.“

Franz Wagner überreicht Andreas Wießner ein Präsent. /Verena Wehrle

Unglaublich hartnäckig

Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer erklärt, warum sie zur Verabschiedung kommen musste: „Es gibt keine Gemeinde in dieser Größenordnung, von der so viel auf meinem Schreibtisch liegt.“ Und: „In Todtnau ging immer etwas, hier war immer Bewegung drin.“ Wießners Projekte hätten über die Stadt hinaus gewirkt, und er sei für sie persönlich ein wichtiger Partner gewesen bei heißen Diskussionen zum Feldberg, da er Ruhe reingebracht habe. In Sachen Biosphäre sei er dran geblieben und habe das Besucherzentrum „herausgehandelt“. „Sie haben unglaublich hartnäckig für die Region gekämpft“, so Schäfer, während sie von 42 Abstimmungsgesprächen allein für das Stübenwasenlift-Projekt erzählt.

Landrätin Marion Dammann erinnert an den Wahlkampfslogan „Miteinander für Todtnau“ von 1999, der zum gelebtem Motto geworden sei: „Sie haben eine Atmosphäre erschaffen, in der sich alle wohlfühlen können.“ Das sei jedoch nicht immer leicht gewesen, habe Wießner doch so manchen Projektkampf ausgetragen. Doch: „Ihre Verdienste werden noch lange in Todtnau sichtbar bleiben und noch lange im Landkreis wirken.“

Marion Dammann verabschiedet Andreas Wießner. /Verena Wehrle

Nahbar und persönlich und auch ziemlich erfrischend war die Rede von Peter Schelshorn, der im Namen des Bürgermeister-Sprengels Wiesental für 18 Bürgermeister „Danke“ sagte, aber auch im Namen des Gemeindetags, Kreisverband Lörrach, sprach. Er betonte vor allem den Wert, den die Freundschaft zu Wießner für ihn habe und wie viel er von seinem Nachbar-Bürgermeister gelernt habe. Auch Anekdoten von gemeinsamen Reisen, etwa von einem Ritt auf einem Elefanten in Indien, erzählte Schelshorn.

Peter Schelshorn und Andreas Wießner mit ihren Frauen. /Verena Wehrle

Und die Abschiedsworte des Andreas Wießner selbst waren alles andere als erwartet. Denn er erzählte lustige Anekdoten von Reisen nach Paris und Shanghai. „In 24 Jahren habe ich gigantisch viel gelernt, auch im menschlichen Bereich, etwa immer dem anderen die Hand zu reichen.“ Sein Ziel sei es immer gewesen, die Entwicklung der Region für alle voranzutreiben und die Wertschöpfung hoch zu halten. „Viele Dinge haben nicht jedem gepasst“, sagt Wießner. Und er stellt fest, dass vor allem in den letzten Jahren der Umgangston immer rauer geworden ist.

„Eine große Ehre“

Auf zahlreiche Dankesworte an alle Wegbegleiter richtet er das Wort an seinen Nachfolger Oliver Fiedel: „Es gibt noch viel zu tun, doch Todtnau ist es wert, alles zu geben“. Und: „Es war mir eine große Ehre.“ Nach rührenden Worten an seine Frau folgen langanhaltende stehende Ovationen von den rund 500 Gästen. Ein Gänsehaut-Moment. Wießner winkt bescheiden und gerührt ab.

Stehende Ovationen von mehr als 500 Gästen in der Silberberghalle Todtnau. /Verena Wehrle

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