Todtnau Keiner will Auflösung des Vereins

von Verena Wehrle

Liebenswertes Todtnauberg: Nach „Vogelneschder“-Eklat stehen 205 Bürger hinter dem Vorstandsteam

Nach Widerständen und Angriffen eines Bürgers gegen den Verein „Liebenswertes Todtnauberg“ (wir berichteten) hat dieser zur außerordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen. Dabei stand auch eine Auflösung im Raum.

von Verena Wehrle

Todtnau-Todtnauberg. Eine drohende Auflösung „ihres“ Vereins wollten viele Todtnauberger verhindern. Und so war der Zuspruch an der Versammlung enorm: 205 Bürger – darunter viele Nichtmitglieder – kamen am Dienstag in den Kursaal.

„Hier geht es um weitaus mehr als um einen Bauantrag“, erklärte der erste Vorsitzende Fredi Boch. Er schilderte die Geschichte der „Vogelneschder“, jene Sitzgelegenheiten, die ein Todtnauberger Bürger und Nichtmiglied des Vereins vehement kritisiert und dafür eine Baugenehmigung einforderte – und zwar direkt beim Landratsamt.

Heftige Kritik

Die Beschwerde-Mails des Bürgers, die Boch vorlas, wurden nicht an den Verein selbst gesandt, sondern an die Stadt- und Ortsverwaltung. Darin nennt der Bürger die „Vogelneschder“ „Gefängniskörbe“, die im Dorf ohne vorherige Kommunikation aufgebaut worden seien.

„Das können wir nicht nachvollziehen“, betont Boch, der klar machte, dass sowohl 2020 als auch 2021 über das Vorhaben informiert worden sei. Und von Anfang an sei klar gewesen, dass man für eine solche Sitzgelegenheit keinen Bauantrag benötige. Dies habe auch das städtische Bauamt bestätigt. Der Bürger sprach auch die Absturzgefahr für Kinder an – dazu sagt Boch, dass man die Brüstungshöhe und Statik eingehalten habe.                                        Per Handy-Nachricht habe der Bürger dann angekündigt, juristische Wege einzuleiten.

Bauantrag wurde nachträglich gestellt

Das Landratsamt forderte auf die Kritik des Bürger hin den Verein auf, die „Vogelneschder“ abzusperren, mit Schildern zu versehen und einen Bauantrag zu stellen, was der Verein auch tat.

Der Vorstand habe versucht, mit dem Bürger ins Gespräch zu kommen, was dieser verweigerte. „Es geht weiter, diese Woche hat er angefragt, ob der Verein für die Wasserfallstele einen Bauantrag gestellt hat“, so Fredi Boch.

Viel Lob für den Verein

Ortsvorsteherin Franziska Brünner sagte: „Wir stehen geschlossen hinter dem Verein.“ Er tätige Investitionen, von denen die ganze Bergwelt profitiert. Sie sehe voller Sorge, was gerade passiert. Dass ein einziger Bürger Angriffe fährt, bedeute einen großen Aufwand für die Verwaltung und die Ehrenamtlichen und einen „echten Schaden für den Ort, die Bürger und die Gäste“. „Da diese Last jetzt bei den Ehrenamtlichen angekommen ist, ist für mich eine rote Grenze erreicht.“

Der ehemalige Bürger Bernhard Rotzinger sagte: „Hier wird einer einzigen Person zu viel Bedeutung beigemessen.“ Er bot an, den Vorstand im Beschwerdemanagement zu unterstützen. Auch Hildegard Pazen-Boschert, die Ehefrau des Bürgers, um den es ging, meldete sich. Ihr Mann wollte nicht kommen. Sie bedankte sich für die Arbeit des Vereins, lobte die Resonanz und würde sich keine Auflösung wünschen. „Es zeigt Stärke, dass du dich von den Äußerungen deines Mannes abgrenzt“, so Boch.

Kreisrat und Ingenieur Eduard Behringer bestätigte dem Verein, dass die Sitzgelegenheiten nach Landesbauverordnung nicht genehmigungspflichtig seien. „Diese Kritik muss aus dem Weg geräumt werden“, sagt er.

Auch Stadtrat Bernhard Pi Steinebrunner lobte den Verein im Namen aller Fraktionen. Claudia Steinhardt von der Hochschwarzwald-Tourismus sagte: „Todtnauberg braucht euch.“

Eine Millionen Euro investiert

Wie wichtig der Verein für den Ort ist, zeigte der ausführliche Rückblick auf zwölf Jahre Vereinsarbeit von Fabienne Mühl mit nahezu 20 Projekten – vom Walderlebnispfad, der längsten Baumliege der Welt, über den Longhorn-Ride bis hin zu den Herzbänken, um nur einige zu nennen. „Wir kommen mit Eigenleistung auf eine Million Euro, die wir für Todtnauberg investiert haben“, so Kassiererin Simone Schubnell-Braunsberger. Allein zehn Prozent davon flossen in das Freibad: Saison-Ausgaben und notwendige Sanierungen wurden von „Liebenswert“ finanziert. „Ohne den Verein kann das Freibad nicht mehr existieren“, betonte Irene Duin, stellvertretende Vorsitzende des Freibad-Fördervereins.

Und auch das Stimmungsbild über eine Auflösung des Vereins war eindeutig: Von den 205 Anwesenden stimmten 88 Mitglieder sowie 107 Nichtmitglieder gegen eine Auflösung, vier weitere waren ebenfalls dagegen. Kein einziger sprach sich für eine Auflösung aus. Dies war keine rechtskräftige Abstimmung, sollte dem Verein aber ein Stimmungsbild zeigen. Boch bedankte sich für das uneingeschränkte Vertrauen. „Wir wollen weiter machen, aber gerne so wie früher.“

Eine Botschaft für den Bürger

Deshalb wurde eine Botschaft an den Bürger verfasst, unterschrieben von den Versammlungsteilnehmern, mit der Bitte, die Recherchen und Vorwürfe ab sofort zu unterlassen, damit die Vereinstätigkeit in gewohnter Form weitergehen kann. Fredi Boch wird die Botschaft persönlich dem Bürger übergeben.

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