Todtnau Lesegenuss auf Schwarzwaldhöhen

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Literatru I: Lesen auf dem Berg in Todtnauberg/Noch zwei Tage Autoren zu Gast

Todtnau (hau). Todtnauberg wird zum 17. Mal bei den Literaturtagen das literarische Zentrum des Hochschwarzwaldes. Bekannte Autoren lesen im Kurhaus Todtnauberg.

Am Freitagnachmittag wurde das kleine Literaturfestival von der preisgekrönten Hörbuchinterpretin Doris Wolters und Andreas Erchinger, Pianist und Komponist, in der neuen Reihe „Klassiker – Vergessene Literatur neu entdecken“ eröffnet. Zu erleben war das Programm: „Wohin ich immer reise, ich fahr nach Nirgendland“ über die Dichterin Mascha Kaléko, die 1975 in Zürich starb.

Am Abend war Michael Krüger, der legendäre und langjährige Chef des Hanser Verlags, Gast im Kurhaus mit einer unterhaltsamen Gesellschaftsbetrachtung.

Am Samstag

Am Samstagmorgen, 11 Uhr, wird „Lesen auf dem Berg“ mit Marie Malcovati fortgesetzt, die als Roman- und Theaterautorin in Sölden wohnt. Sie stellt ihren zweiten Roman „Als hätte jemals ein Vogel verlangt, dass man ihm ein Haus baut“ vor. Drei Frauen reisen an den Polarkreis. Dort wollen sie Tahvo Fährmann finden, mit dem sie „alle drei ein Hühnchen zu rupfen haben“. Der Roman liest sich wie ein Film. Es ist Marie Malcovatis Geheimnis, wie es ihr gelingt, mit stimmigen Metaphern Personen, Stimmungen und Handlungen lebendig zu machen.

Um 15.30 Uhr kommt Joachim B. Schmidt mit seinem Roman „Tell“ ins Kurhaus: Wilhelm Tell, einmal anders erzählt: Nicht mehr Schiller mit dem gesellschaftlichen Freiheitskampf, sondern ein Wilhelm Tell, der einen persönlichen Freiheitskampf führt und ein Gessler, der Tell zwar zum Apfelschuss verurteilt, aber aus anderen Beweggründen, als wir sie kennen. Mit „Tell“ erzählt Schmidt eine neue spannende und berührende Geschichte über den legendären Schweizer Freiheitskämpfer.

Am Abend, 20.30 Uhr, begegnen sich im Kurhaus Katerina Poladjan aus Berlin und Catalin Dorian Florescu aus Zürich. Sie sprechen über Veränderung und Hoffnung in ihren Heimatländern Russland und Rumänien.

Katerina Poladjan vereint in ihrem Roman „Zukunftsmusik“ vier Generationen Frauen in einer Mehrfamilienwohnung östlich von Moskau. Es ist der 11. Mai 1985. Der Tag der Wahl Michael Gorbatschows zum Generalsekretär der KPdSU. Wird sich etwas ändern? Werden Hoffnungen sich erfüllen? Nicht umsonst heißt Katerina Poladjans Roman „Zukunftsmusik“. Er war für den Leipziger Buchpreis nominiert.

Catalin Dorian Florescu, 1967 in Rumänien geboren, verbrachte seine Kindheit in der kommunistischen Diktatur. 1982 schaffte es die Familie, sich in den Westen abzusetzen. Sein aktueller Roman „Der Feuerturm“ ist Zeuge des wechselvollen Lebens der Familie Stoica in Bukarest vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Hoffnung auf Freiheit und Glück 1989.

Am Sonntag

Krankheitsbedingt muss die Lesung mit Annika Büsing ausfallen. Dafür liest um 11 Uhr am Sonntagmorgen Usama Al Shahmani aus seinem dritten Buch „Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt“ lesen.

Al Shahmani lebte im Irak als Schriftsteller unter Saddam Husseins Regime, eine grausame Diktatur und eine unendliche Kriegszeit. „Ich hatte damals ein kritisches Theaterstück geschrieben, welches dazu führte, dass ich fliehen musste,“ sagt Usama Al Shahmani, geboren 1971 in Bagdad. Seine Flucht endete 2002 in der Schweiz. Er brachte sich selbst Deutsch bei und nahm jedes Arbeitsangebot an. Die Schweiz ist jetzt seine Heimat: „Integration ist ein schönes Zeichen der Hoffnung und der Liebe zum Leben“, bekennt Al Shahmani. Seine Romane schreibt er auf Deutsch.

Die beliebte traditionelle Lesung auf dem Radschert entällt organisationsbedingt dieses Jahr, soll aber künftig wieder aufleben, erklärt Claudia Steinhardt von der Hochschwarzwald Tourismus GmbH. Das Gleiche gelte für die Kinderlesung.

Die Lesungen werden begleitet und moderiert von Gerwig Epkes, Autor, Literatur- und Feature-Redakteur beim SWR.

  Karten unter reservix.de, Kosten: 15 beziehungsweise 19 Euro.

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