Todtnau Massives Gefahrenpotential

Markgräfler Tagblatt

Geologie: Acht Felsformationen können sich jederzeit vom Fels lösen / Infoveranstaltung für Bürger

Die Gefahren im Todtnauer Ortsteil Geschwend lauern hoch oben auf dem Berg. Dort sind riesige, tonnenschwere Felsenbrocken, wie bei den intensiv durchgeführten Untersuchungen, die Experten vom Landesamt für Geologie im Steilgelände unternommen haben, inzwischen zu einem erheblichen Risiko für die Bewohner und die darunter liegenden Häuser geworden.

Von Paul Berger

Todtnau-Geschwend. Aus diesem Grund sah sich die Verwaltung, wie Bürgermeister Andreas Wießner in der eilends einberufenen Infoveranstaltung am Donnerstagabend in Todtnau - und nach „einer für viele unruhigen Nacht“ wie er die Ereignisse vom Vortag bezeichnete - gezwungen, unverzüglich zu handeln.

Bereits im März hatte es in Geschwend einen Felssturz gegeben, der glücklicherweise ohne größere Schäden ablief. Bei den daraufhin veranlassten Untersuchungen haben Mitarbeiter des Landesamtes für Geologie unter Einbeziehung der Forstbehörden wochenlang „Punkt für Punkt“ den Steilhang untersucht und ein entsprechendes Gefahrengutachten erstellt.

Dabei wurde festgestellt, dass acht Felsformationen, wie Wießner berichtete, sich jederzeit am Berg lösen können und daher eine Gefahr für die darunter liegenden Gebäude sind.

Besonders zwei dieser zum Teil recht massiven Gesteinsbrocken stellen nach derzeitigen Erkenntnissen ein hohes Gefahrenpotential dar, beschrieb Bürgermeister Wießner die ungewöhnliche und auch belastende Situation.

Rasches Handeln ist angesagt

Wie groß die Gefahr ist, zeigten die von Bauamtsleiter Klaus Merz auf einer Großleinwand vorgestellten Bilder. Bei zwei riesigen Felsbrocken ist der Untergrund ausgespült. Einer davon droht auseinanderzubrechen, weshalb 70 Bewohner am Mittwoch kurzerhand ihre Häuser und Wohnungen verlassen mussten.

Die Unterbringung der evakuierten Personen erfolgte größtenteils bei Verwandten und Bekannten sowie in diversen Ferienwohnungen im Todtnauer Umland. Dankbar, so der Gemeindechef, sei man auch für die angebotene Hilfe, die man vom Todtnauer Feriendorf erhalten habe.

Hilfe und Unterstützung finden die Betroffenen bei der Stadtverwaltung in Todtnau. Zuständig sind neben Klaus Merz (Bauamt) auch Gerhard Asal und Andrea Ketterer. An sie, so hieß es, dürfe man sich jederzeit wenden.

Mit den Vorbereitungen für die Sicherung der Problemfelsen werde unverzüglich begonnen, versicherte Bürgermeister Andreas Wießner. Erste Vorkehrungen in dieser Sache wurden in Absprache mit dem Regierungspräsidium sowie mit der Spezialfirma Sachtleben, die derzeit an der Straße zum Feldberg tätig ist und über entsprechendes Know-How und Ausrüstungen verfügt, bereits getroffen.

Die Einrichtung der Baustelle erfolgt unverzüglich, so dass bereits in der kommenden Woche mit den ersten Arbeiten begonnen werden kann. Ebenso bemühe man sich um die erforderlichen Flugkorridore für die Hubschrauber, mit denen das benötigte Material in die Steilwand transportiert werde.

Wenn alles gut läuft, so Wießner, könne man in einer Woche mit der Sicherung der Felsen starten. Diese sollen mittels Bohrstäben fest mit dem Erdreich verankert werden.

Als zusätzliche Sicherung für die gefährdeten Gebäude wird ein so genannter Energiefangzaun, der herabstürzende Felsbrocken abfangen soll, installiert.

Für die Arbeiten ist eine Bauzeit von zirka sechs Wochen vorgesehen. Den Bewohnern wird dringend empfohlen, bis zum Abschluss der Sicherungsarbeiten nicht in ihre Wohnungen zu gehen. Auch das Betreten oder der Aufenthalt im Steilgelände am Rabenfelsen ist derzeit strengstens untersagt.

Stimmen von Betroffenen

Neben Verständnis für die getroffenen Anordnungen durch die Verwaltung, die Häuser kurzfristig zu verlassen, gab es auch Kritik an den Anordnungen.

Ortsvorsteher Alfred Zielinski lobte vor allem das besonnene Verhalten der Mehrheit der Betroffenen in dieser für sie recht ungewöhnlichen Situation. Gleichzeitig müsse versucht werden, den Leuten ihre Ängste zu nehmen.

Zielinski regte an, die bevorstehende Gemeinderatssitzung im November, in der das geologische Gutachten vorgestellt werden soll, in Geschwend gemeinsam mit dem Ortschaftsrat durchzuführen.

Mehrere Betroffene zeigten sich verwundert über die kurzfristige Evakuierungs-Ankündigung am Mittwoch.

Das Verbot, die Häuser und Wohnungen zu betreten, stieß bei einigen auf völliges Unverständnis. Man habe schließlich Haustiere, die ebenfalls versorgt werden müssen, berichtete eine der betroffenen Anwohnerinnen.

Auch für die Verwaltung und ihre Mitarbeiter stellte das Ganze eine enorme Herausforderung dar, erklärte Bürgermeister Andreas Wießner, weshalb man alles unternehme, um anstehende Probleme zu lösen.

Sein Angebot lautet: Wer dringend Hilfe benötigt, darf sich jederzeit an die Verwaltung wenden.

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